Blinde Verführung (German Edition)
genauso häufig, wie die anderen, und hatte auch mindestens genauso viel Spaß dabei.
„Er hat Fledermausohren“, beschwerte Phil sich, als sie einige Minuten später einen Waffenstillstand ausriefen. Etliche Krumen waren in seinem blonden, kurzen Haar sowie im Hemdkragen gelandet und er wand sich, um sie wieder herauszuholen. „Unfair!“
„Er hat vor allem den besseren Wurfarm“, sagte Thomas trocken. „Geh lieber trainieren anstatt zu jammern.“
„Wenn du dich als Sandsack anbietest, gerne.“
„Wenn der Sandsack dir die Arme brechen soll, treffen wir uns morgen im Studio.“
„Genug jetzt“, befahl Sean augenrollend. „Müsst ihr euren schlechten Charakter schon am ersten Abend zur Schau stellen? Was sollen unsere Gäste denken?“
Patrick zerpflückte sein restliches Brot und klaute etwas Butter von Phils Teller, den Sean ihm heimlich hinschob. „Wieso nicht? So wissen sie wenigstens, worauf sie sich bei euch einlassen.“ Er wandte sich mit ernster Miene, die keinen auch nur einen Augenblick lang täuschte, an Marlene und Heidi. „Noch könnt ihr das Weite suchen.“
„Können sie nicht. Sie haben schon versprochen für mich zu arbeiten“, warf Kelly selbstzufrieden ein. „Tut mir leid, Mädels, aber mündliche Absprachen sind genauso verbindlich wie ein schriftlicher Vertrag.“
„Tut es nicht“, sagte Dante und brachte die anderen damit erneut zum Lachen.
Marlene seufzte zufrieden. Sie fühlte sich wohl inmitten dieser Menschen, und sie hatte trotz der Aufregung am Mittag das Gefühl, als könne es dank der unglaublichen Großzügigkeit dieser Leute nur vorwärts gehen.
„Träumst du?“, fragte Patrick. Seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch in ihrem Ohr aa .
„Ein bisschen“, gab sie zu und schauderte leicht, als seine Haare sie kitzelten.
„Komme ich darin vor?“
Sie lächelte ihn warm an. „Du spielst sogar die Hauptrolle.“
„Das gefällt mir“, raunte er und streichelte mit seinem Daumen über ihre Fingerknöchel, „weil die männliche Hauptrolle am Ende immer das Mädchen bekommt.“
Marlenes Augen wurden ein wenig feucht. Mit so einer Antwort hätte sie nicht gerechnet. Nicht nach so kurzer Zeit, und erst recht nicht von einem Mann wie Patrick. Wortlos legte sie ihren Kopf an seine Schulter und betrachtete die untergehende Sonne, die sich auf der beinahe komplett glatten Wasseroberfläche spiegelte.
Auf dem Rückweg zum Hafen wurde Marlene regelrecht melancholisch. Über ihnen erstreckte sich ein nachtschwarzer, von Sternen übersäter Himmel, und die Uferanwohner hatten ihre Grundstücke und kleinen Piere mit Lampions geschmückt. Sean ließ ruhige, spanische Gitarrenmusik laufen, während Kelly und Marco mit Phils Hilfe aufräumten. Dante und Thomas fegten die Krümel von Deck und erfreuten so vermutlich die Fische.
Patrick stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das ist einer dieser Abende, von denen man sich wünscht, dass sie niemals vorbeigehen.“
„Ja“, stimmte sie wehmütig zu.
Er lehnte sich zurück und hielt das Gesicht in die frische Brise. „Und ich wünschte, ich könnte jetzt sehen.“
„Das wünschte ich mir auch“, flüsterte sie. „Aber wenn du willst, kann ich zusammen mit dir nicht sehen.“ Sie blinzelte nach rechts, gerade rechtzeitig um ihn lächeln zu sehen.
„Das wäre schön, Miss Marlene. Schließ die Augen.“
Marlene folgte der Aufforderung.
„Und nun konzentriere dich auf deine anderen Sinne … fühl den warmen Nachtwind auf deiner Haut …“ Seine Finger strichen hauchzart über ihren Handrücken. „Lausche dem Geräusch des Wassers, durch das wir gerade gleiten, und genieß den sinnlichen Rhythmus der Musik.“
Prompt spürte sie deutlicher als zuvor, wie das Wasser sachte gegen den Bug des Boots schlug und es leicht zum Schwanken brachte. Marlene summte leise vor Wohlbehagen. Sie hörte all das, was Patrick beschrieben hatte und noch mehr. Da war leises Gelächter, das vom Ufer herüber wehte und das Spiel zweier aufgeregter Hunde.
„Die Luft riecht süß“, bemerkte sie benommen. „Fast wie ein Paradiesgarten.“
„Ja … hier ist alles voller Flieder.“
„Ist mir vorhin gar nicht aufgefallen.“ Sie legte ihren Kopf vorsichtig an seine Schulter. Seine Haut strahlte viel Wärme ab, und sein Geruch verband sich mit dem der Blüten zu einem potenten Elixier. „Du hast wirklich magische Hände.“
Der Druck seiner streichelnden Finger um ihr Handgelenk wurde fester. „ Nur magische
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