Blinde Verführung (German Edition)
Hände?“
Gelöst lachend legte sie ihre freie Hand auf seine und erwiderte die leichte Massage. „Mehr habe ich von dir noch nicht kennen gelernt.“
„Was ist mit meinem Mund?“
Sie reckte sich, um besagten Mund zu küssen. „Du hast Recht. Mit dem verbindet mich eine flüchtige Bekanntschaft.“
„Hört auf zu turteln, wir legen gleich an“, sagte Heidi. „Sean! Hast du Kaffee? Wenn ich deinen Kumpel heil nach Hause bringen soll, gibst du mir besser eine Tasse!“
„Ich kümmere mich drum“, meinte Thomas durch die offene Bordtür.
„Oh, oh.“ Patrick gab Marlene einen letzten Kuss. „Ich hoffe, Heidi ist eine gestandene Kaffeetrinkerin.“
Marlene rätselte über diese Aussage, doch die Antwort präsentierte sich nur wenig später.
„Mein Gott, Tom, das ist kein Kaffee, das ist Straßenteer!“, fluchte Heidi. „Wie kannst du dieses Gebräu nur trinken? Ugh …Gib mir noch einen.“
Phil und Kelly lachten, und dann waren sie schon am Hafen angekommen. Sean manövrierte mit Dantes Unterstützung seine Yacht in ihren Liegeplatz, die Musik wurde abgestellt und die Deckmöbel zurück ins Innere des Bootes geschafft. Marlene half beim Sortieren des Geschirrs, doch viel konnte sie gar nicht tun, weil Seans Personal sich am nächsten Tag darum kümmern würde. Wenigstens trauten ihr Patricks Freunde zu, ihm von der Yacht zu helfen, und so hatten sie noch einige Minuten allein, ehe der allgemeine Aufbruch begann.
„Ich glaube, ich bin ganz froh, dass der Abend doch vorbeigegangen ist“, sagte er schief lächelnd.
Ein wenig getroffen, aber nicht besonders überrascht, senkte Marlene den Blick. „Und warum?“
Patricks Hände legten sich um ihr Gesicht und erforschten es vorsichtig. „Mir ging es wie Goethe in Faust II, ich wollte diesen Augenblick festhalten.“
„Das kann man leider nicht“, murmelte Marlene mit belegter Stimme.
„Nein, aber man kann den nächsten unvergesslichen Augenblick erschaffen“, flüsterte Patrick und küsste sie innig.
Die Rückfahrt über schwiegen sie. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Heidi, die wie ein gedoptes Eichhörnchen Straßenecken schnitt und an jeder auf grün springenden Ampel zu früh anfuhr. Außerdem sang sie laut zur Radiomusik mit, wenn sie nicht gerade Tom oder seinen Kaffee verfluchte. Marlene wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte, als sie nach dieser Fahrt des Grauens endlich vor Patricks Haus anhielten.
Sie folgte ihm bis vor die Haustür. „Soll ich dich noch nach oben begleiten?“, fragte sie hoffnungsvoll. Heidis trommelnde Finger auf dem Lenkrad machten sie ein wenig nervös.
„Miss Marlene, wenn du jetzt mit nach oben kommst, lasse ich dich nicht mehr weg.“ Er strich eine ihrer Haarsträhnen zurück und lächelte. „Und ich glaube nicht, dass deine Freundin das gut fände.“
„Nicht heute Nacht“, stimmte sie verlegen zu. „Aber ich würde dich gerne wiedersehen. Bald, meine ich.“ Marlene verfluchte sich für ihre Schüchternheit und ihr ungeschicktes Gestammel.
„Oh, das wirst du. Spätestens, wenn die Torte, die du mitgebracht hast, alle ist, ich brauche schließlich Nachschub.“ Mit sanften Fingern hob Patrick Marlenes Gesicht an, so dass er ganz bequem seine Lippen auf ihre legen konnte. „Gute Nacht, Marlene. Danke für …“, er verharrte kurz, als suchte er nach den richtigen Worten, nur um mit einem leisen, „alles“, zu enden.
„Nein, ich danke dir. Bis bald.“ Marlene drückte einen letzten Kuss auf seine Wange, dann nahm sie schweren Herzens ihre Hände von seiner Taille und ging zurück zum Auto. Sie stieg ein und winkte, als Heidi losfuhr, obwohl Patrick es nicht sehen konnte. Er hob die Hand trotzdem zum Gruß.
„Oh Mann“, sagte Heidi, kaum dass sie außer Sicht waren, „dich hat es total erwischt.“
Leugnen war zwecklos, das war Marlene klar. „Tut mir leid.“
Heidi schnaubte amüsiert. „Wirklich? Sah nicht so aus.“
Marlenes Lippen kräuselten sich zu einem ungläubigen Lächeln. „Nicht, oder?“ Sie atmete tief durch, um die plötzlich aufkommende Panik niederzukämpfen. „Oh Gott.“
„Das ruft nach Wein und Pretty Woman “, sagte Heidi und überfuhr eine dunkelgelbe Ampel. „Aber vor allem nach Wein.“
Sie schafften es in einem Stück zu Heidis kleinem Apartment, schleppten Marlenes Koffer die drei Stockwerke hoch und sanken, nachdem sie ihre Sandalen abgestreift hatten, erschöpft im Wohnzimmer in Heidis sündhaft weiche Couchkissen. Keine
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