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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Poster hinunter. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge. Vielleicht könnte er ja doch noch verhindern, dass diese Reise ein komplettes Desaster wurde.

45
    Es dauerte länger, als er gedacht hatte, aber endlich gelang es Logan doch, das örtliche Solidarno s ´ c ´ -Büro ausfindig zu machen – ganz in der Nähe des Krakauer Marktplatzes. Und was das Beste war: Die Frau am Empfang sprach Englisch.
    Sie bot Logan einen Stuhl und eine Tasse Kaffee an und sagte ihm, dass der Mann, an den er sich wenden müsse, in fünfzehn Minuten herunterkommen würde. Und so war es.
    Gerek Płotkowski sah so aus, wie man sich einen polnischen Gewerkschafter vorstellte – vierschrötig, angegrautes Haar, mächtiger Schnauzer und ein Händedruck wie ein Stahlarbeiter. Er lud Logan ein, mit ihm auf ein Bier in ein nahes Café zu gehen. »Hier in Büro gibt nur herbata und Kaffee. Wenn so heiß ist, braucht man etwas Kühles. Nein?«
    Doch.
    Sie setzten sich an einen Tisch am Rand des Marktplatzes, nicht weit von einem Typen, der sich mit Goldfarbe angemalt hatte und reglos auf einem umgedrehten Eimer stand, als wäre er eine Statue. Płotkowski bestellte bei einem Kellner zwei Bier und starrte die lebende Statue finster an. »Wir kämpfen jahrelang gegen kommunistische Unterdrückung, und wofür? Damit idiota wie der da existieren können.« Er nahm einen großen Schluck Bier und verzierte dabei seinen Schnauzbart mit Schaum. »Was wollen Sie wissen?«, fragte er.
    »Man hat mir gesagt, Sie seien von Anfang an bei Solidarno s ´ c ´ dabei gewesen. Ich bin auf der Suche nach einem Mann, der in den frühen Achtzigerjahren Mitglied der Gewerkschaft war.«
    »Ah …« Ein Schleier legte sich über die grauen Augen des kräftigen Mannes. »Das war gute Zeit. War schwer, aber wir standen Seite an Seite. So …« Er legte beide Fäuste aneinander und hielt sie hoch. »Wir waren wichtig.«
    »Dieser Mann, den ich suche, heißt Gorzkiewicz. Rafal Gorzkiewicz. Kannten Sie ihn?«
    Der verschleierte Blick schlug in ein hartes Starren um. »Warum?«
    »Ich bin von der Polizei.« Logan zog seinen Dienstausweis aus der Tasche und schob ihn über den Tisch. »Gorzkiewicz wurde 1981 überfallen – jemand hat ihm die Augen ausgestochen.«
    »Ich kenne nicht diese Mann, von was Sie reden.« Er schlang die mächtige Pranke um sein Bierglas und kippte die Hälfe in einem Zug hinunter. »Ich muss zurück in Büro.«
    Logan fasste den Mann am Ärmel … erntete einen grimmigen Blick und ließ wieder los. »Bitte, es ist wichtig. Dort, wo ich herkomme, werden Menschen verstümmelt, genau wie damals Gorzkiewicz. Jemand sticht ihnen die Augen aus und brennt die Höhlen aus. Ladenbesitzer, Geschäftsleute, Familienväter.«
    Płotkowskis Blick wanderte wieder zu der lebenden Statue. »Müsste verboten sein, solche Leute auf Marktplatz. Ziehen alles in Dreck, wofür wir haben gekämpft.«
    Logan ließ das Schweigen anwachsen.
    »Wir …« Płotkowski hustete, trank noch einen Schluck. »Nicht alle waren dafür, Kommunisten zu bekämpfen nur mit politische Protest. Manche dachten, bewaffneter Kampf ist einziger Weg. Eine Revolution. Solidarnos´c´ in Blut auf Pflaster von Kraków geschrieben.« Der stämmige Mann schüttelte den Kopf. »Gorzkiewicz – er war Sprengstoffexperte in Armee. Kommunisten haben ihn achtundsiebzig nach Afghanistan geschickt … Zwei Jahre später er kommt zurück mit faustgroße Loch in Oberschenkel. Verbittert. ›Politisch ist zu langsam‹, sagt er. »›Blut ist einzige Sache, wo diese russische Schweine verstehen.‹«
    Płotkowski trank sein Bier aus und bestellte ein zweites – und gleich noch eins für Logan mit, obwohl der noch längst nicht mit seinem ersten fertig war. Und dazu noch zwei Wodka.
    Der kräftige Mann sagte nichts mehr, bis die Drinks kamen. Dann reichte er Logan ein Schnapsglas, so kalt, dass es in der warmen Nachmittagssonne dampfte. » Na zdrowie! «
    Er kippte seinen Wodka in einem Zug, und Logan tat es ihm gleich.
    »Gorzkiewicz wollte, dass Solidarno s ´ c ´ -Führung zum bewaff neten Widerstand aufruft, aber sie haben sich geweigert. Zu viel Gewalt, und Russland würde Vorwand nutzen, um einzumarschieren, wie in Afghanistan. Sowjetsoldaten mit sowjetischen Panzern und Kanonen … Wir wollten unsere Freiheit, aber nicht auf diese Weise.« Er schwieg eine Weile, den Blick nicht auf Logan gerichtet, sondern auf die Zeit vor dreißig Jahren. »Er wollte alles in Luft sprengen, was kommunistisches

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