Blinde Verführung (German Edition)
nächsten Tag raus. Auch ihre Einkaufsliste hatte sie beinahe fertig, als Kelly es endlich zu ihr schaffte.
„Oh mein Gott, die sehen ja noch viel schöner als die Torten von gestern aus“, sagte sie. „Und offenbar schmeckt es den Gästen, es wurden schon ein paar Komplimente an den Bäcker ausgerichtet.“
Marlene strahlte. „Ehrlich?“
„Ich habe meine Kundschaft gut erzogen. Aber jetzt zeig mir mal Ethans Kuchen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das ohne Eier und Sahne geht.“
Marlene lachte. „Keine Sorge, ich habe so meine kleinen Tricks. Hier ist er …“ Vorsichtig holte sie den Kuchen aus dem Kühlraum. Kellys überraschter, bewundernder Gesichtsausdruck war genau das, worauf sie hingearbeitet hatte. „Ich hoffe, er mag Blüten. Leider hatte ich kein Equipment für etwas Männlicheres.“
„Ich versichere dir, dass er noch nie einen schöneren Geburtstagskuchen bekommen hat“, sagte Kelly ehrfürchtig. „Ich hoffe nur, Heidi schafft es ihn unfallfrei zu transportieren.“
„Sie wird sich Mühe geben, und wir haben ja Erfahrung damit“, versprach Marlene. „Wann soll es denn losgehen?“
Kelly sah auf ihre Uhr. „Jetzt gleich. Ethans Personal weiß, wie das Essen aufgewärmt werden kann, wenn Heidi mit dem Verkehr Probleme hat, und die Sicherheitsleute werden sie durchwinken.“
„Sicherheitsleute?“
„Frag nicht, das verdirbt die Überraschung.“ Kelly betrachtete die aufgereihten Torten neidisch. „Und jetzt bring das bitte weg, sonst kommt vom Rest nichts mehr bei den Gästen an!“
Marlene kicherte. „Vielleicht bleibt ja was übrig.“
„Lieber nicht, wir Köche sind eigentlich immer auf Diät. Du willst nicht wissen, wie viel Sport ich machen muss, um schlank zu bleiben.“
Das konnte Marlene gut verstehen. Abschmecken und Naschen war auch bei ihr ein wichtiger Teil des Berufs. Zum Ausgleich legte sie großen Wert auf eine gesunde Ernährung.
„Okay, los geht’s. Komm, wir helfen Heidi beim Einladen ins Auto. Ich brauche dich dann vorne im Service, wenn das okay ist. Nur für den Kuchen und vielleicht die Bar, wenn Pauli eine Pause machen will.“
Marlene versicherte Heidi kurz vor der Abfahrt, dass Ethan ein netter Kerl war. „Und gut sieht er auch aus. Du brauchst nicht nervös sein.“
„Das soll mich nicht nervös machen?“, schmollte Heidi. „Außerdem feiert er seinen Geburtstag am Flughafen. Welcher normale Mensch tut so was? Wieso hat er sich nicht frei genommen?“
„Wäre schön, darauf mal eine Antwort zu bekommen“, sagte Kelly augenrollend und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah erneut auf ihre Uhr. „So, es wird Zeit. Hab eine gute Fahrt, und heitere ihn ein bisschen auf, wenn du kannst.“
Marlene umarmte ihre verunsicherte Freundin. „Du machst das schon. Viel Erfolg! Wir sehen uns heute Abend.“
Nachdem Heidi davongefahren war, legte Marlene ihre Schürze ab, wusch sich noch einmal die Hände und überprüfte, dass sie keine schlimmen Mehlflecken auf ihrem Kleid hatte. Vorn im Gastraum war viel los; alle Fenster waren geöffnet, es lief entspannende Musik und auf beinahe allen Tischen sah sie große Gläser mit Kellys hausgemachtem Eistee stehen. Es war genau die richtige Zeit für Kaffee und Kuchen. Sowohl ihre Sachen als auch die Ware vom Lava Cakes gingen weg wie warme Semmeln. Die Leute mochten ihre fruchtigen, vergleichsweise leichten Torten und fragten, wann das Restaurant diese oder jene Torte wieder anbieten würde. Marlene war beinahe versucht, noch einmal mit dem Backen anzufangen, doch Kelly scheuchte sie resolut aus der Küche.
„Geh nach Hause, aber tu mir den Gefallen und ruf Pat vorher an.“
„Mach ich.“
Zu Marlenes großer Überraschung zog Kelly sie in eine kurze Umarmung. „Pass auf dich auf. Nimm am Besten ein Taxi, auch wenn es nicht optimal ist.“
„Nein, das ist schon okay. Danke.“
„Okay, komm gut nach Hause. Melde dich bitte, damit ich mir keine Sorgen mache.“
Marlene versprach es, und dann stand sie draußen auf dem Gehsteig und sog gierig die warme Abendluft in ihre Lungen. Wegen der guten Lage und der vielen wohlhabenden Gäste gab es immer ein paar Taxis, die auf Kundschaft hofften. Auch jetzt stand eins ein paar Meter entfernt, doch zuerst wollte sie Patrick anrufen.
Kaum hatte sie seine Nummer aufgerufen, wurden ihre Hände feucht, ganz so, wie sie es Heidi gesagt hatte.
„Um Himmels willen“, murmelte sie, „das ist so unfair!“ Dennoch drückte sie
Weitere Kostenlose Bücher