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Blinde Wut

Blinde Wut

Titel: Blinde Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scheibler
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ein Zeichen, wieder hinauszugehen. Resigniert mit den Schultern zuckend, folgte Wagner der stummen Aufforderung. Die Zentimeter, die er vorhin scheinbar dazugewonnen hatte, verlor er schnell wieder, und vielleicht noch einen zusätzlich.
    Lutz ging nicht gleich zu Däubler. Erst beratschlagte er sich noch schnell mit Kröll, ob er die Sonnenbrille absetzen oder lieber aufbehalten sollte. Kröll fand das eine so schlimm wie das andere, riet ihm dann aber, ohne Brille vor Däubler zu treten. Der Augenkontakt war wichtig und Schönheit in diesem Falle eher zweitrangig.
    »Ja, das ist er«, sagte Däubler, als Lutz an sein Bett trat.
    »Guten Tag, Herr Däubler«, begrüßte Lutz ihn.
    »Sie heißen Lutz, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und wenn ich mich richtig erinnere, sind Sie von der Polizei.«
    Lutz sah ihn erstaunt an. »Es stimmt. Obwohl ich es Ihnen nicht gesagt habe.«
    »Nein?« hauchte Däubler. »Dann habe ich es wohl mehr geahnt.« Er richtete seine Augen auf Lutz und sah ihn lange und durchdringend an. Das lädierte Auge schien er nicht zu bemerken. Lutz hielt seinem Blick stand. »Habe ich wirklich Marion erschossen und Christian?« fragte Däubler plötzlich. Sein Blick wurde flehend, als erhoffe er sich von Lutz die Erlösung aus einem Alptraum.
    »Christian lebt.«
    Ein Hoffnungsschimmer flackerte in Däublers Augen auf, doch Lutz fuhr unerbittlich fort: »Aber Ihre Frau ist tot, Herr Däubler.«
    Doktor Kröll wollte schon eingreifen und die Befragung beenden, als Däubler wieder zu vernehmen war. »Wie konnte das nur geschehen?« fragte er verzweifelt.
    »Wissen Sie das wirklich nicht mehr?«
    Däubler dachte angestrengt nach, schüttelte dann aber resigniert den Kopf.
    »Sagen Sie mir, woran Sie sich noch erinnern können«, forderte Lutz ihn auf.
    Däubler starrte lange die Zimmerdecke an, bevor er mit leiser und monotoner Stimme zu reden begann: »Christian war den Tag über bei meiner Schwiegermutter. Marion kam mit dem Jungen nach Hause, als ich längst aus dem Büro zurück war. Ich hatte Ärger mit Klaus Schäder.« Er verstummte und schloß die Augen. Plötzlich sah er Bilder. Wie kleine Blitze tauchten sie auf, verschwommen, zerhackte Bewegungen, blasse Farben: Marion, die die Poster von der Wand reißt und seinen Windrotor zertrümmert, Christian, der weinend in der Tür steht, ein Teddybär, der zu Boden fällt und dann ganz groß die Pistole, die sich wie von Geisterhand dreht, bis die Mündung sichtbar wird.
    Lutz, der bemerkte, wie unruhig Däubler auf einmal geworden war, nickte still in sich hinein: dieser Schäder war das Problem, wie er es vermutet hatte!
    Aber da öffnete Däubler die Augen und ließ sich wieder vernehmen: »Nein, nicht mit Schäder. Ich hatte Ärger im Büro. Mit Stöckle. Das ist mein Chef. Und dann hat sie die Poster von der Wand gerissen. Marion war das. Und dann stand auf einmal Christian in der Tür und weinte. Und sein Teddybär. Und… was ist denn los mit mir? Warum weiß ich denn nicht mehr, was weiter geschah? Um Gottes willen, helfen Sie mir doch! Was wissen Sie noch? Ich bin doch nicht verrückt! Verdammt noch mal, sagen Sie doch was! Reden Sie doch!«
    Er war immer aufgeregter geworden, seine Stimme hatte sich fast überschlagen bei dieser Gefühlsentladung. Kröll bereitete sich darauf vor, ihm eine Spritze zu verabreichen, und er tat das so, daß Däubler es nicht mitbekommen konnte.
    »Ihre Pistole lag mitten im Zimmer«, fing Lutz jetzt betont ruhig und sachlich zu reden an, »und an Ihrer rechten Hand hat man Schmauchspuren festgestellt. Die Einschußkanäle der Projektile weisen eindeutig darauf hin, daß Sie geschossen haben. Und zwar müssen Sie rechts von der Tür gestanden haben.«
    Däubler sah ihn mit wirrem Blick an, als verstehe er ihn nicht. Diesen Moment der Ablenkung nutzte Doktor Kröll, um schnell den Ärmel von Däublers Nachthemd hochzustreifen und ihm die Spritze zu verabreichen. »Das wird Ihnen guttun«, murmelte er dabei beruhigend.
    Unmittelbar darauf kam wieder Leben in Däubler. »Wenn es stimmt, was Sie sagen«, fuhr er Lutz an, »müßte ich es doch wissen! Ich weiß es aber nicht, es ist so leer in meinem Kopf. Bin ich verrückt? Nein, ich bin nicht verrückt!« Er wandte sich an Kröll und brüllte auch ihn an: »Sagen Sie ihm, daß ich nicht verrückt bin!«
    Kröll nickte ihm zu. »Beruhigen Sie sich, Herr Däubler. Nein, Sie sind nicht verrückt.«
    Lutz wollte sich wieder einmischen, aber Kröll hinderte ihn durch eine

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