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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Mosaik aus Polaroidfotos war von dem umgekippten Bett auf den Boden gerutscht; alle zeigten kleine Mädchen in ihren Schuluniformen. Albyn School, Robert Gordon’s, Springbank, Victoria Road, Hamilton … und noch etliche mehr. Rory fotografierte sie offenbar am liebsten, wenn sie auf dem Schulhof herumtollten; zumal, wenn er ein Stückchen von einer weißen Unterhose mit aufs Bild bekam.
    Steel bahnte sich einen Weg über das Trümmerfeld zum Fenster und blickte auf die Elstern mit ihrer Sammlung von benutzten Windeln und Hamburger-Kartons hinunter. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, die unfeinen Angewohnheiten unseres Rory haben ihn schließlich eingeholt. Irgendwelche empörten Eltern finden heraus, dass in ihrer Nachbarschaft ein Pädophiler wohnt, und beschließen, zur Selbsthilfe zu greifen.« Sie betrachtete die Polaroidfotos am Boden. »Was ich ihnen nicht unbedingt verdenken kann.«
    Sie durchsuchten die übrigen Räume, doch den Wohnungsinhaber konnten sie nirgends entdecken – auch nicht als blutüberströmte Leiche. Steel erspähte eine kleine Flasche Supermarkt-Brandy auf dem Teppich hinter der kaputten Wohnungstür. »Sie ist unberührt … Wir sollten schleunigst ein paar Uniformierte ranschaffen. Ich will, dass das ganze Haus einem hochnotpeinlichen Verhör unterzogen wird – mit Daumenschrauben und allem Drum und Dran!«
    Logan sah sich noch einmal im Wohnzimmer um. »Man sollte doch eigentlich Spuren eines Kampfes erwarten.«
    Steel deutete auf die kaputten Bilderrahmen, das umgeworfene Sofa, die zerbrochenen CDs, den Fernseher, in dem das Bein eines Couchtischs steckte. »Du machst Witze, oder?«
    »Nein. Wenn du jemanden angreifst, der sich zur Wehr setzt, dann fallen vielleicht ein paar Sachen um und gehen zu Bruch. Aber hier ist alles systematisch kurz und klein geschlagen worden. Wenn sie Rory schon in ihrer Gewalt hatten, wieso dann noch der ganze Aufwand? Und warum ist nirgends Blut zu sehen?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht … Also … Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Ich glaube, sie sind hier eingebrochen, haben ihn aber nicht angetroffen und deshalb ihre Wut an den Möbeln ausgelassen. Rory kommt nach Hause, sieht das Chaos und macht sich vom Acker.«
    Steel stöhnte und rieb sich mit ihren nikotingelben Fingern die Augen. »Jetzt haben wir also einen Pädophilen auf der Flucht. Ein gefundenes Fressen für die verfluchten Medien.«
    »Versuch doch mal, positiv zu denken – vielleicht liegt er ja auch irgendwo tot im Straßengraben.«
    RUMMS – die Tür der SOKO-Zentrale prallte von der Wand zurück, und Finnie platzte herein, mit einem Gesicht wie Tschernobyl an einem Gewittertag. »Ist das Ihre Vorstellung von einem gelungenen Scherz? Hmm? Finden Sie das etwa komisch , Inspector? Rory Simpson war einer der Hauptzeugen im Fall Ödipus, und Sie dachten sich, es wäre doch witzig, ihn entkommen zu lassen, wie?«
    Steel blickte nicht einmal von der Morgenausgabe des Aberdeen Examiner auf, dessen Schlagzeile lautete: WELLE DER DROGENGEWALT ERREICHT HÖHEPUNKT.
    »Morgen, Andy.«
    »Sparen Sie sich Ihr ›Morgen, Andy‹!« Finnie fuchtelte mit dem Zeigefinger in Logans Richtung. »Und Sie – wieso waren Sie noch nicht bei Dr. Goulding?«
    »Morgen Nachmittag, Sir. Er hatte eine Konferenz in Birmingham.«
    Steel legte ihre Zeitung auf den Schreibtisch. »Laz, geh doch mal eben Tee holen, ja? Der DCI nimmt Milch und zwei Stück Zucker. Na los, sei ein braver Junge und lauf schon los.«
    Das ließ Logan sich nicht zweimal sagen – wenn es krachte, wollte er so weit wie möglich vom Epizentrum der Explosion entfernt sein.
    Kaum hatte er die Tür hinter sich zugemacht, ging das Gebrüll los. Er stand noch eine Minute lang da und hörte zu, wie Steel und Finnie sich fetzten, und schlich dann davon, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Er war oben im CID-Büro und arbeitete sich gerade durch einen Stapel Anzeigen, als Steel endlich auftauchte. Sie sagte kein Wort, steuerte schnurstracks die Fluchkasse an und begann sie zu füttern.
    Alle Augen im Raum richteten sich auf Steel, als sie die Münzen einwarf.
    Es klimperte und klingelte nur so in der Kasse – den Geräuschen nach mussten es insgesamt gut fünf Pfund sein.
    Und dann machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte wieder hinaus, nachdem sie Logan im Vorbeigehen aufgefordert hatte, seinen Hintern in Bewegung zu setzen und mitzukommen.
    »Möchtest du darüber reden?« Logan ließ den Wagen wieder ein

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