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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gelaufen. Er hatte an das Polaroidfoto denken müssen, das Duval ihm am Tatort in Fort Lauderdale gezeigt hatte – das Foto von Amelia Newton, die eine ähnliche dunkle Brille getragen hatte.
    Sam dachte wieder an den Acetongeruch.
    Felicia Delgados Fingernägel waren nicht lackiert, aber Sam fragte eine der Schwestern, ob ihr aufgefallen sei, ob das Mädchen lackierte Zehennägel habe.
    »Nein, Sir, das ist mir nicht aufgefallen«, sagte die Schwester.
    Sam bat sie, einen Blick auf die Füße des Mädchens zu werfen, es könne wichtig sein.
    Während er wartete, kehrten seine Gedanken zurück zu den Grauen dieses Tages. Die Spitzendeckchen über den Augenhöhlen des Opfers. Auch nicht grotesker als in den vorherigen Fällen, nur dass sie irgendwie … scherzhafter zu sein schienen als die anderen Gegenstände, die Black Hole bisher verwendet hatte.
    Aber da war noch etwas, was Sam zu schaffen machte.
    Es sah aus, als hätte Felicia Delgado Blut von sich abgewaschen. Spuren davon waren unter ihren Fingernägeln und auf ihren Armen und der Kleidung haften geblieben.
    Sam vermutete, dass sie ihre Mutter gefunden hatte, die Leiche berührt hatte, sie zu halten versucht hatte und dann in einen katatonischen Schockzustand gefallen war.
    So, wie Felicia jetzt dalag, Stunden später, reglos in diesem Krankenhausbett, erinnerte sie Sam auf schreckliche Weise an seine Adoptivtochter Cathy, wie man sie nach der Ermordung ihrer Eltern gefunden hatte. Es war lange her, aber manche Erinnerungen ließen sich niemals löschen.
    Wie die Erinnerung an den Tag, als Sam keine andere Wahl gehabt hatte, als Cathy wegen dringenden Tatverdachts festzunehmen.
    Auch sie war damals vierzehn gewesen.
    Und unschuldig.
    Und hier war wieder eine Vierzehnjährige.
    Unter ähnlich erschreckenden Umständen.
    Sie würden das Mädchen vernehmen müssen, sobald es reden konnte, und sie würden ihren Job erledigen. Aber Sam hasste es schon jetzt.
    »Kein Nagellack«, riss die Schwester ihn aus seinen Gedanken.
    »Könnte es sein, dass der Nagellack hier im Krankenhaus entfernt wurde?«
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Bei einer Narkose würde man den Lack vielleicht von den Fingernägeln entfernen, aber nicht von den Zehen.«
    Sam nickte. »Danke, Schwester.«

*
    Um ein Uhr morgens hatte Sam noch immer keinen Schlaf gefunden. Er hätte Grace anrufen können, die in der Schweiz vielleicht schon beim Frühstück saß, aber es war ebenso gut möglich, dass sie noch nicht wach war, und er wollte sie nicht stören.
    Er wollte sie ohnehin nicht mit seinen düsteren Gedanken belasten, jedenfalls nicht so kurz vor ihrem langen Flug nach Hause.
    Seine düstere Stimmung hing mit dem Fall zusammen, vor allem mit Felicia Delgado. Mit dem schieren Wahnsinn, das Mädchen könnte vielleicht als Verdächtige beim Mord an ihrer eigenen Mutter gelten, weil sie psychische Probleme hatte. Außerdem war es das Blut ihrer Mutter gewesen, das unter ihren Nägeln und an ihrer Kleidung gehaftet hatte; das war inzwischen bestätigt worden.
    Wenigstens machte es – Gott sei Dank – keinen Sinn, Felicia als Verdächtige in den anderen Black-Hole-Morden in Betracht zu ziehen. Der Gedanke war lächerlich. Es war sehr viel wahrscheinlicher, dass Felicia nicht die Täterin, sondern lediglich Zeugin war.
    Allein schon der Gedanke an den seelischen Zustand des Mädchens rief ein schmerzliches Echo in Sam hervor.
    Damals war es Grace gewesen, die von Anfang an fest an Cathys Unschuld geglaubt hatte.
    Grace, die dann ihre Psychologin geworden war.
    Auch dieser Gedanke ließ Sam in dieser Nacht keine Ruhe. Er hasste die Vorstellung, seine Frau in diesen neuen Fall hineinzuziehen; dennoch fragte er sich unwillkürlich, ob Grace nicht vielleicht genau die Richtige wäre, um zu versuchen, Felicia Delgados Panzer zu durchdringen.

33.
    13. Mai
    Er las wieder aus einem Text mit der Überschrift Die Augen halten den Schlüssel .
    Über forensische Pathologie und den Glaskörper, der aus einer gelartigen Substanz bestand und länger vor der Verwesung verschont blieb als andere Körperflüssigkeiten.
    »Während Bakterien den Blutalkoholspiegel zunehmend verfälschen, kann der Glaskörper dem Gerichtsmediziner über einen längeren Zeitraum hinweg relativ zuverlässig sagen, wie hoch der Blutalkoholspiegel kurz vor dem Tod war. Selbst nach einer Einbalsamierung kann ein Toxikologe ihn noch immer auf Äthanol testen, da der für die Einbalsamierung verwendete Alkohol nach dem Tod nicht

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