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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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deutete mit den Zeigefingern Anführungszeichen an, »durch ein besessenes, vermutlich paranoides Individuum jedoch nicht aus. Ein solcher Täter könnte eine Frau ganz einfach deshalb als Opfer auswählen, weil sie attraktiv ist. Vielleicht hat sie den Killer aber auch nur falsch angeschaut. Möglicherweise hat ihn irgendetwas an den Augen des Opfers irritiert. Es gibt zahllose mögliche Erklärungen. Jedenfalls hatte keine der ermordeten Frauen außergewöhnliche Sehprobleme, auch wenn die Phobie des letzten Opfers von Bedeutung sein könnte.«
    Der Killer hatte in sämtlichen Fällen einen »sicheren« Zeitpunkt ausgewählt, um zuzuschlagen, und hatte eine Möglichkeit gefunden, Zugang zu den Wohnungen der Opfer zu bekommen. Vielleicht war er sogar eingeladen worden.
    Nichts deutete auf unbeherrschte Gewalt oder Sadismus hin.
    Kein Hinweis auf einen sexuellen Übergriff oder auch nur sexuelles Interesse.
    Die Opfer waren nicht entkleidet worden.
    Jedes Opfer war mit Medikamenten betäubt, dann vermutlich auf sein eigenes Bett gelegt und mit zwei Schüssen in beide Augen getroffen worden, sodass es entweder sofort tot oder verblutet war.
    »Wir wissen nicht, ob die Opfer betäubt wurden, damit sie sich nicht mehr zur Wehr setzen konnten oder – was nicht ganz auszuschließen ist – um ihr Leiden zu verringern. Hier einen Akt der Gnade zu unterstellen, mag abwegig erscheinen, allerdings könnte der Killer einen inneren Zwang verspüren, genau dieses Endspiel durchzuspielen, jedoch ohne den Trieb, Schmerzen zuzufügen.«
    Duval sprach über die Waffe. Die .380er ACP-Patronen passten Laboruntersuchungen zufolge zu einem Colt Mk 4, einer selbstladenden, halbautomatischen Rückstoßpistole, die Mitte der Achtziger- bis Ende der Neunzigerjahre produziert worden war.
    »Es lässt sich unmöglich sagen, ob diese Waffe kürzlich erworben wurde, oder ob es sich um ein Sammlerstück handelt, vielleicht sogar eine alte Familienwaffe.«
    Als Nächstes schilderte er, was er den »letzten Schliff«, bei jedem Verbrechen nannte.
    »Die Inszenierung der Tatorte scheint nicht sexuell motiviert zu sein, und nur in einem Fall wurde die Leiche der Wirkung halber manipuliert, und zwar wurden Lindy Brauns Arme so positioniert, dass ihre Hände die Augen bedeckten. Und die Hände steckten in Handschuhen.«
    Auch die Betten selbst waren von Bedeutung, vermutete Duval.
    »Sterbebett«, sagte er. »Praktisch. Bequem. Sauber.«
    Drei Kissen – wobei auch die Zahl etwas bedeuten konnte – waren jedem Opfer unter den Kopf geschoben worden, mit einem Latexlaken zwischen Kopf und oberstem Kissen. Das vierte Kissen wurde als Schalldämpfer benutzt und war daher ein Teil der Handschrift des Täters, nicht der Inszenierung.
    Das Opfer war sorgfältig positioniert worden, die Kleidung ordentlich.
    »Das Wichtigste, was die Inszenierung angeht, sind die Abdeckungen über den zerfetzten Augenhöhlen. Dass der Täter sie abdeckt, ist nachvollziehbar. Wahrscheinlich fällt es sogar ihm nicht leicht, sich sein Werk anzuschauen. Aber dass die Abdeckungen offenbar das Einzige sind, worin die Tatorte sich deutlich unterscheiden, weist auf irgendeine andere Bedeutung hin.«
    Die Schlafmaske.
    Die Mullbinde, mit Heftpflaster festgeklebt.
    Die weiß behandschuhten Hände.
    Die Sonnenbrille.
    Die kleinen Spitzendeckchen.
    »Er spielt ein Spiel. Will prahlen. Hat an diesem Punkt Spaß . Ist dennoch bösartig und beherrschend. Kauzig, aber letztendlich mächtig.«
    Er kam wieder darauf zu sprechen, dass die Opfer ihren Mörder wahrscheinlich selbst hereingelassen hatten. Das bedeutete möglicherweise, es handelte sich um einen Bekannten oder jemanden mit einem Termin oder einer Verabredung, vielleicht sogar einem Auftrag – auch wenn man keinerlei Aufzeichnungen in Terminkalendern oder Notizbüchern oder auch nur auf Post-it-Zetteln gefunden hatte. Das wiederum bedeutete, entweder hatte der Mörder diese Notizen vernichtet, oder die Opfer hatten aus irgendeinem Grund beschlossen, es nicht schriftlich festzuhalten.
    Vielleicht war der Killer aber auch unerwartet erschienen.
    »Detective Becket hat an den beiden Tatorten, die er aufgesucht hat, einen starken Acetongeruch wahrgenommen. Er hat uns eine umfassende Liste mit Produkten zur Verfügung gestellt, die diese Substanz enthalten. Falls das ein Hinweis ist – wenn auch nur in zwei von fünf Fällen –, könnten wir es mit jemandem wie einem Maler oder Nageltechniker zu tun haben. Es könnte aber auch

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