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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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beleidigt, weil Krakau früher mal die Hauptstadt von Polen war, und jetzt ist es Warschau.« Sie schaufelte sich noch einen Löffel voll in den Mund und kaute. »Von der hiesigen Polizei dürfen wir uns kaum Unterstützung erwarten. Würde mich wundern, wenn sie überhaupt die Adressen der Opfer rausrücken.«
    Irgendwie erfüllte das Logan nicht gerade mit Zuversicht.
    Auf der Straße vor dem Hotel war wesentlich weniger los als am Abend zuvor. Die Dönerbuden waren dunkel und verrammelt, die Touristen schliefen noch oder genossen gerade ihr Frühstück, das nur ganz entfernt Ähnlichkeit mit Rühreiern hatte.
    Vor dem Hotel wandte Jaroszewicz sich nach rechts und ging zum Marktplatz, der im Schatten der hohen roten Backsteintürme der Marienkirche lag. Der Himmel wölbte sich kristallblau über ihnen, und die Sonne wärmte bereits die Pflastersteine. Vor den kleinen Cafés, die den Platz säumten, wurden schon die Markisen ausgefahren und die Sonnenschirme aufgeklappt. Ein Geruch nach Holzkohlefeuer und gegrillten Würstchen lag in der Luft. Er kam von einem halben Dutzend Imbissbuden, die zu dem ständigen Markt vor den Tuchhallen gehörten, einem imposanten, langgezogenen Bau mit kunstvoll gestalteter Fassade.
    Jaroszewicz führte Logan hinüber zur anderen Seite des Marktplatzes und ging auf eine kleine, unscheinbare Ladenfront im Erdgeschoss eines gelb verputzten Hauses zu. Die Einfassungen der Fenster in den oberen Stockwerken waren reich verziert, doch die Polizeiwache selbst erinnerte von außen eher an eine Taxizentrale, nur dass sie noch gesichtsloser war. Wäre da nicht das kleine rote Schild über dem dunklen Schaufenster gewesen, auf dem KOMISARIAT POLICJI I wKRAKOWIE stand, hätte man sie niemals hier vermutet.
    Jaroszewicz blieb ein paar Meter vor dem Eingang stehen. »Sie warten besser draußen. Gehen Sie so lange Kaffee trinken oder so.« Und dann marschierte sie hinein.
    Logan schlenderte zu einem nahen Café, suchte sich einen Platz im Schatten eines grünen Heineken-Sonnenschirms und bestellte eine Tasse Kaffee.
    Er sah auf seine Uhr: zwanzig nach neun. Zwanzig nach acht in Aberdeen. Er überlegte, ob er Finnie anrufen und ihn fragen sollte, ob bei Gilchrists Vernehmung gestern irgendetwas Brauchbares herausgekommen war, aber das hätte wahrscheinlich so geklungen, als hätte er nichts Besseres zu tun. Es schien ihm ratsamer, erst anzurufen, wenn er konkrete Resultate von seinem Besuch in Krakau vorzuweisen hatte. Also schickte er stattdessen Rennie eine SMS, und dann saß er da und überlegte, ob er Samantha auch eine schicken sollte. Aber was sollte er schreiben? »TML, DASS ICH GESAGT HAB, DU WÄRST N FREAK – MISS U – LGN.« Nicht besonders romantisch, oder?
    Sein Handy quäkte: Rennie hatte schon geantwortet.
    »0,0 FORTSCHR – STL IS NE BLD ZIKE :-( FNI ISN ALO :-( BT ISN WXR :–( WIE LFTS IN POLEN?« Das war ja noch mal ein Stück sinnloser als das, was er normalerweise so von sich gab. Vielleicht hatte sich durch den Schlag mit dem Bügeleisen in dem großen Hohlraum zwischen Rennies Ohren irgendetwas gelockert?
    Logan tippte rasch eine Antwort, in der er etwas von Wodka und Go-go-Girls faselte. Dann trank er seinen Kaffee und sah zu, wie zwei bewaffnete Polizisten von ihren Fahrrädern stiegen, um an einem kleinen runden Kiosk Zigaretten zu kaufen.
    Er überlegte gerade, ob er noch einen Kaffee bestellen sollte, und dazu vielleicht ein süßes Teilchen, als Jaroszewicz endlich herauskam.
    Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Sie waren ganz brav und haben mir drei Adressen gegeben, bei denen wir es versuchen können.«
    Logan stand auf. »Wie kommen wir da hin?«
    »Geht bei Ihnen alles auf Spesen?«
    »Ja.«
    »Dann nehmen wir uns ein Taxi, und Sie können bezahlen.«
    Um halb zwölf war aus dem angenehm sonnigen Morgen ein drückend heißer und schwüler Vormittag geworden. Logan lehnte schwitzend am Dach des Taxis, als Jaroszewicz eine alte Holztür hinter sich zuschlug und wieder auf die Straße trat.
    Die Gebäude in diesem Teil der Stadt sahen genauso aus wie die um das Hotel herum, nur schäbiger, mit verblichenen Farben und abblätterndem Lack, als ob die Bewohner schon vor langer Zeit resigniert hätten. Manche Häuser waren so schmutzig, dass man unmöglich die ursprüngliche Farbe ausmachen konnte. Es hätte pittoresk sein können, mit einem gewissen altertümlichen Charme, aber es war einfach nur trist und bedrückend. Kein Wunder, dass hier Schindlers

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