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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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noch?«
    Cutter nickte. »Ja. Sie führen Kartei über jede Kundin. Sah nach demselben leuchtenden Rosa aus wie an dem Tag, an dem sie gestorben ist. Und weder ihr Friseur noch der Nageltechniker machen Hausbesuche. Die haben in ihren Salons offenbar genug zu tun.«
    »Sollen wir sie überprüfen?«, fragte Sheldon.
    Sam spürte, wie ihm seine Acetonspur entglitt.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das was bringt. Danke, Leute.«

55.
    Linda Morrison war nicht erfreut.
    Billie Smith, die Sängerin der Titelpartie, war nicht zur Probe erschienen, ohne Erklärung und ohne ans Telefon zu gehen.
    Alle anderen hatten sich an diesem Abend bei Tyler eingefunden. Jack Holden beklagte sich noch immer über seine Wehwehchen. Toni Petit war mit selbst gekochter Suppe für Holdens rauen Hals und Blumen aus ihrem Garten für den Gastgeber erschienen, der so viel Anstand besaß, sie anzunehmen. Carla Gonzales sagte, sie sei in Topform, und der ganze Chor stand in den Startlöchern.
    »Ich werde einen Teufel tun und uns den Abend von Billie verderben lassen«, sagte Linda.
    »Weiß jemand von euch, wo sie arbeitet?«, fragte Sam.
    »Ich glaube, sie kellnert irgendwo«, sagte Carla.
    »Wo genau, weißt du nicht?«
    Carla schüttelte den Kopf.
    Niemand schien sich allzu große Sorgen um Billie zu machen, eher um die Inszenierung.
    Was Sam ein bisschen traurig stimmte.
    Und auch ein bisschen schuldbewusst. Er hätte Billie am Telefon nicht so kurz und knapp abweisen dürfen.
    Was hatte sie ihm sagen wollen?
    Tja, Junge, dachte er bedrückt, dafür ist es jetzt zu spät.
    Nach seiner nächsten Szene ging er ins Haus, um nach der Toilette zu suchen.
    Sie war deutlich ausgeschildert und im Innern mit Anweisungen versehen, wie eine tipptopp gepflegte öffentliche Toilette. Ihr Gastgeber hatte eindeutig einen anspruchsvollen Geschmack, mit festen Vorstellungen, wie es in seinem Zuhause aussehen sollte.
    Als Sam aus der Toilette kam, hörte er ein Geräusch.
    Die Art Geräusch, die einen Cop abrupt innehalten lässt.
    Jemand, der aufschrie. Ob Mann oder Frau, war schwer zu sagen.
    Dann ein Poltern, als ob jemand stürzte.
    Sam wartete einen Moment. Dann ging er durch den schwach erleuchteten Flur, der in den Haupttrakt des Hauses führte, und blieb vor einer geschlossenen Tür stehen.
    Wieder ein Aufschrei.
    Sam warf einen Blick zurück, sah aber niemanden und hörte auch kein Geräusch mehr, nur den Carmen -Chor, der holpernd abbrach, wobei ein paar Stimmen bei den hohen Tönen hängen blieben, nachdem die anderen bereits verstummt waren.
    Sam wandte sich wieder zur Tür um.
    »Hallo?«, sagte er.
    Als er nichts hörte, beschloss er, die Tür zu öffnen.
    Sie war abgeschlossen.
    Er ging zurück in den Garten und gesellte sich zu den anderen.
    »… wie abgewürgte Dudelsäcke!«, schimpfte Linda auf den Chor. Ein paar Sangesbrüder grinsten, wurden dann aber wieder ernst. »Schön, dass du dich auch wieder blicken lässt«, sagte Linda zu Sam.
    »Der Ruf der Natur«, sagte er. »Entschuldigung.«
    Tyler Allen tauchte von der Seite des Hauses auf, zwei Krüge mit frischem Wasser in den Händen. Er stellte sie auf den Tisch. Dann hielt er inne, um den Anweisungen zu lauschen.
    Er sah aufgewühlt aus, fand Sam.
    »Alles okay?«, fragte er ihn leise.
    »Was soll denn sein?«, sagte Allen.
    »Ich dachte nur eben, als ich auf der Toilette war, ich hätte irgendwo im Haus Geräusche gehört.«
    Allens hellgrüne Augen blickten kühl. »Meine Katzen. Zwei Siams. Sie streiten sich ständig und werfen alles Mögliche um.«
    »Warum lässt du sie nicht nach draußen?«
    »Es sind Hauskatzen. Und sie haben nicht viel übrig für Sänger oder Fremde.«
    »Meine Herren!«, sagte La Morrison laut.
    Sam hob beide Hände, als wollte er sich ergeben, und hielt den Mund.
    Siamkatzen hatten tatsächlich seltsam schrille Stimmen.
    Und falls in diesem Haus irgendetwas anderes los gewesen war, ging es ihn wirklich nichts an.

56.
    20. Mai
    Die seltsamen Geräusche, die Sam in Tyler Allens Haus gehört hatte, ließen ihm am Freitagmorgen noch immer keine Ruhe, sodass er in seinem Büro ein paar diskrete Nachforschungen über Allen anstellte.
    Der Mann war vorbestraft. Kleinere Vergehen, meistens unter Alkoholeinfluss. Zweimal war er wegen tätlichen Angriffs beschuldigt worden – einmal gegen eine Frau, einmal gegen einen jungen Mann. Anklagen waren nicht erhoben worden. Kaum ein Grund für Sam, seine Nase noch tiefer in die Sache zu stecken.

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