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Blinde Wut

Blinde Wut

Titel: Blinde Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scheibler
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Ihnen hätte ich zuallerletzt gerechnet!«
    »Meine Frau«, gab Kronbeck kleinlaut zu, »hat gedroht, mich zu verlassen, wenn ich mich nicht bei Ihnen entschuldige.«
    Wagner, der Herrn Kronbeck sofort erkannt hatte und dem die Zusammenhänge langsam zu dämmern begannen, wollte sein gefürchtetes säuerliches Lächeln aufsetzen, als ihn schon der Schmerz traf. Mußte er sich Sorgen um seinen Charakter und seine Persönlichkeitsstruktur machen, falls dieser Zustand länger andauerte? Könnte es da nicht zu Verbiegungen mit unüberschaubaren Folgen kommen? Wagner schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das Gespräch zwischen Lutz und Kronbeck, denn er war, wie er Lutz gegenüber gerade eingeräumt hatte, ziemlich neugierig.
    »Davon wird mein Auge auch nicht besser«, hörte Wagner den Lutz brummen und er sah, wie sein Chef die Sonnenbrille kurz anhob. »Da, gucken Sie sich ruhig an, was Sie angerichtet haben!«
    »Sie nehmen meine Entschuldigung also nicht an?« fragte Kronbeck. Auch für diesen Fall hatte Anne gedroht, ihn zu verlassen.
    »Aber ich bitte Sie, Herr Kronbeck!« sagte Lutz mit generösem Gehabe. »Natürlich nehme ich Ihre Entschuldigung an. Schließlich war ich nicht ganz unschuldig an der Situation, die Sie allerdings grundsätzlich mißverstanden haben. Nie wieder werde ich eine Zeugenbefragung zur Nachtzeit durchführen, das schwöre ich Ihnen. Vorausgesetzt natürlich, bei dem Zeugen handelt es sich um eine attraktive Frau, deren Mann gerade am Stammtisch für den Erhalt der Welt kämpft.«
    Das troff ja nur so von Ironie der Sorte, die Wagner nicht ausstehen konnte, und er wunderte sich, daß Kronbeck nicht längst Lutzens anderes heiles Auge ins Visier genommen hatte.
    »Sie dürfen Ihrer Frau sagen«, fuhr Lutz fort, »daß sie Sie nicht verlassen muß. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Kronbeck nickte, schien aber noch etwas auf dem Herzen zu haben. »Ziehen Sie die Anzeige jetzt zurück?« fragte er zaghaft.
    »Welche Anzeige?«
    »Haben Sie denn keine erstattet?«
    »Ich werde den Teufel tun und den Kollegen unnötige Arbeit machen!« plusterte Lutz sich auf.
    Kronbeck schien jetzt rundum zufrieden zu sein. Lutz klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter. »Grüßen Sie Ihre Frau schön und richten Sie ihr noch mal meinen Dank aus. Das mit den Eiswürfeln war eine gute Idee. Ich möchte nicht wissen, wie mein Auge jetzt ohne ihre Hilfe aussehen würde. Sie kriegt noch einen großen Blumenstrauß von mir, das können Sie ihr schon mal sagen.« Er nickte Kronbeck zu und verschwand mit Wagner im Kommissariat.
    Kronbeck blieb, nachdem die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte, noch einen Augenblick lang stehen. Er war erleichtert, keine Frage. Andererseits aber auch beunruhigt. Dieser Kommissar hielt Anne also tatsächlich für eine attraktive Frau! Er ließ ihr Grüße ausrichten, und Blumen sollte sie auch noch bekommen! Das klang nicht gut in Kronbecks Ohren, und er dachte bei sich, daß er in nächster Zeit höllisch würde aufpassen müssen.
    »Jetzt wissen Sie also, was vorgefallen ist«, raunte Lutz seinem Assistenten zu, als sie in das Vorzimmer kamen.
    »Ein Techtelmechtel mit einer verheirateten Frau und Händel mit dem eifersüchtigen Ehemann«, brachte Wagner fast schmerzfrei, wie er verwundert feststellte, über die Lippen und warf Lutz einen mißbilligenden Blick zu.
    »Entweder haben Sie nicht richtig zugehört oder die falschen Schlüsse gezogen«, wies Lutz ihn zurecht. »Es war natürlich ganz anders.«
    Wie es wirklich war, konnte er Wagner dann nicht mehr erzählen, denn jetzt trat Frau Bauer, Lutzens Sekretärin, oder wie man neuerdings sagte: Sachbearbeiterin, an ihn heran und reichte ihm einen Aktenordner. »Die Liste, um die Sie mich gebeten hatten, Herr Lutz. Ich glaube, sie ist vollständig und enthält sämtliche Fortbildungslehrgänge, die im Moment angeboten werden.«
    »Danke, Frau Bauer«, sagte Lutz und nahm den Aktenordner an sich. Er hatte es plötzlich sehr eilig, in sein Büro zu kommen.
    Wagner sah ihm erstaunt nach. »Fortbildungslehrgang, wozu denn das?« wandte er sich an Frau Bauer. »Will der Lutz etwa noch Karriere machen?«
    Frau Bauer zog die Schultern hoch und gab sich ahnungslos. Dann blickte sie Wagner streng an. »Von Ihnen hätte ich das übrigens nicht gedacht, Herr Wagner, nicht von Ihnen! Daß Sie rumstänkern und Schlägereien anzetteln…« Kopfschüttelnd ging sie an ihren Arbeitsplatz zurück.
    Das war also die offizielle

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