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Blinde Wut

Blinde Wut

Titel: Blinde Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scheibler
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ausgesprochen unangenehm war, und stellte ihm das Glas mit dem doppelten Whiskey vor die Nase. »Eine kleine Aufmerksamkeit für die Hüter des Gesetzes.«
    Wagner äugte ängstlich zu Krüger und Gaby hinüber, aber die schienen die Worte des Barkeepers nicht gehört zu haben. Dann schob er das Whiskeyglas zurück und sagte schneidend: »Ich trinke nur, was ich auch bezahlen kann!«
    »Wie Sie wollen«, meinte der Barkeeper gelassen. »Das macht dann fünfzig Mark.«
    »Fünfzig Mark?« entfuhr es Wagner. »Sie spinnen wohl!«
    Diese Worte, und mehr noch die Lautstärke, in der sie ausgesprochen wurden, ließen die Leute in der Umgebung aufhorchen. Auch Krüger und Gaby.
    Wagner sehen, die Situation erfassen und für Abhilfe sorgen war ein Vorgang, der in Krügers geschultem Hirn blitzschnell ablief und ihn die Frage stellen ließ: »Haben Sie nicht genügend Bares bei sich? Soll ich Ihnen aushelfen?«
    »Sie sollen vor allem nicht solchen Scheiß erzählen!« fuhr Wagner ihn an.
    »Welchen Scheiß, bitte?« erkundigte sich Krüger mit drohendem Unterton.
    »Zum Beispiel den Scheiß, daß Sie den Haarfetischisten vom Relenberg als Lustmörder entlarvt haben!« Das war der Fall, mit dem Wagner Krüger zuletzt hatte prahlen hören.
    Krüger trat ganz nah an Wagner heran. »Wer war es dann?« wollte er von ihm wissen. »Sie vielleicht?«
    Wagner sah, wie Gaby höhnisch auflachte, und daran erkannte er, daß das Spiel für ihn verloren war, bevor es noch richtig begonnen hatte. Mit beiden Händen stieß er Krüger, der ihm zu nah gekommen war, von sich. Krüger taumelte zurück, fing Gabys besorgten Blick auf und ging zum Angriff über. Sofort mischten andere sich ein, darunter auch solche, die mit der Kripo noch eine Rechnung offen hatten. Und so blieb es im dunkeln, wem Wagner die geplatzte Unterlippe letztlich zu verdanken hatte.

IV
     
     
     
    Am nächsten Morgen wurde Wagner von einem wilden Gehupe unten auf der Straße geweckt. Als er ans Fenster trat und hinabschaute, erkannte er erst den Dienstwagen und dann seinen Chef, der ausgestiegen war und ihm durch Zeichen zu verstehen gab, daß er so schnell wie möglich runterkommen sollte.
    Wagner begab sich in das, was er euphemistisch Bad nannte, was in Wahrheit aber eine enge Naßzelle war, um sich einer Katzenwäsche zu unterziehen. Als er im Spiegel sein Konterfei erblickte, erschrak er zutiefst. Ein Fremder blickte ihm da entgegen, einer mit einem verschwiemelten Gesicht, aus dem eine geschwollene Unterlippe hervorstach. Als er versuchte, sein Gesicht wieder in eine halbwegs menschenähnliche Fasson zu bringen, fielen ihm bruchstückhaft die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder ein. Tief eingegraben in sein Gedächtnis hatten sich zwei Eindrücke. Der eine war Gabys verächtlicher Gesichtsausdruck und der andere die unsanfte Landung, nachdem man ihn aus dem Atlantis geworfen hatte. Zwei Niederlagen also, an denen Wagner noch eine ganze Weile zu knabbern haben würde.
    In Rekordzeit war er fertig und saß unten neben Lutz auf dem Beifahrersitz des Dienstwagens. »Wo brennt es denn?« wollte er von seinem Chef wissen.
    »Frau Däubler-Korth erwartet unseren Besuch«, beschied ihm Lutz und startete den Motor.
    Wagner nickte und hatte dabei das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte. Als Lutz den Gang einlegte und losfuhr, wurde Wagner klar, was ihn irritiert hatte. Das eine war der Umstand, daß Lutz gegen seine sonstige Gewohnheit eine Sonnenbrille aufgesetzt hatte, und das andere die Tatsache, daß Lutz nicht die geringste Bemerkung zu seinem Aussehen gemacht hatte.
    Die kam, als sie nach einer langen, schweigsamen Fahrt quer durch die Stadt bis hin zur Peripherie das Haus von Hildegard Däubler-Korth erreichten und sie ihnen geöffnet hatte, in Form einer besorgten Frage.
    »Mein Gott, was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Wagner ließ die Frage unbeantwortet. Lutz entschuldigte sich für die Sonnenbrille und lüftete das Gestell kurz, um die Notwendigkeit, sie zu tragen, zu demonstrieren: ein Veilchen wurde sichtbar, das sein linkes Auge zierte. Frau Däubler-Korth, die sich gut an den Ton erinnerte, in dem die beiden im Krankenhaus miteinander umgegangen waren, sah daraufhin bekümmert von einem zum anderen.
    »Sie haben sich doch nicht etwa gestritten?« wollte sie wissen.
    Lutz tat diese Unterstellung mit einer unwilligen Geste ab und murmelte dabei etwas von zwei völlig unterschiedlichen dienstlichen Einsätzen, die für sie beide ähnliche Folgen

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