Blinde Verführung (German Edition)
nur den Umschlag zu öffnen. „Aber langsam wäre es wirklich mal Zeit für einen Wunschzettel. Es ist ätzend, für dich ein Geschenk zu finden.“
„Dann lass es doch einfach“, entgegnete Ethan ungerührt. „Das sage ich dir schon seit Jahren.“ Seine grauen Augen wanderten zurück zu Heidi und Marlene. „Das Gleiche gilt für euch. Bringt einfach Hunger und gute Laune mit, und vielleicht einen genießbaren Kuchen.“
Patrick merkte hoffnungsvoll auf und Marlene konnte nicht ablehnen, obwohl sie immer noch aufgewühlt und dünnhäutig war. „Sehr gern. Danke für die Einladung.“
Heidi murmelte ebenfalls ihre Zusage, aber Marlenes Sinne waren völlig auf Patrick fokussiert. Er sah nicht so gut gelaunt wie sonst aus, beinahe als hätte er einiges von Ethan zu hören bekommen, ganz so wie sie von Heidi.
„Wie lief es heute früh mit Steve?“, fragte sie schüchtern. „Ist jetzt alles in Ordnung?“
„Die Feuerwehr hat das Benzin beseitigt und die Polizei ist um eine Anzeige wegen Sachbeschädigung reicher.“ Er seufzte. „Ich habe schon vor Jahren eine einstweilige Verfügung gegen sie erwirkt, aber wie man sieht, bringt das leider nicht viel.“
Marlene kam näher heran und nahm ganz bewusst seine linke Hand in ihre. Sie konnte jede raue Stelle und jede Schwiele spüren und ihr Herz tat einen kleinen Satz. „Denk nicht mehr dran.“
„Einfacher gesagt als getan, wenn dich das in Gefahr bringt.“ Er klemmte seinen Blindenstock unter den rechten Arm und nahm auch ihre andere Hand. „Ich hoffe sehr, dass du mir das verzeihen kannst. Vor allem hätte ich dir früher erzählen sollen, dass sie allen meinen Freundinnen seitdem nachgestellt hat und nicht nur dir.“
„Vielleicht“, stimmte sie leise zu, „aber erstens würde es an unserer Situation nichts ändern, und außerdem haben ihre Taten doch schon für sich gesprochen, oder? Ihr habt kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie Heidi und mich auf dem Kieker hat.“
„Trotzdem, es war dumm von uns, euch nicht besser zu beschützen.“ Er zog sie zu sich und umarmte sie fest. „Darf ich dich als Entschuldigung zum Essen einladen?“
„Wenn du möchtest.“ An seine Brust geschmiegt fühlte sie sich sofort sicher und geborgen. Ihre Panik vom Morgen war beinahe vergessen und es blieb nur ein warmes Gefühl von Vertrauen und Zufriedenheit.
„Wie wäre es morgen Abend mit Italienisch?“
„Klingt toll.“
„Wunderbar. Ich hole dich nach der Arbeit hier ab.“ Patrick küsste sie auf die Stirn und die Nasenspitze. „Danke.“
„Wofür?“, flüsterte sie.
„Dass du immer noch nicht schreiend weggelaufen bist.“
„Das kommt vielleicht noch, wenn du nicht aufpasst. Bring sie danach sofort nach Hause“, verlangte Heidi. „Und bitte nicht noch mehr böse Überraschungen, okay?“
„Dafür sorgen wir“, sagte Ethan.
Kelly nickte zustimmend. „Versprochen. Evelina hat Pattys Leben lange genug ruiniert.“
„Ich wünsche euch einen schönen Abend“, murmelte Patrick sichtlich bewegt. Er machte keine Anstalten, Marlene aus seiner Umarmung zu entlassen.
„Ich dir auch“, erwiderte sie.
„Darf ich dich zum Abschied küssen, oder häutet mich dein Wachhund dafür?“
„Der Wachhund hat Hunger und will nach Hause, also mach hin, damit wir gehen können“, sagte Heidi ungeduldig.
Marlene stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Patrick einen kleinen Kuss auf den Mund. „Sie ist sonst sehr lieb“, grinste sie, „aber wehe, sie wird nicht gefüttert.“
„Ist notiert.“ Er küsste sie noch einmal. „Bis morgen, Miss Marlene. Ich freue mich.“
„Ich mich auch. Oh!“ Ein scharfer Zug an ihrem Handgelenk ließ sie aus Patricks Armen an Heidis Seite stolpern. „Ist ja gut, ich mach dir gleich was zu essen, T-Rex.“
Ethan lächelte schief und verbeugte sich leicht. „Dann wollen wir euch nicht länger aufhalten. Wir sehen uns am Wochenende, meine Damen.“
Marlene war doch etwas enttäuscht, dass Heidi Ethan kaum ansah, als sie die Runde verließen, aber wofür gab es denn Wein und kitschige Filme? Sie würde es schon noch aus ihr herauskitzeln!
Kapitel 10
Zur selben Zeit am nächsten Abend war Marlene bereit, alles hinzuschmeißen und auf die Malediven auszuwandern. Der Kunde von gestern war zurückgekommen und hatte erneut versucht, eine Vereinbarung für eine physikalisch nahezu unmöglich zu konstruierende Torte zu treffen. Das Gespräch hatte Marlene beinahe eine Stunde gekostet, und nur Kellys
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