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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Mildreds irrationale Angst auf dich übertragen, jetzt, wo sie friedlich schläft.« Grace nahm seine Hand und drückte sie sanft. »Es ist bald vorbei.«

88.
    »Bilder zu machen ist mein Beruf«, sagte Chauvin zu Cathy. »Es ist mir in Fleisch und Blut übergegangen, wenn ich etwas oder jemanden Besonderes sehe. Ich wollte Sie nicht beunruhigen.«
    »Das haben Sie aber … ein bisschen jedenfalls«, sagte Cathy. »Aber es ist schon okay.«
    »Gut. Wo ist eigentlich Saul? Ich hatte gehofft, ihn auch zu sehen. Und Mel natürlich.«
    »Er ist auf dem Weg nach Hause«, sagte Cathy.
    Sie errötete, denn sie war es nicht gewohnt zu lügen. Bei dieser kleinen Unwahrheit wurde ihr noch ein bisschen unbehaglicher zumute.
    Sie stand auf, nahm ihr Mineralwasser und ging zurück ins Wohnzimmer.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Chauvin von der Terrasse aus.
    »Na klar«, sagte sie.
    Sie beobachtete, wie Chauvin aufstand, an den Rand der Terrasse trat und auf den Intracoastal Waterway hinausstarrte. Sie erwartete, dass er ein paar Fotos schießen würde, vor allem, da es bewölkt war und der Himmel über Florida oft faszinierend aussah, wenn ein Frühjahrsgewitter im Anzug war.
    Dann fiel ihr ein, dass sie ihr Handy gar nicht mehr eingeschaltet hatte, seit sie von der Uni gekommen war. Sie nahm es aus der Tasche und schaltete es ein. Der Jazz-Klingelton sagte ihr, dass sie neue Nachrichten hatte.
    Sie hörte die erste Nachricht ab. Sie war von einer ihrer Collegefreundinnen, die sich erkundigte, ob sie morgen früh mit ihr joggen gehen wolle.
    Die nächste Nachricht war von Grace.
    »Hallo, Cathy, ich bin vielleicht ein bisschen überreizt, aber falls Chauvin versucht …«, begann sie.
    Cathy hörte weiter.
    Chauvin wandte sich vom Intracoastal Waterway ab, nahm seine Kamera und kam zurück ins Haus.
    Er hob die Nikon wieder, richtete sie auf Cathy und nahm ein paar Einstellungen vor.
    Dann begann er wieder zu knipsen, schnell, ein Foto nach dem anderen.
    Cathy hörte Grace’ Nachricht zu Ende, behielt das Telefon in der Hand. Dann sagte sie angespannt: »Ich hatte Sie doch gebeten, keine Fotos mehr zu machen.«
    »Nur noch ein paar. Bitte.«
    »Keine Fotos mehr.«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte Cathy. »Ich möchte, dass Sie aufhören.«
    Er senkte die Kamera. »War das eine Nachricht von Ihrer Mom?«
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«
    »Ich bin sicher, sie war von ihr«, sagte Chauvin. »Und ich kann mir schon denken, was sie gesagt hat, denn ich habe auch von ihr Fotos gemacht. Ist noch gar nicht so lange her. Sie hat ein bisschen gereizt darauf reagiert. Und als ich sagte, wie verblüffend ähnlich Sie der anderen Grace in meinem Leben sehen und wie wunderbar es wäre, Sie in diesem Stil zu fotografieren …«
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen«, fiel Cathy ihm ins Wort.
    »Sind Sie darauf gekommen, wer diese andere Grace ist, Cathy? Sie sind sehr jung, deshalb wissen Sie es vielleicht nicht auf Anhieb, aber wie ich bereits zu Ihrer Mutter gesagt habe … hätte die andere Grace in diesem Jahrhundert gelebt, hätte sie wahrscheinlich genauso ausgesehen wie Sie.«
    Cathy warf noch einen Blick auf ihr Handy und sah, dass eine weitere Nachricht darauf war.
    »Würden Sie für mich posieren?«, fragte Chauvin. »Als die Prinzessin?«
    Mit einem Mal begriff Cathy. »Du meine Güte, Sie reden von Grace Kelly?«
    »Natürlich.«
    Sie lachte.
    »Genau das hat Ihre Mutter auch getan«, sagte Chauvin.
    »Was?«
    »Gelacht.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Cathy.
    Ihr Telefon klingelte, diesmal das Festnetz.
    »Entschuldigung.« Sie ging in die Küche und nahm ab.
    »Cathy, alles okay mit dir?«, fragte Sam.
    Sie hörte Chauvins leise Schritte vom Wohnzimmer in die Diele kommen.
    Und das Geräusch der Haustür, wie sie geöffnet und dann geschlossen wurde.
    »Augenblick«, sagte sie zu Sam.
    Sie ging in die Diele, warf einen Blick ins Wohnzimmer und auf die Terrasse, um sicherzugehen, dass er ihr keinen Streich spielte und irgendwo auf sie lauerte.
    »Cathy?«, fragte Sam.
    »Alles okay«, sagte sie.
    Sie überprüfte die restliche Wohnung in dem bedrückenden Bewusstsein, dass eine normale junge Frau mit weniger Narben auf der Seele keinen solchen Aufstand machen würde.
    Niemand da.
    Chauvin war gegangen, ohne ein weiteres Wort.
    Cathy ging zurück in die kleine Diele, schaute auf die Haustür.
    Sperrte sie ab.
    »Falls es um Grace’ seltsamen Franzosen geht«, sagte sie

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