Blinde Zeugen: Thriller
Ärger androhte, wenn er nicht bis Ende der Woche seine Spesenabrechnung einreichte; und eine lange E-Mail von Stabsunteroffizier Łukaszewski mit angehängten Hintergrundinformationen zu allen Aberdeener Opfern. Logan verbrachte fünf Minuten damit, den Wust von Daten zu sichten, und leitete dann alles an Finnie weiter. Der konnte ruhig auch mal etwas tun.
Zuletzt war da noch eine Mail von Rennie, der darüber jammerte, dass sie ihm DI Steels »Sperminator«-Ermittlung aufs Auge gedrückt hatten. Dann lud er Logan noch ein, am Sams tag mit ihm und der halben Kriminalabteilung Fußball zu schauen und den Abend mit einer Runde Autoscooter, Curry und ganz viel Bier zu beschließen.
Keine Nachrichten von DI Steel oder Finnie. Und auch nichts von DCS Bain … Allerdings konnten ja noch bis morgen Nominierungen für den Ersatz für DI Gray eingereicht werden, was bedeutete, dass Bain das Ergebnis wahrscheinlich nicht vor nächster Woche bekanntgeben würde.
Logan klickte auf »NEUE E-MAIL« und schrieb eine Nachricht an Samantha. Löschte sie und fing von vorn an. Löschte auch die zweite.
Dann antwortete er stattdessen auf Rennies Einladung.
Zwei Minuten später hatte er eine Antwort:
wo hastn gesteckt? fußball kannste vergessen, ist schon wieder einer mit ohne augen gefunden worden! komme grad von der eisnatzbesprechung – schon wiedern pole!!! der ACC flippt aus – totale ulraubssperre. ups, muss schluss machen, finny is aufm kriegspfad. von pirie sieht man nur noch die füße, so tief steckt er im arsch vom DIC!!!! LOL
;-)
Logan las die Mail dreimal. Versuchte sich einzureden, dass Rennie ihn bloß auf den Arm nahm. Es gab nicht wirklich ein neues Ödipus-Opfer. Es konnte kein neues Ödipus-Opfer geben – Ricky Gilchrist saß in Untersuchungshaft, er hatte gestanden, und verdammt noch mal, sie hatten die Drohbriefe auf seinem Computer gefunden.
Logan nahm sein Handy heraus und rief Finnie an. »Ist das wahr? Es ist wieder jemand geblendet worden?«
» Nein, das hab ich mir nur so zum Spaß ausgedacht. Natürlich stimmt es. Wo sind Sie? «
»In Krakau.« Er sagte dem DCI, dass es in Warschau keine überlebenden Opfer mehr gab, und fügte hinzu, was Polizeihauptmeisterin Jaroszewicz von der hiesigen Polizei hielt. »Die Kollegen sind nicht gerade kooperativ.«
» Und was genau soll ich da Ihrer Meinung nach tun? Denken Sie vielleicht, ich hätte nicht genug Probleme, ohne dass Sie mir noch welche draufpacken? Meinen Sie, mein Leben ist noch nicht aufregend genug, jetzt, wo ich den falschen Mann in Gewahrsam habe? «
»Den falschen Mann?«
» Ricky Gilchrist. Was haben Sie denn gedacht, wen ich meine – Ronald McDonald? «
»Na ja … es …« Logan schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Heureka! »Dieses neue Opfer – das könnten doch die Leute gewesen sein, die Simon McLeod überfallen haben?«
» Mensch, das ist ja genial , Sergeant! Darauf wäre ich nie gekommen. Boah, was für eine brillante Idee, vielleicht war es derselbe Täter. Nur dass Opfer Nummer acht ein polnischer Ölarbeiter bei BP ist. Und er wurde auf einer verlassenen Baustelle in Torry gefunden. Wir haben sogar den üblichen Anruf bekommen, in dem er sich mit der Tat brüstet. Es ist zweifelsfrei Ödipus. «
»Mist.«
» Das ist noch eine Untertreibung. Die Presse hat noch nicht Wind davon bekommen, aber wenn das passiert … « Finnie war einen Moment still. » Was für ein Desaster. «
»Wir lassen Gilchrist doch nicht laufen, oder?«
» Seh ich etwa aus wie ein Idiot ? Goulding macht schon die Papiere für seine Zwangseinweisung fertig. Er wird den Rest seines unnatürlichen, perversen, armseligen Lebens entweder im Gefängnis oder in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung verbringen. « Logan hörte, wie sich die Hintergrundgeräusche veränderten – das Stimmengewirr verstummte, und in der Stille, die folgte, hallte es merkwürdig. Finnie war wohl aus dem Büro hinaus auf den Flur getreten. Inzwischen klang der DCI beinahe verzweifelt. » Sie müssen da drüben unbedingt etwas finden, okay? Was, ist mir egal, aber finden Sie mir irgendetwas , womit ich dieses Schwein packen kann. «
»Wir gehen gerade verschiedenen Informationsquellen nach und versuchen, zwei mögliche Überlebende ausfindig zu machen. Aber wie ich bereits sagte, die hiesigen Kollegen sind nicht besonders kooperativ. Kann nicht schaden, wenn Sie da vielleicht mal ein gutes Wort einlegen …?«
» Sonst noch was? «
»Es wäre
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