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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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steinigen.
    Der Park wäre eigentlich ein nettes Plätzchen gewesen, wo man einfach dasitzen und die Welt an sich vorüberziehen lassen konnte, wenn Logan nicht so eine miese Laune gehabt hätte. Es war ein drei Kilometer langes, staubig grünes Band, das sich rings um die Altstadt zog, gesäumt von mächtigen Bäumen, durch deren dichtes Laub nur vereinzelte Sonnenstrahlen drangen. Fast war es schon ein bisschen kühl auf der Bank, wo Logan saß und unschuldige Vögel bombardierte.
    Das nächste Brotstück prallte vom Kopf einer Taube ab, und Logan gab sich zwanzig Punkte. Das war eine solche Zeitverschwendung. Er war schließlich Polizeibeamter, da musste es doch irgendetwas geben, was er tun –
    Sein Handy klingelte. Wahrscheinlich Jaroszewicz, die sich vergewissern wollte, ob er auch ein braver Junge war und schön Sehenswürdigkeiten abklapperte. Aber nein, es war Finnie: » Wo waren Sie? Ich versuche schon seit einer Stunde, Sie zu erreichen. «
    »Ich sitze hier und drehe Däumchen. Jaroszewicz lässt mich nicht –«
    » Ich habe mit der Krakauer Polizei gesprochen, und dort liegt nichts vor zu … Gorz-kie-wicz? « Er sprach den Namen langsam und stockend aus. » Ist zu lange her – soweit die Kollegen wissen, guckt er irgendwo die polnischen Radieschen von unten an. Aber sie wissen alles über Löwenthal. «
    Logan klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter und kramte Notizbuch und Stift hervor. »Ich höre.«
    » Sie haben ihn vor acht Monaten aus dem Fluss gefischt. Wie sich herausstellte, hat er irgendwen bei einer Lieferung von Panzerabwehrraketen nach Frankreich übers Ohr gehauen. Sie haben ihn mit seinem eigenen weißen Stock zu Tode geprügelt. «
    »Oh.« Demnach hatte Logan gestern Abend die ganzen Demütigungen umsonst über sich ergehen lassen. »Dann bleiben uns keine Opfer mehr übrig. Sie sind alle entweder tot oder verschwunden.«
    » Na, das ist ja wirklich allerliebst. Wir geben ein Vermögen aus, um Sie nach Polen zu schicken, und was haben wir davon? Gar nichts. Erledigen Sie, was Sie noch zu erledigen haben, und nehmen Sie die nächste Maschine zurück. Wir werden versuchen, so zu tun, als hätte es dieses ganze Fiasko nie gegeben. «
    »Es gibt nichts mehr zu erledigen. Ich –«
    Aber Finnie hatte schon aufgelegt.
    Logan klappte sein Handy zu, starrte es eine Weile grimmig an und steckte es wieder in die Tasche. Wunderbar. Das würde sicher einen wahnsinnig guten Eindruck machen, wenn die da oben über die Besetzung des DI-Postens entschieden. Ich weiß, was wir machen – geben wir den Job doch diesem Logan, der gerade ein paar tausend Pfund für eine sinnlose Reise nach Polen verpulvert hat.
    Gibowski war in Amerika. Wisniewski war tot. Bielatowicz – seit Jahren vermisst. Löwenthal – tot. Und was aus Gorzkiewicz geworden war, wusste kein Mensch.
    Verdammter Mist.
    Logan zerfetzte den letzten Rest Brot und warf die Brocken nach den Tauben, trotzig und von Hass auf die Welt erfüllt. Und dann meldete sich sein schlechtes Gewissen. Er stand auf, entschuldigte sich bei den Tauben und schlurfte zurück in Richtung Altstadt. Wenigstens würde er sich nicht länger mit Polizeihauptmeisterin Jaroszewicz herumärgern müssen. Er würde sich verabschieden, seine Sachen packen und in den nächsten Zug nach Warschau steigen. Sollte sie ruhig hierbleiben und ihre Zeit vergeuden – er jedenfalls würde sich auf den Heimweg machen.
    Als er zum Marktplatz zurückkam, stieg würzig duftender Holzrauch von den Grills der Imbissbuden auf. Er kaufte sich eine Portion gegrillten Räucherkäse, serviert auf einem kleinen Pappteller mit einem Klacks Kirschmarmelade.
    Nachdem er alles aufgegessen hatte, zerknüllte er seinen Teller und warf ihn brav in einen Abfalleimer – schließlich wollte er keinen Anschiss von zufällig vorbeikommenden Nonnen riskieren. Und dann blieb er wie angewurzelt stehen. Da lag ein Flugblatt im Müll, das für ein Konzert warb. Der Text war für ihn reinstes Kauderwelsch, aber eines erkannte er klar und deutlich: Der Name der Band war mit den gleichen roten, wulstigen, ineinanderfließenden Großbuchstaben geschrieben, wie man sie vom Solidarno s ´ c ´ -Logo kannte. Und da war sogar diese kleine hingekritzelte Flagge über dem N im Namen, genau wie bei der Gewerkschaft.
    Gorzkiewicz – in seiner Akte hieß es, er sei unter dem kommunistischen Regime in der Solidarno s ´ c ´ aktiv gewesen.
    Logan blickte über den Marktplatz und dann wieder auf das

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