Blinde Verführung (German Edition)
den grünen Knopf und lauschte dem von ihrer Nervosität völlig unbeeindruckten Freizeichen.
Patrick meldete sich mit seinem Nachnamen und klang ungewohnt geschäftsmäßig. „Lorenz?“
„Hi, Patrick, Marlene hier“, sagte sie etwas unsicher. „Kelly hat mir deine Nummer gegeben, ich hoffe, das war okay?“
Er entspannte sich merklich, seine Stimme klang gleich viel weicher, als er antwortete: „Klar war das okay. Schön, dass du dich meldest.“ Etwas klapperte im Hintergrund, vielleicht eine Tastatur.
Marlene nahm ihren Mut zusammen und gestand kleinlaut: „Kelly hat ein Machtwort gesprochen.“
„Sieht ihr ähnlich.“ Das Klappern verstummte und er seufzte leise. „Ich habe schon von Marco gehört, was passiert ist. Tut mir leid wegen des Autos.“
„Ist schon gut, Heidi hat es ganz gut verkraftet.“ Marlene kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Kelly hat sie mit gefühlten hundert Gängen und einer Torte zu Ethan geschickt. Falls sie sie damit auf andere Gedanken bringen wollte, hat sie es geschafft.“
„Ach ja, sein alljährliches Geburtstagsdinner. Ich war für den Wein zuständig. Du glaubst nicht, wie schwer es ist, einen veganen Wein aufzutreiben, der auch noch schmeckt.“ Marlene schmunzelte über seine aufgesetzte Entrüstung, doch gleich darauf klang Patricks Stimme besorgt. „Wann wird sie zurück sein?“
„Ich habe keine Ahnung, sie ist erst vor einer Stunde losgefahren.“ Marlene winkte dem interessiert guckenden Taxifahrer am Bordstein zu.
„Fahrt ihr zusammen nach Hause?“
„Ich nehme ein Taxi. Patrick … Kelly meinte, ich soll dich darum bitten, mir alles zu dieser Geschichte mit Evelina zu erzählen.“ Sein Schweigen war nicht gerade ermutigend, aber damit hatte Marlene schon gerechnet. „Du musst natürlich nicht, ich wollte es dich nur wissen lassen, falls sie dich deswegen anspricht.“
„Nein, Kelly hat Recht“, erwiderte er und blies scharf den Atem aus. „Ich hätte dir das nur gern erspart. Es ist keine schöne Geschichte.“
„Ich brauche nur die Kurzfassung“, sagte Marlene und lächelte schwach. „Gerne auch am Telefon, wenn dir das lieber ist.“
„Auf keinen Fall. Setz dich ins Taxi und komm zu mir. Du solltest nicht alleine unterwegs sein.“
Marlene schluckte. „Das ist lieb, aber ich wollte mich nicht aufdrängen.“
„Du drängst dich auf die bestmögliche Art auf“, sagte Patrick und Marlene konnte förmlich sein Lächeln hören. „Komm zu mir, mein Kühlschrank ist frisch gefüllt und ich könnte etwas Gesellschaft vertragen.“
„Nur, wenn das wirklich okay ist“, murmelte sie halbherzig. Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie sich schon entschlossen, doch sie wollte ihm keine Angst mit ihrer Anhänglichkeit machen.
„Steig ins Taxi, Miss Marlene. Meine Adresse weißt du noch?“
Sie kannte sie nach gerade mal zwei Besuchen sogar auswendig, was ein weiteres Anzeichen für ihre Vernarrtheit war. Die ganze Fahrt über kämpfte sie mit sich, versuchte sich einzureden, dass sie keine Landplage war, aber gelingen wollte es ihr nicht. Und so zauderte sie auch für einige Momente an der Haustür, ehe sie den Klingelknopf drückte.
Patrick empfing sie lächelnd an seiner Wohnungstür. Sein Kuss auf ihre Wange war innig und weich und er duftete so unwiderstehlich gut, dass Marlene kurz schwach wurde und sich für einen weiteren Wangenkuss an ihn klammerte.
„Schön dich zu sehen“, raunte Patrick gegen ihre Schläfe, „auch wenn sehen vielleicht nicht das richtige Wort ist.“
Marlene nahm seine Hände in ihre und legte sie sachte an ihr Gesicht. „Doch, ist es.“
Er nahm ihre Einladung an und strich vorsichtig über ihre Haut. Gemächlich erforschte er ihre Wangen, die Augenbrauen, ihre Schläfen und Lippen. Marlene seufzte wohlig. Die Anspannung fiel allmählich von ihr ab. Ihr war, als könnte sie sich ganz und gar in Patricks behutsamen Händen fallen lassen.
„Komm rein“, sagte er schließlich leise. „Du hast dir ein schönes Abendessen verdient.“ Patrick legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie in die Küche. „Meine Haushälterin hat schon alles vorbereitet, wir müssen nur noch das Fleisch in die Pfanne hauen und die Beilagen aufwärmen.“
„Klingt großartig“, sagte Marlene dankbar. Sie legte ihre Handtasche auf die Bar und nahm von Patrick eine Auflaufform mit rohem Gemüse und ein kleines Blech mit Süßkartoffelscheiben entgegen. Ein Zettel am Kühlschrank erklärte, bei welcher
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