Blinde Verführung (German Edition)
verwundert. „Er braucht doch nur Bescheid sagen, wenn er ein Stück Kuchen möchte.“
„Hmm, tatsächlich?“, neckte Kelly und Marlene lief rosa an. „Verwöhn ihn lieber nicht zu sehr, sonst wirst du ihn nie wieder los. Und wenn er dann noch aufhört zu arbeiten, weil er nur noch ans Essen denken kann, wird er garantiert unausstehlich.“
Sie sahen sich an und brachen in unterdrücktes Lachen aus. Marlene, die mit einer lebhaften Vorstellungskraft gesegnet war, konnte nicht anders, als sich einen aufgedunsenen, schlecht gelaunten Patrick vorzustellen, der lustlos mit einem leeren Kuchenteller auf dem Bauch auf der Couch dahinvegetierte und sich strampelnd abmühte, die Fernbedienung für sein Entertainment-System vom Couchtisch zu angeln.
Kelly atmete ein paar Mal tief durch und brachte dann halbwegs beherrscht heraus: „Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt. Untätige Männer sind mir ein Graus. Apropos untätig: Was steht ihr so rum und glotzt? An die Arbeit, wir öffnen in zehn Minuten!“
Die Köche, die bis eben mehr oder minder unauffällig versucht hatten ihrem leisen Gespräch zu lauschen, nahmen hastig ihre Tätigkeiten wieder auf.
„Okay, dann lasse ich dich mal in Ruhe arbeiten. Wenn du drei Torten schaffen könntest, wäre das großartig. Zwei davon können ruhig mit Erdbeeren sein, wenn schon Saison ist. Wenn das Obst alle werden sollte, schick Flo los, neues kaufen.“
Marlene nickte und dann ging es auch schon los. Sie suchte sich ihre Gerätschaften und Zutaten zusammen und verlor sich in der vertrauten Arbeit. Niemand störte sie oder sagte etwas wegen der Berge an Erdbeeren, die sie sich aus dem Vorrat holte. Das Abmessen, Rühren und Würzen war angenehm und sie mochte es, am Rande einer beschäftigten Gruppe zu arbeiten. So war sie nicht allein, aber trotzdem größtenteils ungestört.
Kelly, die sehr beschäftigt mit ihrer eigentlichen Arbeit am Herd und der Überwachung ihrer Leute war, fand trotzdem öfter die Zeit, kurz anzuhalten und zu schauen, wie Marlene vorankam. Es war offensichtlich, dass Patrick die Wahrheit gesagt hatte; Kelly hatte so gut wie alles über das Backen verdrängt, was sie jemals gelernt hatte.
„Wow, die sind wunderschön geworden“, sagte sie bewundernd, als Marlene ein paar Stunden später fertig mit der Arbeit war und ihr zwei vor Früchten und Blüten strotzende Erdbeertorten, eine mit hellem und eine mit dunklem Teig, und zwei Pfirsich-Proseccocreme-Torten mit filigraner Schokoladenverzierung und strategisch verteilten Minzeblättern präsentierte. „Gut, dass du sie zerschneidest. Ich würde mich das nämlich nicht trauen. Wäre es in Ordnung, wenn du noch ein bisschen bleibst und den Mädels und Jungs vorne beim Verteilen zur Hand gehst?“
„Ja, natürlich. Wenn mich niemand braucht, bereite ich einfach schon ein paar Sachen für morgen vor und mache die Liste fertig.“
„Super, danke!“
Kaum war sie weg, kam auch schon Heidi zu ihr, den Notizblock geschäftsmäßig gezückt. „Also, was haben wir hier für unsere Gäste? Und welchen Preis soll ich Kelly pro Stück vorschlagen? Oder habt ihr euch schon darüber geeinigt?“
„Alles schon erledigt.“ Marlene gab ihr die gewünschten Infos und reichte Heidi anschließend die beinahe leere Mascarpone-Schüssel, welche sie sehnsüchtig beäugte. „Nimm vorher deine Tabletten, Süße, sonst jammerst du nachher wieder über Bauchschmerzen.“
„Stimmt, danke.“ Heidi fischte ihr Pillendöschen aus einer Schürzentasche und würgte tapfer zwei der kleinen Tabletten hinunter. „Was tue ich nicht alles für deinen Süßkram.“
Marlene lächelte mitleidig. „Tut mir leid. Wie sind die Kunden? Benehmen sie sich?“
„Sie stehen auf mein Outfit“, nuschelte Heidi um ihren Löffel herum, „und sie geben gutes Trinkgeld. Gott, ist das gut ! Hast du etwa wieder mit Prosecco geschummelt?“
Marlene lachte. „Ich kann es nicht lassen. Aber ich habe auch eine Torte ohne gemacht, falls jemand fragt. Die hat statt Mandelblättchen Kokos außen herum.“
„Gut zu wissen. Vorne im Schaukasten sind zwei Plätze frei. Schneidest du an und hilfst mir, die zwei Babys hinzubringen?“
Natürlich half Marlene gerne, nicht zuletzt weil sie wissen wollte, wie gut Kellys Restaurant um diese Uhrzeit besucht war. Gemeinsam platzierten sie die Torten neben die kleinen Schätzchen vom Lava Cakes und zupften ein letztes Mal die Verzierung zurecht.
„Wir haben schon die ersten Interessenten“,
Weitere Kostenlose Bücher