Blinde Verführung (German Edition)
ihren Hals zurecht, so dass die herabhängenden Enden den Knutschfleck auf ihrer Brust versteckten. „Es grenzt an ein Wunder, dass Patrick sich nach eurem Benehmen am Samstag so zusammengerissen hat. Bei dir sieht man gar nichts.“
„Oh, hat er nicht. Er hat sich nur an Stellen ausgetobt, die man nicht sieht, wenn ich angezogen bin.“
Sie warfen sich einen alles sagenden Blick zu und brachen in unterdrücktes Gelächter aus.
„Oh mein Gott“, brachte Marlene mühsam heraus. „Wir müssen damit aufhören, sonst kann ich nachher nicht arbeiten.“
„Du kannst dich wenigstens in der Küche verschanzen“, entgegnete Heidi. „Ich muss den ganzen Tag lang meine Knutschflecken verstecken.“
„Das schaffst du nicht“, sagte Marlene entschuldigend. „Tut mir leid, aber das ist die Wahrheit.“
„Na herzlichen Dank auch!“
Marlene sollte Recht behalten. Kelly brauchte sie nur ansehen und wusste sofort, wie sie ihr Wochenende verbracht hatten.
„Ich freue mich sehr für euch, Mädels, aber tut mir den Gefallen und richtet vor lauter Tagträumerei kein Chaos an, okay? Es reicht mir, dass Gunnar sich krank gemeldet hat.“
Sie versprachen ihr Bestes zu tun und verschwanden in der Küche. Obwohl es noch so früh war, bereiteten sich bereits alle der verbliebenen Köche auf die Arbeit vor. Nach einer Tasse Kaffee ging es auch für Marlene und Heidi los und ab diesem Moment verging der Tag wie im Flug. Marlene sah ihre Freundin erst wieder, als es Zeit für den Selbstverteidigungskurs mit Andy wurde.
„Macht euch vom Acker“, befahl Kelly, ohne den Rhythmus beim Rühren ihrer Sauce Béarnaise zu unterbrechen. „Andy hat selten Zeit für solche Sachen, ihr solltet das ausnutzen.“
Marlene küsste sie spontan auf die Wange. „Das machen wir. Dankeschön.“
„Schade, dass du heute nicht kannst“, sagte Heidi und gab ihr ebenfalls einen freundschaftlichen Kuss. „Ich hoffe, beim nächsten Mal klappt es.“
„Ich auch, und wenn ich Gunnar an den Herd ketten muss. Und jetzt husch, sonst kommt ihr zu spät.“
Sie gehorchten und setzten sich ins Auto. Eine halbe Stunde später erreichten sie Andys Studio – pünktlich auf die Minute. Schon beim Eintreten wurde Marlene klar, dass es ein Fitnessstudio für Polizisten war, was sie im Nachhinein ziemlich logisch fand. Nur wie er es geschafft hatte sie hier reinzuschleusen, war ihr ein Rätsel. Es war brechend voll und nicht wenige musterten sie argwöhnisch.
„Normalerweise stellen sie sich ein bisschen an, aber man schuldet mir ein paar Gefallen“, sagte er auf ihre Frage hin. „Kommt, zieht euch um, wir fangen gleich an. Thomas und Sean sind auch schon da, aber Marco brauchte Phil leider für einen Job.“
„Evelina?“, fragte Marlene schuldbewusst.
„Ja, aber das ist eine gute Sache. Gemeinsam ist die Chance viel höher , sie zu finden.“
Er führte sie zur Umkleide, wo sie seiner Freundin begegneten. Die Abneigung auf ihrer Seite war noch genauso ausgeprägt wie auf Ethans Party, doch davon ließen sich Heidi und Marlene nicht abschrecken.
Im Studio hatte Andy ihnen eine ruhige Ecke gesichert. Turnmatten lagen auf dem Boden und an der Seite hatte er etliche Alltagsgegenstände aufgereiht. Sean und Thomas grüßten sie freundlich, aber knapp, und dann ging es auch schon mit Aufwärmübungen los, die Marlene an den Rand ihrer Belastungsgrenze brachte.
„Ich dachte, das wäre ein kleiner Selbstverteidigungskurs!“, zischte Heidi ihr zu. „Ich kratz gleich ab!“
„Jammer nicht“, murmelte Thomas hinter ihnen. „Wenn er hört, dass ihr euch noch beschweren könnt, legt er noch ein paar Runden drauf.“
„Bitte nicht“, stöhnte Marlene. „Mir reicht es jetzt schon.“
Abgesehen von den Aufwärmübungen war Andy jedoch ein ausgesprochen guter Lehrer, der ihnen geduldig immer wieder zeigte, wie sie sich bewegen sollten, um dieser oder jener Bedrohung zu entgehen. Sie benutzten Flaschen, Taschenmesser und sogar eine Handtasche als Waffe. Sean stellte sich als leichter Angreifer zur Verfügung, während Thomas ihnen mit Andy zusammen demonstrierte, wie hässlich ein Kampf werden konnte, wenn man ihn nicht schnell beendete.
Obwohl Marlene anfangs Bedenken hatte, irgendjemanden aus der Gruppe zu Boden zu werfen oder zu treten, schaffte sie es bald ihre Scheu zu überwinden. Heidi hatte wesentlich weniger Probleme damit, hauptsächlich deshalb, weil sie und Andys Freundin sich gegenseitig angifteten und nur zu gerne aufs Kreuz
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