Blinde Verführung (German Edition)
Freundin das Thema. „Nicht, dass wir wirklich Glück brauchen, aber du weißt, was ich meine.“
„Wo sollen wir denn überhaupt hinkommen? Kennst du den Laden?“
Heidi nahm ihre eigene Zahnbürste aus dem Becher und angelte nach der Zahnpastatube. „Kelly hat mir ihre Karte gegeben. Das Restaurant ist ein ganz schönes Stück weg, aber wir kommen gut hin. Sogar mit der Bahn, sollte die dumme Kuh was mit meinem Auto anstellen.“
Verblüfft starrte Marlene sie an. „Du nimmst das ja sehr locker.“
„Im Gegenteil, ich freue mich über einen Grund, ihr eine aufs Maul zu geben.“
„Ist unser Café nicht Grund genug?“
Heidi verengte ihre Augen zu Schlitzen. „Das Café ist geschäftlich, aber bei meinem süßen, kleinen Auto hört der Spaß auf. Es gibt einfach Grenzen.“
Gegen ihren Willen musste Marlene bei der Vorstellung lachen. „Das würde ich gerne sehen.“
„Vorsicht, dein Wunsch könnte in Erfüllung gehen.“ Heidis grimmige Miene machte einem schiefen Lächeln Platz, und sie zwinkerte. „Und wenn du Pech hast, musst du mich danach im Knast besuchen kommen, weil sie mich wegen Körperverletzung drankriegen.“
„Für dich würde ich dieses Opfer bringen.“
„Reizend.“ Heidi stupste Marlene ein wenig vom Waschbecken weg und begann ebenfalls ihre Zähne zu schrubben. „Alscho? Wasch ziehscht du nun an? Wasch mit Punkten?“
oOo
Am nächsten Morgen waren Marlene und Heidi bereits um neun Uhr ausgehfertig, obwohl Kelly ihnen keine feste Zeit genannt hatte. Sie beschlossen einvernehmlich, es hinter sich zu bringen und den Kopf für andere Angelegenheiten frei zu bekommen.
Wie am Abend angekündigt trug Marlene eines ihrer geliebten Petticoatkleider, passend zum Wetter und der Arbeit mit Mehl und anderen staubigen Substanzen in einem hübschen Pastellblau mit weißen Punkten. Heidi war nicht der Typ für Petticoatkleider; ihre Wohlfühlkleidung bestand aus einer weißen, kurzärmeligen Retrobluse und einem schicken, marineblauen Taillenrock mit Hosenträgern und knallroten Pumps. Sie sah toll aus und würde Kelly und die Gäste bestimmt begeistern.
Die Fahrt zum Il Magnifico zog sich etwas, aber sie schafften es trotzdem eine gute halbe Stunde vor Öffnung des Restaurants dorthin. Sie suchten die Hintertür und wurden nach einem kurzen Klopfen prompt hereingelassen.
„Hey, guten Morgen!“, grüßte Kelly enthusiastisch. Sie war bereits umgezogen und sah mit ihren streng zurückgebundenen dunklen Haaren und der weißen Kluft zwar jung, aber sehr professionell aus. „Toll, dass ihr gekommen seid. Kommt rein, es gibt viel zu tun.“
Marlene bestaunte die riesige Küche, durch die sie und Heidi geschoben wurden. Ein Dutzend Köche werkelte schon emsig mit Gemüseschälern und Soßentöpfen, ließen es sich aber nicht nehmen, ihnen neugierige Blicke zuzuwerfen. Kelly führte sie jedoch zunächst in den Kundenbereich. Ihr Restaurant war sehr geschmackvoll eingerichtet, mit weißen Tischtüchern, frühlingsfarbenen Stoffservietten, glänzendem Besteck und blitzenden Gläsern. Dunkles Holz ging einen ansprechenden Kontrast mit frischen Blumen ein, und im Wintergarten wuchsen in schweren Tontöpfen sogar echte Mandel- und Orangenbäumchen.
„Setzt euch, ich würde gerne ein paar Einzelheiten mit euch durchgehen, ehe wir die Arbeitsverträge aufsetzen.“ Kelly winkte einer jungen Frau. „Was möchtet ihr trinken? Kaffee? Tee?“
„Nur ein Wasser, danke“, sagte Marlene dankbar.
Heidi bestellte Tonic Water und Kelly verlangte einen Espresso. Die junge Servicekraft verschwand auf leisen Füßen und Kelly schenkte ihren Besuchern ihre volle Aufmerksamkeit.
„Bevor wir über alles andere sprechen, möchte ich klarstellen, dass das hier nur zur Hälfte ein Freundschaftsdienst ist“, sagte sie rundheraus. „Ich brauche wirklich eine fähige Konditorin und jemanden, der im Service hilft. Euer voller Einsatz ist gefragt. Wenn ihr eigentlich keine Lust habt, sagt es lieber gleich, dann hole ich mir jemanden von der Leiharbeit.“
Heidis Gesicht strahlte regelrecht, als sie das hörte. „Natürlich haben wir Lust.“
Kelly entspannte sich ein wenig. „Du auch, Marlene?“
„Sehr sogar.“
„Super.“ Kelly half der eben zurückkehrenden Kellnerin beim Verteilen der Getränke. „Dann lasst uns über das Eingemachte reden. Gleich geht das Mittagsgeschäft los, da muss ich in der Küche sein.“
Die nächste Viertelstunde lang diskutierten sie Arbeitszeiten und
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