Blinde Verführung (German Edition)
notwendige Abwesenheiten. Natürlich war Kelly nicht begeistert, aber sie wusste besser als Marlene und Heidi, dass man sich nicht aussuchen konnte, wann Versicherungen und die Polizei Termine vergaben. Manche Dinge mussten einfach erledigt werden, egal, ob man es nun wollte, oder nicht.
„Ich melde mich, sobald was auf uns zukommt“, versprach Marlene. „Mein Vater hat gesagt, dass er die Reparaturen überwacht, da müssen wir schon mal nicht dabei sein.“
„Und Marco meinte, dass sie über diesen Polizisten, Steve hieß er glaube ich, den ganzen Papierkram abwickeln können. Wir müssen nur demnächst mal hingehen und die Anzeige und das Protokoll unterschreiben.“
„Fantastisch. Mein Schatz weiß, wie er Frauen glücklich machen kann“, witzelte Kelly.
„Hoffentlich hört das genauso schnell auf, wie es angefangen hat“, sagte Marlene bedrückt. „Ich kann Heidi nicht ewig zur Last fallen, und verstecken wollen wir uns auch nicht.“
„Das müsst ihr auch nicht“, versprach Kelly. „Wir kriegen das wieder hin. Denkt einfach nicht dran, wenn es nicht nötig ist. Wenn ich fertig mit euch bin, habt ihr sowieso keine Kraft mehr dafür übrig. So, und jetzt kommt, wir haben meine Leute lange genug alleine gelassen.“
Sie teilte Heidi der Chefin des Service-Teams zu und führte Marlene anschließend zurück in die Küche. Dort brachte sie sie in eine Ecke am hinteren Ende und zeigte ihr verlegen einen Haufen offener Kartons voller Gerätschaften.
„Ich hoffe, du kannst mit dem Kram was anfangen. Patty hat Recht, ich kann zwar sehr gut kochen, aber das Backen hat mich nie so richtig gepackt. Mein Onkel hat sich echt gefreut, als ich sein altes Zeug gestern abgeholt habe.“
Marlene ging die Utensilien methodisch durch und sortierte sie in Brauchbares und weniger Brauchbares. „Also schlecht ist das alles nicht, im Gegenteil. Es ist nur nicht meins .“
„Das verstehe ich nur zu gut. Ich kann es nicht ausstehen, fremde Messer zu benutzen. Das ist ein echter Tick.“
Marlene zuckte lächelnd mit den Schultern. „Bei mir sind es die Spritztüllen. Ist der Ofen da eigentlich frei?“, fragte sie und deutete auf die vertikale Backofenzeile gleich neben ihrer Arbeitsfläche. Drei Röhren übereinander waren ein Luxus, den sie sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte.
„Ja, das ist deiner. Du musst ihn aber verteidigen. Bisher haben meine Köche ihn für ihre Braten benutzt, und du weißt ja, wie Köche sein können, wenn man ihnen Privilegien wegnimmt. Ich sage unserem Küchenjungen, dass er alles für dich reinigen soll. Kuchen mit Fleischaroma kommt wohl nicht so gut.“
„Ich weiß nicht“, erwiderte Marlene lächelnd, „bei manchen Leuten wäre ich mir nicht so sicher.“
„Ist ja widerlich.“ Kelly lachte naserümpfend.
Sie verließen den Arbeitsplatz und betraten den gut gefüllten Vorratsraum. Kelly zeigte Marlene, wo sie ihre Zutaten finden konnte und trug ihr auf, eine Liste für den Einkäufer zu machen.
„Ich rechne mit mindestens vier Torten am Tag, also sei nicht schüchtern. Alles, was du nicht verbackst, verbrauchen wir früher oder später in der Küche.“
„Wieso brauchst du mich eigentlich, wenn du schon zukaufst?“, wollte Marlene wissen. „Ist das nicht zu viel Kuchen für zu wenige Kunden?“
„Falls du auf die garantierte Abnahme anspielst, hast du Recht. Ich habe einen Vertrag mit dem Lava Cakes geschlossen, dazu stehe ich auch. Es wird vielleicht ein Verlustgeschäft werden, aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dafür den Gästen für eine Weile etwas Besonderes bieten kann. Ich habe viele Stammkunden, die mich ständig weiterempfehlen. Sie haben ein Dankeschön verdient.“
Das verstand Marlene nur zu gut. Sie wusste schon gar nicht mehr, wie viele Stücken Kuchen und experimentelle Torten sie im Laufe des letzten Jahres an treue Gäste verschenkt oder zum Kosten angeboten hatte.
Kelly seufzte. „Es ist gar nicht so einfach, einen Konditor zu finden, der exklusiv produzieren möchte. Verständlich, nur leider unschön für uns.“
„Ja, die meisten wollen lieber einen eigenen Laden führen“, lächelte Marlene entschuldigend. „Ich bin keine Ausnahme.“
„Für zwei, drei Wochen schon. Meinen Gästen wird dein Kuchen sicher schmecken, wenn du Pat überzeugen konntest. Sein Riecher hat uns noch nie getäuscht. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass er dich überhaupt mit mir teilt.“
„Aber warum denn nicht?“, fragte Marlene
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