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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Liste gedreht worden war.
    »Kein Glück?«
    Jaroszewicz blickte sich mit finsterer Miene zu dem Haus um, aus dem sie gerade gestürmt war. »Der Nachbar sagt, dass die Wohnung schon seit sechs Jahren leer steht. Er meinte, Mr. Gibowski sei nach dem Tod seiner Frau zu seiner Tochter nach Amerika gezogen. Ohne seine Augen kam er allein nicht mehr zurecht.«
    »Drei von drei.«
    Sie drehte sich einmal langsam im Kreis und ließ den Blick über die heruntergekommene Straße schweifen. »Das war’s. Ich weiß nicht mehr, was wir noch machen sollen.« Als sie sich wieder Logan zuwandte, glänzten ihre Augen feucht. Und ihre Unterlippe zitterte. »So viel Zeit vergeudet …«
    Und Logan wusste nicht, was er noch sagen sollte. Also versuchte er es mit: »Sind Sie sicher, dass Ihre Krakauer Kollegen Ihnen alle Informationen gegeben haben, über die sie verfügen? Ich meine, wenn Gibowski schon vor sechs Jahren ausgewandert ist?«
    Ein Schniefen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass die ›blöde Yuppies‹ wie mich hassen.«
    Der Taxifahrer steckte den Kopf aus dem Fenster und sagte etwas. Er sprach zu schnell, als dass Logan irgendetwas verstanden hätte, aber Jaroszewicz ratterte eine gereizt klingende Erwiderung herunter. Dann stieg sie auf den Rücksitz und fragte: »Haben Sie Hunger?«
    Sie aßen in einem verwinkelten Restaurant namens Chłopskie Jadło zu Mittag, fünf Gehminuten vom Marktplatz entfernt. Vor dem Eingang hielt eine aus dunklem Holz geschnitzte Hexenfigur Wache. Sie hatten das Lokal fast für sich; die einzigen anderen Gäste waren eine Frau und ein kleines Kind, die sich mit Teigtaschen vollstopften. Jaroszewicz wählte einen Tisch in einem anderen Saal, weit weg von dem lodernden Kaminfeuer.
    Sie sank auf ihren Stuhl nieder und griff seufzend zur Speisekarte. »Das war’s dann also, wir sind am Ende. Sie haben die Reise umsonst gemacht. Es tut mir leid.«
    »Sie scheinen das sehr … persönlich zu nehmen.«
    Sie zuckte mit den Achseln, während sie die Karte überflog. »Sie sollten die pierogi probieren, das sind Teigtaschen mit Kartoffelfüllung. Sehr gut.«
    »Ich bitte Sie, Sie sind vorhin fast in Tränen ausgebrochen.«
    »Ich …« Pause. »Das ist ein großer Fall für mich. Wenn ich … Mein Sergeant sagt, wenn ich den nicht erfolgreich abschließe, ist meine Karriere erledigt.« Sie drehte die Speisekarte in den Händen. »Wollen Sie was trinken? Ich hätte Lust, was zu trinken. Bestellen wir uns was zu trinken.«
    Wieder trat eine Pause ein, und dann streckte Logan die Hand aus. »Lassen Sie mich noch einmal einen Blick in diese Akten werfen.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht nach Hause fahren werde, ohne eine Verbindung zwischen Ricky Gilchrist und dem, was hier passiert ist, gefunden zu haben. Und wenn sie noch so vage ist – irgendetwas muss es da geben. Es kann kein Zufall sein, dass unser Mann haargenau so vorgeht wie die Gangster bei Ihnen.«
    Sie kramte die Mappe aus ihrer geräumigen Handtasche hervor. Dann widmete sie sich wieder der Speisekarte.
    Logan verteilte die einzelnen Fallakten auf dem Tisch. Es war eine Auswahl aus dem riesigen Stapel, den er auf der Zugfahrt von Warschau gesichtet hatte; sie hatten sämtliche Opfer, die nicht aus Krakau waren, aussortiert. Fünf Opfer, alles Männer.
    Er ordnete den Rest chronologisch. »1973, 1981, 1993, 1997 und 2004. Fünf Opfer. Gibowski ist in Amerika, Wisniewski ist tot, und Bielatowicz ist seit 2003 nicht mehr gesehen worden. Bleiben Gorzkiewicz ’81 und Löwenthal ’97.«
    Der Ober erschien, aber Logan hatte noch gar keinen Blick in die Speisekarte geworfen, also ließ er Jaroszewicz für sich mitbestellen. Dann nahm er sich die zwei verbliebenen Akten vor und versuchte, sich an die Einzelheiten zu erinnern. Löwenthal war angeblich in Menschenhandel von Russland nach Großbritannien verwickelt gewesen, daneben hatte er sich gelegentlich als Waffenschieber betätigt. Alte Bestände der Sowjetarmee, billig aufgekauft von Soldaten, die seit Monaten keinen Sold bekommen hatten, und dann mit gewaltigem Preisaufschlag an Banden in ganz Europa verhökert.
    Gorzkiewicz war ein ganz anderer Fall. Er hatte unter den Kommunisten als Obergefreiter in der polnischen Armee gedient und war nach einem nicht näher beschriebenen Unfall als dienstunfähig entlassen worden. Ein gesetzestreuer Bürger, dessen einziges Vergehen darin bestand, dass er Anfang der Achtzigerjahre in der Solidarno s

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