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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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uns tätig.«
    »Mit großem Erfolg, wie ich sehe.«
    Schwarz machte eine Geste des Bedauerns.
    »Könnt ihr uns einen Moment allein lassen?«, sagte Loewi.
    Seine Frau und seine Töchter zogen sich murrend zurück.
    Der Anwalt wartete, bis die Tür zu war. Schwarz bemerkte, dass sein linkes Lid leicht zuckte. »Es war Marco Kessler.«
    Schwarz schaute ihn ungläubig an.
    »Ich konnte ihm in die Augen sehen.«
    »Ist er gefahren?«
    »Nein, er saß hinten.«
    »Und der Fahrer?«
    »Ich habe nur Marcos Gesicht und die Pistole gesehen.«
    »Eine Frau, ein Mann?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Schwarz überlegte. »Sie müssen hier für eine Weile weg, Herr Loewi. Ihre Adresse steht auf einer schwarzen Liste im Internet.«
    »Von hier weg? Ich bin in München geboren.«
    »Sie müssen ja nicht gleich die Stadt verlassen. Vielleicht haben Sie Freunde, bei denen Sie für ein, zwei Wochen unterkommen.«
    Loewi schwieg.
    »Ich will nicht, dass diese Leute denken, sie könnten mich vertreiben.«
    »Dann bringen Sie wenigstens Ihre Familie in Sicherheit. Und beantragen Sie Polizeischutz.«
    »Ich überlege es mir.«
    Er machte plötzlich einen sehr erschöpfen Eindruck und starrte vor sich auf den Boden.
    »Ich lasse Sie jetzt allein, Herr Loewi. Meinen Bericht kriegen Sie morgen.« Er hatte schon die Türklinke in der Hand, als dem Anwalt noch etwas einfiel.
    »Herr Schwarz. Diesem Kommissar habe ich übrigens nichts von Marco Kessler gesagt.«
    Schwarz sah ihn fragend an.
    »Ich wollte unser Programm nicht gefährden.« Er lachte bitter. »Unser wahnsinnig erfolgreiches Aussteigerprogramm.«
     
    Schwarz kannte die griechische Kneipe seit über dreißig Jahren. Kolbinger saß vor frittierten Tintenfischringen.
    »Essen?«, sagte der alte Kellner.
    Schwarz schüttelte den Kopf.
    »Retsina?«
    »Um Gottes willen, ich will hier lebend wieder rauskommen. Ein Dunkles.«
    Der Kellner entfernte sich, ohne eine Miene zu verziehen, Richtung Tresen. Schwarz schnappte sich einen Tintenfischring. Er schmeckte wie Kaugummi in ranzigen Semmelbröseln. Kolbinger beobachtete ihn dabei.
    »Du willst hören, was ich weiß«, sagte Schwarz.
    Kolbinger nickte.
    »Ich weiß, dass Loewi von Bernhard Hörwig beschattet wurde. Ich weiß, dass er auf einer schwarzen Liste steht. Aber das interessiert dich ja nicht.«
    »Doch, Anton, natürlich.«
    »Und ich weiß, wer geschossen hat.«
    Kolbinger starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Aber das sage ich dir nicht.«
    Der Kommissar hob in einer hilflosen Geste die Arme. »Anton, können wir nicht endlich mit dem Spiel aufhören?«
    »Ich trau dir leider nicht mehr, Kolbinger.«
    »Wegen so einer Jugendsünde?«
    »Du warst aber lange Jugendlicher.«
    »Ich habe das damals völlig falsch eingeschätzt, ich wusste nicht mal, dass es eine Wehrsportgruppe ist.«
    »Glaube ich dir nicht. Ist mir aber, ehrlich gesagt, auch egal. Mich irritiert, dass du
jetzt
keinen Biss entwickelst und auf dem rechten Auge offenbar eine schwere Sehstörung hast.«
    Kolbinger schwieg lange. Dann gestand er Schwarz, dass er tatsächlich große innere Widerstände gegen Ermittlungenim rechten Milieu habe. »Aber nicht, weil ich irgendwelche alten Kameraden decken will, Anton. Ich habe einfach Panik, dass meine eigenen Dummheiten ans Licht kommen. Und dann bin ich weg vom Fenster.«
    Schwarz betrachtete den ehemaligen Kollegen lange schweigend und wägte ab. Selbst wenn er Kolbinger nicht traute: Er hatte keine Wahl. Er musste ihn informieren. Loewi unterschätzte die Gefahr dramatisch. Er und seine Familie brauchten unbedingt Polizeischutz.
    »Der Mann, der geschossen hat, heißt Marco Kessler. Er war zuletzt bei seiner Mutter in der Willibaldstraße 133 gemeldet. Ich weiß nicht, wo er jetzt untergeschlüpft ist, würde dir aber raten, mit allen zur Verfügung stehenden Kräften nach ihm zu fahnden.«
    »Du meinst, er versucht es noch mal?«
    »Er oder einer seiner Kameraden. Kessler ist kein Einzeltäter und die Gruppe hat vermutlich noch andere Waffen.«
    »Woher weißt du das?«
    Schwarz ließ sich Zeit. »Marco Kessler war Zellengenosse von Tim Burger.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Und Burger kommt dieser Tage aus dem Knast.«
    Der Kommissar starrte ihn ungläubig an.
    »Häng dich rein, Kolbinger, sonst bist du wirklich weg vom Fenster.«

55.
    Loewi meldete sich um fünf vor neun. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit war Schwarz bereits wach.
    »Warum haben Sie mir nichts von dieser Parteigründung gesagt, Herr

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