Blinde Verführung (German Edition)
führte. „Muss ja eine tolle Ablenkung gewesen sein.“
Marlenes Mundwinkel zuckten. „Anscheinend besser als dein nicht wiederholenswertes Erlebnis mit Ethan.“
Augenrollend rauschte Heidi in einen freien Parkplatz. „Mädel, dich hat es wirklich schlimm erwischt, und ich hasse dich gerade ein bisschen dafür.“
„Das klingt nach Ablenkungsmanöver. Gestern Nacht war wohl doch wiederholenswerter, als du zugeben willst“, bohrte Marlene. „Ich meine, ein Luxus-Date mit einem Millionär, und das auch noch in London, wer kann das schon von sich behaupten?“
„Halt die Klappe“, grummelte Heidi und zog die Handbremse mit einem lauten Knirschen an. „Es geht hier nicht um mich.“
„Na und ob. Ich will später alles darüber hören.“
Heidi wurde durch Kellys Erscheinen an der Hintertür vor der Inquisition gerettet. Die Köchin begrüßte sie herzlich wie immer, aber nach nur einem Blick auf ihre beiden Angestellten verbannte sie Heidi zu Marlene in die Küche. „Pass auf, dass sie kein Hexenwerk zusammenrührt“, meinte sie, während sie schon wieder davoneilte. „Oh, und Marlene, heute kommt der Herr mit dem Tortenwunsch. Meinst du, du bekommst das hin?“
„Wenn schon sonst nichts, dann wenigstens das“, versprach Marlene. „Wir schaffen das.“
„Okay. Viel Glück!“ Und damit war Kelly verschwunden.
Marlene und Heidi schleppten sich mit purer Willenskraft durch den Vormittag. Sie suchten gemeinsam passende Rezepte für das bedeckte Wetter heraus und achteten doppelt sorgfältig auf die Wahl ihrer Zutaten und die zu verwendenden Mengen. Das Backen der Böden ging relativ problemlos vonstatten, die eigentliche Herausforderung kam beim Herrichten und Garnieren. Sie verschütteten einen halben Liter Sahne und eine Packung Schokoraspeln, ehe es in gewohnter Manier weiterging. Der Besuch des Kunden am Mittag war aber bei weitem das Negativ-Highlight des Tages, über das Heidi sich noch Stunden später aufregte.
„Was denkt er denn, wer du bist? Ein Star-Architekt?“ Sie knallte eine Schüssel mit abgetropften Pfirsichhälften auf die Arbeitsfläche. „Und dann noch den Preis drücken wollen. Solche Leute liebe ich ja.“
„Kelly hat ihn ja glücklicherweise rauskomplimentiert“, erwiderte Marlene müde. Vorsichtig drapierte sie die Pfirsiche mit behandschuhten, spitzen Fingern auf der Haselnusscreme. „Schade nur um die verschenkte Zeit.“
„Wir sind ja noch rechtzeitig fertig geworden. Dein Meisterwerk kommt gerade richtig zum Abendgeschäft.“ Heidi mopste sich mit einer Kuchengabel eine übrig gebliebene Pfirsichscheibe und schob sie in ihren Mund. „Schade, dass nie was für uns übrig bleibt.“
„Ja, gerade könnte ich auch ein Stück Kuchen vertragen.“
„Seid ihr fertig, Mädels?“, rief Kelly über das Geklapper und Gebrüll in der Küche. „Falls ja, macht Feierabend. Und ihr habt Besuch!“
Marlene sah Heidi fragend an, doch die konnte auch nur mit den Schultern zucken. Sie verfrachteten die Torte in den Kühlraum, damit sie ruhen und durchziehen konnte, wuschen sich das Mehl und diverse Tortengussspritzer von der Haut und überprüften schnell ihre Erscheinung mit einem Taschenspiegel.
„Geht noch“, meinte Heidi. „Besuch hin oder her, gleich geht’s nach Hause. Ich verhungere!“
Daraus wurde jedoch nichts, zumindest nicht so, wie sie es vorgehabt hatten. Unverhofft sahen sie sich mit ihren jeweiligen Männerbekanntschaften konfrontiert und Marlene hatte das seltene Glück, ihre Freundin krebsrot anlaufen zu sehen.
„Patrick!“, entfuhr es ihr überrascht.
Seine blicklosen Augen richteten sich auf sie. „Hallo. Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen.“
Ihr Herz klopfte prompt schneller, nicht zuletzt wegen seiner smarten Aufmachung in Anzughose, passender Weste und aufgerollten Hemdsärmeln. „Nein, wir haben gerade Feierabend gemacht.“ Sie wich Heidis warnendem Ellenbogen aus, was Ethans Mundwinkel leicht zucken ließ.
„Wir wollen nicht lange stören“, warf der ein, bevor Heidis Gestupse Schaden anrichten konnte. Aus seiner Innentasche holte er zwei cremefarbene Umschläge. Einen reichte er an Kelly weiter, den anderen übergab er Heidi. „Ich weiß, dass es kurzfristig ist, aber vielleicht habt ihr am Samstag Zeit für ein kleines Essen.“
„Ethan kocht“, flüsterte Patrick hinter vorgehaltener Hand. Mit der Anspielung entlockte er Marlene ein kleines Lächeln.
„Marco und ich sind natürlich dabei“, sagte Kelly, ohne auch
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