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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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meinem Vater gesprochen.«
    »Noch mehr gute Neuigkeiten«, sagte Martinez.
    »Wie meinst du das?«, fragte Sam.
    »Marie Nieper ist vor einer Stunde wieder aufgetaucht, gesund und munter. Sie wurde von ihrer Familie ganz schön zusammengestaucht. Und weißt du, was sie gesagt hat? Sie hätte keine Ahnung gehabt, dass sich irgendjemand Sorgen um sie macht.«
    Sam atmete auf. Wenigstens hatte Black Hole kein weiteres Opfer gefunden.
    Noch nicht.
    »Über unseren unheimlichen Knipser habe ich noch nichts«, sagte Martinez, »aber ich bleibe dran.«
    Sam bedankte sich und sagte ihm, er solle nach Hause fahren.
    »Du solltest das alles auch mal eine Zeit lang ruhen lassen«, sagte Martinez. »Wirst du Mildred besuchen?«
    »Sie ist zu erschöpft«, erwiderte Sam. »Außerdem ist mein Dad ja bei ihr. Deshalb werde ich kurz bei der Probe vorbeischauen, nur für den Fall, dass Billie ebenfalls wieder aufgetaucht ist.«
    »Hoffen wir’s«, sagte Martinez.

*
    »Ich habe noch kein Wort von Billie gehört«, sagte Linda Morrison zu Sam, als er auf der Probe erschien. »Ich muss wohl über eine Umbesetzung der Titelpartie nachdenken.«
    Sie sah erschöpft aus, und die Atmosphäre in Tyler Allens Garten schien seltsam angespannt.
    »Das Mädchen ist eine Diva, das habe ich euch doch schon gesagt«, erklärte Allen.
    »Ich mache mir Sorgen um sie«, sagte Linda.
    »Ohne deine Titelpartie«, erwiderte Allen, »würde ich mir die Sorgen lieber für die Inszenierung aufheben.«
    »Ich bin eine Frau«, sagte Linda. »Ich kann mir um mehr als eine Sache gleichzeitig Sorgen machen.«
    Sam lachte.
    »Ich bin froh, dass du da bist, Sam.« Toni Petit trat von hinten an ihn heran, in einem schwarzen T-Shirt und Jeans. »Komm, ich muss für dein Kostüm Maß nehmen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe auch eines von Billies Kostümen mitgebracht, aber …«
    »Nicht heute Abend, fürchte ich«, sagte Sam.
    »Linda wird so langsam wütend.« Toni ging voran in die große umgebaute Garage, bis ganz nach hinten, wo sie einen großen Spiegel an die Wand gelehnt hatte.
    »Kann ich ihr nicht verdenken.« Sam entdeckte sein Matadorenkostüm, das unter einer Plastikhülle an einem Ständer hing. »Hoffen wir, dass auch Billie ihre Kostüme wird tragen können.«
    »Ja, hoffen wir’s.«
    Toni nahm die Schutzhülle ab, zog ein paar Reißverschlüsse auf und nahm das Kostüm in zwei Teilen vom Ständer, zuerst die vergoldete Torerojacke, dann die enge Hose.
    »Das sieht ja stark aus!«, sagte Sam.
    »Wir werden sehen«, meinte Toni.

*
    Irgendwas stimmt heute Abend nicht mit ihr, überlegte Sam, als Toni sich auf sein Kissen kniete und den Sitz von Escamillos Hose überprüfte. Er hatte die kleinen, senkrechten Falten der Konzentration schon oft zwischen ihren Augenbrauen gesehen, aber heute Abend wirkten sie noch tiefer als sonst, und Toni machte einen abwesenden Eindruck.
    »Alles okay mit dir?«, fragte Sam, während Toni zwei Nadeln aus dem kleinen schwarzen Samtkissen nahm, das mit einem Gummiband an ihrem linken Handgelenk befestigt war.
    »Mhm.« Sie steckte sich die Nadeln zwischen die Lippen.
    »Du scheinst heute Abend nicht ganz du selbst zu sein.«
    Sie nahm eine der Nadeln aus dem Mund, zuckte die Schultern und beugte sich über ihre Arbeit.
    Es sah Toni Petit gar nicht ähnlich, die Schultern zu zucken. Sonst war sie immer präzise und mit ganzem Herzen bei der Sache.
    Allerdings wusste Sam nur wenig über sie – abgesehen von dem, was sie bei der Operntruppe tat. Das galt für fast alle Mitglieder der South Beach Opera. Die Liebe zur Oper war es, die sie zusammenbrachte, und sie arbeiteten hart bis zur Aufführung, um dann wieder getrennte Wege zu gehen – bis zum nächsten Mal.
    Toni machte ein verärgertes Geräusch, schüttelte den Kopf und zog die Nadeln an einer Naht heraus.
    »Ich muss immer wieder staunen, woher du diese Geduld nimmst«, sagte Sam.
    »Gehört alles zu meinem Job.« Sie steckte sich wieder zwei Nadeln zwischen die Lippen.
    »Ich hätte Angst, eine Nadel zu verschlucken«, bemerkte Sam.
    »Ist mir noch nie passiert«, erwiderte sie.
    »Ich weiß nicht, wie du mit Nadeln im Mund überhaupt reden kannst.«
    Toni gab keine Antwort, sondern arbeitete mit geschickten Fingern weiter.
    Sam wartete, bis ihre Lippen außer Gefahr waren, ehe er fragte: »Hast du eigentlich noch Verwandte in Louisiana?«
    »Nein.« Sie hockte sich auf die Fersen und überprüfte seine Hosenbeine. »Dreh dich bitte nach rechts.«
    Er tat

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