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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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hanebüchen, dass Beatrice sich unter normalen Umständen eine scharfe Antwort nicht hätte verkneifen können. Das Klischee vom lebensüberdrüssigen Romantiker würde sie keinen Schritt weiterbringen.
    «Ich möchte mit Ihrem Einverständnis trotzdem gern weiter inkognito in der Gruppe ermitteln.» Meine Güte, förmlicher ging es ja wohl nicht mehr. Sie räusperte sich. «Eventuell hat Ira dort engere Kontakte gehabt, die mehr Licht in die Sache bringen könnten.»
    «Nur dass wir dazu da sind, Morde aufzuklären, nicht um Suizide zu analysieren.» Keine Bosheit in Hoffmanns Stimme, nur Erschöpfung. Fast wünschte Beatrice sich die alten Zustände zurück.
    «Richtig. Aber wir konnten noch nicht beweisen, dass Pallauf Selbstmord begangen hat. Wir wissen nicht, wie er in den Wald gekommen ist und woher er die Waffe hatte.»
    Hoffmann wandte den Blick von ihr ab. «Florian? Wieso sagen Sie nichts? Sie leiten schließlich die Ermittlungen! Ach was, lassen Sie es. Sie geben Kaspary sowieso immer recht.»
    Beim falschen Namen genannt zu werden, musste Florin mittlerweile gewöhnt sein, trotzdem zuckte er jedes Mal ein wenig zusammen. «Eigentlich nur, wenn sie in meinen Augen richtigliegt. Aber es stimmt schon», fuhr er fort, «bei Pallaufs Tod gibt es immer noch viel zu viele ungeklärte Fragen. Das Gleiche gilt für Rajko Dulović. Nicht einmal bei Ira Sagmeister können wir Fremdeinwirkung ausschließen.»
    Weder Drasche noch Vogt widersprachen, zu Hoffmanns sichtlicher Enttäuschung. Eine Pause trat ein, unterbrochen nur durch Stefans lautstarkes Gähnen. Kein Wunder, er konnte kaum geschlafen haben, höchstens eine oder zwei Stunden auf der hellbraunen Couch. Beatrice hoffte, dass er gleich noch etwas zum Verbleib von Iras Computer sagen würde. Mit einer resignierten Geste rieb Hoffmann sich erst die Stirn, dann die Augen. «Meinetwegen. Ich denke zwar, dass wir ganz genau wissen, wer Sagmeister umgebracht hat, aber bei Pallauf könnten Sie richtigliegen, Florian. Wir werden uns keine Schlamperei vorwerfen lassen.» Er sah auf die Uhr. «Dr. Vogt? Sie wurden vorhin unterbrochen.»
    «Kein Problem.» Der Gerichtsmediziner rückte seine lange Gestalt auf dem Stuhl zurecht. «Viel lässt sich ohnehin noch nicht sagen, aber meiner ersten Einschätzung nach ist Ira Sagmeister von der Seite auf das Gleis gelangt, nicht von der Brücke. Die Beine weisen nicht die typischen Stauchungen oder Knochenbrüche auf, wie sie bei einem Sprung aus großer Höhe entstehen.» Er schob seine Brille den Nasenrücken hinauf. «Ich vermute, Sagmeister hat sich auf das Gleis gestellt, die Lok hat sie mit Wucht erfasst, dann ist sie unter die Räder gerutscht. Davon wird sie nach dem Aufprall aber nichts mehr gespürt haben.» Der letzte Satz war an Beatrice gerichtet. Unter anderen Umständen hätte sie sich darüber geärgert, dass sie als einzige Frau in der Runde offenbar für Empathie zuständig war, aber in diesem Fall war sie wirklich erleichtert, dass sich Iras Tod wohl nicht so angefühlt hatte, wie der Anblick ihrer Überreste es vermuten ließ.
    «Wenn es Fremdeinwirkung gegeben hätte», hörte sie sich selbst sagen, «besteht dann eine Chance, das festzustellen?»
    Wie es Vogts Art war, dachte er einige Sekunden lang nach, bevor er eine Antwort gab. «Da müssten wir schon großes Glück haben. Selbstverständlich werde ich nach Spuren von Fremdgewebe unter den Fingernägeln suchen, aber Abwehrverletzungen oder Ähnliches …» Er schüttelte den Kopf. «Alles überlagert von dem, was der Zug angerichtet hat.»
    Bei Dulović waren es die Treibverletzungen, bei Sagmeister der Zug, der frühere Spuren zerstörte. Zufall, wirklich?
    Drasches Bericht fiel ebenfalls kurz aus. Er zählte die Stellen auf, an denen er oder seine Kollegen von der Feuerwehr Körperteile gefunden hatten. «Darüber hinaus war nichts Verwertbares auf dem Gelände zu entdecken», erklärte er.
    Florins Finger trommelten auf der Tischplatte herum. «Wie steht es mit dem Computer? Stefan? Habt ihr eine Ortung geschafft? Haben wir das Gerät?»
    «Nein. Es hat ziemlich lang gedauert, bis wir Provider und IP-Adresse raushatten, und dann war das Ding offline. Davor war es in Parsch eingebucht, ebenso wie das Handy.» Er unterdrückte ein weiteres Gähnen. «Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber wir werden das Notebook nicht finden, außer jemand geht noch mal damit ins Netz. Eventuell lohnt es sich, die Gegend rund um die Parscher Straße und die

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