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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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nicht mal damit angefangen.« Ezra verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete das wütende Gesicht des Jungen, wobei er darauf achtete, Lena und Hope nicht aus den Augen zu verlieren. Wie ihm auffiel, tat Law dasselbe – er sah nach den Frauen.
    Ezra schaute wieder zu Brody. »Wie alt bist du, Kleiner?«, fragte er.
    »Vierzehn.«
    »So, so.« Mit einer schnellen Bewegung nahm er Brody die Zigarette aus dem Mund, ließ sie auf den Boden fallen und zertrat sie mit dem Schuh, bevor der Bengel überhaupt begriff, wie ihm geschah. »Du bist minderjährig.«
    »Sie mieses Arschloch!«
    »Wie du meinst.« Er schaute wieder zu Remy und wartete ab.
    »Brody wird Ihnen bei den Aufräumarbeiten helfen … «
    »Nein, werde ich nicht.«
    »Denn wenn er das nicht tut, sorge ich dafür, dass die Anzeige erstattet und auch unterschrieben wird, und ich werde sie meinem Bruder höchstpersönlich aushändigen«, fuhr Remy fort, als hätte Brody kein Wort gesagt.
    Ungeduldig und nur mit einem halben Ohr bei dem Gespräch, behielt Ezra Lena und Hope auf ihrem Weg um den Platz im Blick. Im Schutz der Sonnenbrille konnte er sie beobachten, ohne dass man es ihm ansah – diese Masche hatte er sich im Dienst angeeignet.
    »Sind Sie damit einverstanden?«
    Ezra schaute zu dem schlaksigen Jungen und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch. »Momentan bin ich ein bisschen zu beschäftigt, um mich um die Verwüstung zu kümmern, die er angerichtet hat.«
    »Das verstehe ich natürlich. Dennoch wird er entweder für den Schaden zahlen oder ihn selbst in Ordnung bringen.« Remy zog eine Augenbraue hoch. »Ich persönlich finde, es würde ihm mal guttun, sich selbst die Hände schmutzig zu machen.«
    An sich war Ezra derselben Ansicht. Doch er hatte keine Zeit, sich mit einem schmollenden Teenager auseinanderzusetzen – selbst wenn der Bengel gerade eine schwierige Phase durchmachte.
    Ezra verspürte ein Kribbeln im Rücken und er sah wieder zu Lena und Hope hinüber.
    Die beiden standen wie angewurzelt auf dem Bürgersteig. Puck verharrte unbeweglich neben Lena. Sie waren zwar zu weit weg, um es genau zu erkennen, doch es sah ganz so aus, als sträubten sich ihm die Nackenhaare.
    Ezra lief es kalt den Rücken hinunter.
    Der Hund besaß einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, war aber im Grunde wohlerzogen und ein friedfertiger Begleiter. Das musste er sein.
    Ezra beobachtete, wie Lena an der Leine zog. Puck rührte sich jedoch nicht von der Stelle.
    »Law.«
    »Ja, ich seh’s.«
    »Hast du das schon mal bei ihm erlebt?«
    »Nein.«
    Remy drehte sich um und folgte neugierig ihren Blicken. Der Anwalt war nicht dumm, er begriff verdammt schnell, wohin sie sahen. Doch Ezra wartete nicht erst ab, bis der Mann irgendwelche Fragen stellte. Er blickte erst zu dem Jungen, dann zu Remy und sagte: »Sobald ich die Zeit habe, mich um den Garten zu kümmern, melde ich mich bei Ihnen. Aber der Bursche wird arbeiten müssen, und wenn ich von Arbeiten spreche, dann meine ich, dass er sich ordentlich abrackern wird.«
    Dann setzten Law und er sich in Bewegung.
    Puck zitterte fast unter ihrer Hand. Und er gab ein tiefes, warnendes Knurren von sich, das ihr gehörig Angst eingejagt hätte, wenn es gegen sie gerichtet gewesen wäre.
    »Wir müssen zurück zu den Männern«, sagte Lena leise und gab sich alle Mühe, sich ihr Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Sie fasste Hope beim Arm und drehte um, obwohl sie ein ganz, ganz schlechtes Gefühl dabei hatte, dieser namenlosen Bedrohung den Rücken zuzuwenden. Doch sie wollte auch nicht länger dort stehen bleiben.
    Ausgeliefert …
    Mist. Genauso kam sie sich gerade vor. Hilflos ausgeliefert.
    Lena gestattete es sich nie, verletzlich zu sein. Sie hatte sich ihr unabhängiges, erfolgreiches Leben verdammt hart erarbeitet und war stolz darauf. Verletzlichkeit bedeutete Schwäche.
    Aber in diesem Augenblick fühlte sie sich verletzlich, so wie ein Häschen auf weiter Flur, das nur auf den Sturzflug des Falken wartete.
    Blicke … sie konnte förmlich spüren, dass sie auf ihren Rücken gerichtet waren.
    »Was ist los?«, fragte Hope mit leiser, ein wenig zittriger Stimme.
    »Puck.« Jetzt, da es in die entgegengesetzte Richtung ging, setzte der Hund sich widerstandslos in Bewegung. Doch eben war er nicht bereit gewesen, auch nur einen Schritt weiter zu gehen, und er hatte sich auch nicht von ihr führen lassen. Sein Körper war wie erstarrt gewesen, er hatte nur dagestanden und bedrohlich

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