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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Doktor in der Hand hielt, und auf die kleine Nadel darin. »Bei einem so kurzen Eingriff?«
    »Dr. Adams möchte, dass Mrs. Becket so entspannt wie möglich ist«, sagte Merriam.
    Mildred streckte beide Arme nach ihm aus. »Je mehr, desto besser.«
    »Meine Frau, der neue Junkie«, seufzte David.
    »Was sein muss, muss sein«, sagte sie.
    »Sie haben kein Problem mit Nadeln?«, fragte Merriam.
    »Ich bin nicht besonders scharf drauf«, erwiderte Mildred. »Wie geht es denn diesem armen Unfallpatienten?«
    »Besser als vorher«, sagte Dr. Merriam. »Dr. Adams ist ein großartiger Chirurg.«
    David beobachtete, wie er den Arm seiner Frau abtupfte und ihr dann sanft die Spritze setzte.
    »Alles okay?«, fragte er.
    »Bestens«, antwortete Mildred.
    »Sie kann doch nicht schon wirken?«, wunderte sich David.
    »Glaub mir«, sagte Mildred ironisch, »das tut sie auch nicht.«

84.
    Keine fünf Minuten nachdem sie ihn in die Wohnung gelassen hatte, wurde er Cathy ein bisschen unheimlich.
    Er machte Fotos.
    Sie hatte ihm eine Tasse Kaffee angeboten, aber er hatte um ein Mineralwasser gebeten. Dann hatte er seine Kamera gezückt – die Cathy bewundert hatte –, hatte das Objektiv auf sie gerichtet und drauflosgeknipst, während Cathy noch zwei kleine Flaschen Mineralwasser aus dem Kühlschrank nahm.
    »Hey«, sagte sie. »Das reicht jetzt.«
    »Ich kann einfach nicht anders«, schwärmte Chauvin. »Sie sind ein wundervolles Motiv.«
    »Ich habe nicht darum gebeten, ein Motiv zu sein«, sagte Cathy.
    Auf einmal erinnerte sie sich daran, dass Grace gestern Abend ein wenig verärgert über ihn gewesen zu sein schien.
    Chauvin machte noch ein Foto.
    »Kommen Sie«, sagte Cathy und reichte ihm sein Wasser.
    »Wohin?«, fragte er.
    Sie lächelte. »Ich meinte es in dem Sinne, dass Sie die Annie-Leibovitz-Nummer lassen sollen.«
    »Annie Leibovitz? Wow«, sagte Chauvin. »Wenn Sie mir schmeicheln wollen, nur zu.«
    »Setzen wir uns auf die Terrasse«, sagte Cathy.
    »Darf ich meine Kamera mitnehmen?«
    »Wenn Sie sich nicht von ihr trennen können, von mir aus.«
    »Ich bin ein aufstrebender Fotojournalist, schon vergessen?«
    »Wie könnte ich das je vergessen?«, sagte Cathy.

85.
    David war im Aufzug mit nach unten gekommen und neben Mildred und einem Pfleger namens Benjamin bis zu der codegesicherten Doppeltür gegangen, die in den OP-Bereich führte. Er hatte ihre kalte Hand gehalten und gewusst, dass Mildred trotz der leichten Prämedikation noch immer ängstlicher war, als er gehofft hatte.
    »Es ist bald vorbei«, sagte er zu ihr.
    »Ich weiß.« Mildreds Stimme war leise, aber fest. »So oder so.«
    »Ich bin stolz auf dich«, sagte er sanft.
    Sie schnitt eine selbstironische Grimasse.
    David sagte ihr, dass er sie liebe, und sie sagte dasselbe zu ihm. Dann küsste er sie auf die Stirn, und Benjamin versicherte ihnen beiden, dass er sich gut um Mildred kümmern werde.
    Dann gingen sie durch die Tür und waren verschwunden.
    Auf einmal war David schrecklich nervös.

*
    Während sie in dem Raum vor dem OP-Saal auf einer Bahre lag und zu einer Uhr an der Wand hinaufstarrte, die ihr zeigte, dass es inzwischen achtzehn Uhr dreiunddreißig war, geschah etwas Merkwürdiges mit Mildred.
    Benjamin verharrte noch immer in ihrer Nähe, und zwei Schwestern waren rechts von ihr mit irgendetwas beschäftigt, als Dr. Ethan Adams wie aus dem Nichts auftauchte.
    Und irgendetwas in Mildred veränderte sich.
    Sie fühlte sich besser. Sicherer. Und das lag nicht an der Spritze, die auf einmal ihre Wirkung tat.
    Es lag an ihm .
    Da stand er in seinem grünen OP-Kittel, und er sah so sauber und adrett aus, als hätte sein eigenes Kindermädchen ihn eben erst abgeliefert. Er beugte sich leicht aus der Hüfte vor und sprach sie an.
    »Es wird sehr viel leichter sein, als Sie sich je vorstellen könnten, Mrs. Becket«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie schon einmal eine Vollnarkose hatten, daher wissen Sie ja bereits, dass Sie in null Komma nichts einschlafen werden, und wenn Sie aufwachen, wird alles vorbei sein, und ich werde kommen und wieder mit Ihnen reden.«
    Diese oder ähnliche Worte hatte Mildred erwartet, aber das Erstaunliche war, dass sie ihnen glaubte . Sie glaubte ihm , denn auf einmal – zum ersten Mal, seit sie ihm begegnet war – waren Ethan Adams’ Augen nicht nur wach und interessiert, sondern auch freundlich, einfühlsam sogar. Mildred kam der Gedanke, dass jetzt vielleicht der Moment war, in dem er sich am selbstsichersten

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