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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Seitenstraßen der George Street ein und waren verschwunden, verschluckt von Granit und Schatten.
    Logan steckte sich den letzten Bissen Kuchen in den Mund. »Ich dachte, Großbritannien hätte mehr Überwachungskameras pro Kopf der Bevölkerung als jedes andere Land der Welt?«
    »Fangen Sie bloß nicht damit an – das kriege ich schon ständig von meiner Alten zu hören.« Der Inspector deutete auf einen Stapel VHS-Videokassetten in schwarzen Hüllen. »Ich habe da rund vierzig Stunden mit Messerstechereien und Schlägereien aus der Drogenszene, falls Sie sich die anschauen wollen?«
    Logan klopfte ihm auf die Schulter und sagte, er werde darüber nachdenken.
    DI Steel hing auf ihrem Bürostuhl, die Füße auf dem Schreibtisch, vor sich eine Tasse Kaffee. Sie nestelte in ihrem Ausschnitt herum, während Logan auf dem einzigen Besucherstuhl Platz nahm, der nicht so aussah, als wäre er mit Urinflecken übersät. »Meine ich das nur«, sagte er, »oder ist Pirie wirklich ein totaler Wichser?«
    »Letzteres …« Steel kramte weiter zwischen ihren Brüsten herum.
    »Ich meine, das war doch alles Blödsinn, was er da verzapft hat. ›Das Profil sagt dies, das Profil sagt das.‹ Idiot.« Logan griff nach den Kopien der Phantombilder, die auf dem Schreibtisch lagen, und starrte die zwei Gesichter an. »Wir wissen, dass Ödipus nicht Mitte zwanzig ist – Rory hat ihn gesehen, er hatte graue Haare … Und welcher Serientäter ist so bescheuert, sich an Simon McLeod zu vergreifen?«
    »Einer mit Selbstmordabsichten?« Sie schaffte es irgendwie, beide Hände in ihrer Bluse verschwinden zu lassen.
    »Könntest du bitte damit aufhören?«
    »Hab ein Stück Nikotinkaugummi verloren …«
    Logan sah sich das Phantombild des älteren Mannes noch einmal eingehend an. Kurze graue Haare, kantiger Kiefer, stechender Blick … »Kommt er dir nicht auch irgendwie … bekannt vor?«
    Steel schnappte sich den Ausdruck, ohne dafür die andere Hand aus ihrem Ausschnitt zu nehmen, und musterte das computergenerierte Foto mit zusammengekniffenen Augen. »Nö.« Sie gab es ihm zurück. »Susan und ich haben uns gestern Abend dieses Indiana Jane und der Tempel der Titten reingezogen. Genial. Die würde ich jederzeit in meinen verbotenen Palast reinlassen, das sage ich dir.« Steel stellte ihre Ausgrabungen ein, stand auf und zog ihre graue Bluse aus der Hose.
    »Wenn du dich hier ausziehst, geh ich raus.«
    »Bild dir bloß nichts ein …« Sie hüpfte eine Weile auf der Stelle, bis ein kleiner rechteckiger Kaugummi auf den Teppichboden fiel. »Ah! Hab ich’s doch gewusst, dass er da irgendwo steckt.« Sie bückte sich und las ihre Beute vom Boden auf.
    »Was, wenn Rory uns bloß verarscht hat?«
    »Nee«, meinte Steel, während sie die Flusen von ihrem Nikotingummi wischte und ihn in den Mund steckte. »Der Scheißkerl steht wirklich auf kleine Mädchen.«
    »Nein, ich meine, was ist, wenn das hier gar nicht der Typ ist, der uns in dem Haus angegriffen hat? Rory wollte die zwei ja zuerst gar nicht identifizieren, aus Angst, sie könnten es spitzkriegen. Was ist, wenn Rory die Beschreibung verfälscht hat, damit er keine Racheaktionen befürchten muss?«
    »Dann bring ich ihn verdammt noch mal um!«
    »Vielleicht ist das der Grund, weshalb bisher niemand die Männer auf den Fotos wiedererkannt hat?«
    Steel schnappte sich ihre Jacke und steckte die Bluse wieder in die Hose. »Na los, komm – wir statten Mr. Rory Simpson einen Besuch ab. Der miese Drecksack müsste ja noch in der Zelle sein.«
    »Und du musst ein Pfund fünfzig in die Fluchkasse einzahlen.«
    »Muss ich nicht.«
    »O doch. Einmal ›verdammt‹, einmal ›Scheißkerl‹ und einmal ›Drecksack‹. Mach jeweils fünfzig Pence.«
    Steel machte den Mund auf und wieder zu. »Du bist ein richtiger …« Ein finsterer Blick. »Na, und du hast Pirie einen Wichser genannt!«
    Da hatte sie ihn kalt erwischt.
    Unten im Zellentrakt hallten die Betonwände von lautem Geschrei wider. »POLIZEIBRUTALITÄT! HILFE! RUFT EINEN ANWALT! IHR DRECKIGEN DRECKSKERLE! HILFE!«
    Steel blieb auf der Treppe stehen. »Vielleicht sollten wir ein andermal wiederkommen, wenn es ein bisschen ruhiger ist?«
    »Soll ich das übernehmen?«, fragte Logan, eine Hand auf der Klinke der Zwischentür.
    »Ach ja, und die ganze Anerkennung einheimsen? Nee, danke.« Sie schob sich an ihm vorbei in den deprimierend grauen Flur.
    »POLIZEIBRUTALITÄT!«
    Eine der Gewahrsamsbeamtinnen stand in der Mitte des

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