Blinde Verführung (German Edition)
entnervtes Ultimatum hatte den Mann endlich klein beigeben lassen. Nun hatte sie einen ungeliebten Auftrag am Hals und ein Date, das seit über zwanzig Minuten auf sie wartete.
„Er läuft dir schon nicht weg“, lachte Heidi, während Marlene hektisch versuchte Ordnung zu schaffen. „Wobei, vielleicht täte er das, wenn er den Mehlstaub auf dir sehen könnte.“
„Erinnere mich nicht“, stöhnte Marlene. „Ab morgen bringe ich Wechselsachen mit!“
„Gute Idee.“ Heidi warf die letzten der benutzen Utensilien ins Waschbecken. „Aber jetzt husch. Ich sage den Jungs, dass sie das für dich abwaschen sollen. Mach lieber den Kajal unter deinen Augen weg, du siehst aus wie ein Waschbär. Der Eyeliner ist immerhin noch okay.“
„Wenn ich dich nicht hätte …“ Marlene wischte das verlaufene Make-up mit frisch gewaschenen Fingern fort. „Danke. Ist das auch wirklich in Ordnung? Was wirst du machen, solange ich weg bin?“
Heidi hob lässig eine Schulter. „Meine Eltern passen heute auf mich auf. Ruf an, wenn du nach Hause gehst, dann treffen wir uns vor der Haustür.“
„Okay.“ Marlene küsste sie auf die Wange. „Grüß sie lieb von mir. Bis später!“
Im Wartebereich des Restaurants erwischte sie Patrick beim Naschen der Tortenkostproben, die Kelly ihren zwischengeparkten Gästen als Trösterli anbot.
Als er sie kommen hörte, wandte er sich um. „Ah, ich dachte schon, du hättest mich vergessen.“
„Niemals. Aber hast du überhaupt noch Hunger?“, fragte sie. „Und sag bloß, du erkennst mich an meiner Art zu gehen.“
„Ist es schlimm, wenn es so wäre?“
Marlene schüttelte den Kopf, nur um sich innerlich dafür zu ohrfeigen. Er bra uchte schließlich mehr als Körpersprache, um mit ihr zu kommunizieren. „Nein, eigentlich nicht. Es ist nur … anders.“
Patrick lächelte verständnisvoll. „Ja, ich weiß. Und um deine Frage zu beantworten: Ich habe immer Hunger.“ Seine warmen Hände hinterließen Gänsehautspuren auf ihren nackten Armen, als er sie zur Begrüßung sachte streichelte. „Kelly hat mir erzählt, dass du keinen guten Tag in der Küche hattest.“
„Ich sehe aus wie ein Mehlwurm“, seufzte sie.
Patrick lachte und hob eine große Tüte an. „Dann bist du hoffentlich nicht böse, dass ich dir Sachen zum Wechseln mitgebracht habe, falls dir die Lust zum Ausgehen nicht vergangen ist. Mit Schminke kann ich leider nicht dienen, dazu verstehe ich zu wenig davon. Wir können aber auch einfach Pizza bestellen. Es liegt ganz bei dir.“
„Auf keinen Fall.“ Dankbar küsste Marlene ihn auf die Wange. „Du bist mein Held, wo auch immer du die Sachen her hast. Ich ziehe mich schnell um und dann nichts wie raus hier. Bis gleich!“
Wenige Minuten später saßen sie in einem Fahrradtaxi und genossen das schöne Wetter. Die grauen Wolken von gestern hatten sich über Nacht verzogen und der Juli trumpfte einmal mehr mit schönstem Sonnenschein auf.
„Ich wohne schon immer hier, aber das habe ich noch nie gemacht“, sagte Marlene, als sie gemächlich durch eine Prachtstraße fuhren.
„Ich auch nicht, bevor ich nichts mehr sehen konnte.“ Patrick liebkoste Marlenes Handrücken mit seinem Daumen. „Aber jetzt nehme ich mir die Zeit. Es ist ein interessanter Perspektivwechsel … sozusagen.“
„Ich würde mitmachen, aber ich glaube, ich bin in meinem ganzen Leben noch nie hier durchgefahren.“
Er lachte über ihren erstaunten, beinahe pikierten Tonfall. „Manchmal ist man ein Fremder in der eigenen Heimatstadt, hm?“
Marlene zupfte am weißen Spitzensaum ihres geborgten Petticoatkleides. „Und es liegt nicht am Zeitmangel.“
„Genieß es. Wir fahren noch ein Weilchen, da kommen bestimmt noch mehr sehenswerte Ecken für dich.“
Marlene lehnte sich gegen seine Schulter und teilte ihr Mineralwasser mit ihm, während sie durch die belebte Stadt mäanderten. Es war sehr warm, beinahe wie im Backofen, doch sie bekam von seiner Nähe nicht genug.
„ Dantes Inferno ?“, fragte sie, als sie nach fast einer Stunde in einer breiten, grünen Allee hielten. „Suchen wir heute etwa Dantes Laden heim?“
„Wieso nicht? Er macht die beste Pizza der ganzen Stadt“, erwiderte Patrick. Geschickt stieg er aus und half ihr auf die Straße. „Und er wollte uns vor Samstag sehen. Wenn das mal nicht perfekt passt.“
„Du bist ein Opportunist.“
„Schuldig im Sinne der Anklage.“ Er zwinkerte. „Wenn es nach mir ginge, könnte ich meine Freunde jeden Tag
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