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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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nach irgendwelchen Anzeichen eines Bootsunfalls umsieht. Das ist alles. Er konnte nicht verhindern, dass die Medien berichteten, dass man eine Leiche gefunden hat. Der Inspektor wurde auch dabei gesehen, wie er die Tote von seinem Boot ins Auto trug. Aber die Medien haben nicht mehr erfahren, als dass die Tote im Wasser gefunden wurde und dass sie weiß und blond ist. Sie werden aber bald ein Bild und einen Namen zu der Leiche haben wollen. Wenn sie keine weiteren Informationen bekommen, werden sie Verdacht schöpfen. Sie erinnern sich ja, wie es vor einigen Jahren auf einer anderen Karibikinsel gelaufen ist.«
    »Natürlich«, antwortete Sherry. »Und wenn die Spur wirklich nach Haiti führt?«
    »Dann sprechen wir weiter, aber bitte, Miss Moore, eines nach dem anderen. Ich habe versprochen, Sie anzurufen, wenn irgendetwas auftaucht, was mit dem zu tun hat, was Sie gesehen haben. Das habe ich getan. Vielleicht kann das, was Sie in Jamaika sehen, unseren Freund, den Polizeioberst in Haiti, zu einem bestimmten Ort führen. Wir würden uns wünschen, dass wir uns an die Behörden in Haiti wenden könnten, um uns direkt nach dem toten Mann in Tiburon zu erkundigen. Und dass sie uns mit diesem unbekannten Flugzeug helfen würden, das in Richtung Haiti geflogen ist – aber die Polizei in Haiti ist nun einmal nicht bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Dabei ist es nicht so, dass es in Haiti keine guten Leute gäbe – es gibt dort sehr wohl auch fähige Politiker und Polizisten. Männer wie den Oberst, von dem ich Ihnen erzählt habe. Aber auch die Leute mit den besten Absichten können in dem korrupten System nicht allzu viel ausrichten. Haiti ist so wie dieses Tier in Doctor Dolittle, dieses Stoß-mich-zieh-dich mit zwei Köpfen, die in die entgegengesetzte Richtung wollen und keinen Schritt vorankommen. Wir müssen Rücksicht nehmen auf die Sicherheit der Familie des Toten in Tiburon und auch auf die Entwicklungshelferin von Madame Esme. Offizielle Ermittlungen könnten noch mehr Tote zur Folge haben. Haiti ist ein extrem armes Land mit alles andere als stabilen Verhältnissen. In Haiti haben sie weder die Zeit noch das Geld oder die nötigen Leute, um das organisierte Verbrechen zu bekämpfen. Man kann sicher niemanden dazu bewegen, irgendwelchen Berichten über gefangene Frauen nachzugehen, die von toten oder anonymen Quellen stammen. Sie kümmern sich garantiert nicht um Leichen, die über internationalen Gewässern aus Flugzeugen geworfen werden. Außerdem geht ein Drittel des Kokains aus Kolumbien, das in die USA oder nach Europa geliefert wird, über Haiti. Und wenn sie ganze Schiffsladungen Kokain ungehindert durchlassen, warum sollten sie uns dann helfen, ein paar vermisste Frauen zu finden?«
    »Da haben Sie auch wieder recht«, räumte Sherry ein.
    »Ich will aber nicht, dass dieses Mädchen aus dem Flugzeug umsonst gestorben ist. Wenn wir nicht irgendetwas Konkretes darüber erfahren, woher sie kommt, dann sind die Ermittlungen vorbei. Vielleicht sind sie jetzt schon vorbei. Vielleicht sind die Händler gerade dabei, alle Beweise zu vernichten. Aber wir müssen es versuchen. Ich kann alles arrangieren, damit Sie noch heute Nachmittag nach Kingston fliegen und sich mit dem Inspektor treffen können. Ich werde ihm erklären, was Sie tun werden. Und ich möchte Ihnen noch etwas sagen, was uns allen klar sein muss: Die Tätowierung sagt uns, dass der Käufer die Frauen jederzeit beseitigen würde, wenn es ihm notwendig erscheint. Wenn es da noch mehr von ihnen in der Karibik gibt, dann sind sie in großer Gefahr.«
    »Und was genau werden Sie dem Polizeiinspektor über mich erzählen?«
    Dantzler lachte kurz auf. »Es gibt im Moment so viel, was ich nicht weiß – und diese Frage macht mir fast am meisten Kopfzerbrechen.«
    Kingston, Jamaika
    Rolly King George saß in einer Ecke des Warteraums im Keller des University of the West Indies Hospital und blätterte Zeitschriften durch, während er mit dem Fuß ungeduldig auf den fleckigen Linoleumboden klopfte. Er hatte die Leiche der Frau gerade über eine Laderampe in den Keller des Krankenhauses gebracht. Ein Handyanruf bei einem Freund hatte zur Folge, dass zwei Krankenhausmitarbeiter kamen, um die Tote in einen Kühlraum zu bringen. Dort würde sie vor neugierigen Blicken sicher sein, bis sie vom Leiter der Pathologie untersucht werden konnte und zur Autopsie gelangte.
    Ihm gegenüber saß eine alte Frau mit blassgrünen Augen und einer Haut, die wie verbranntes

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