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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Zeugen.«
    »Ah ja … Ihr Pädophiler.« Goulding verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Rücken an die Pinnwand. »Ihre Kollegen müssten ja nichts davon erfahren, falls es das ist, was Ihnen Sorgen macht? Ich glaube wirklich, dass eine Therapie Ihnen helfen könnte.«
    Logan rutschte auf seinem Sessel vor. »Und wenn der Anschlag auf Simon McLeod nun gar nichts mit Ödipus zu tun hatte? Er ist kein Pole – er ist ein hiesiger Gangster der Mittelgewichtsklasse. Was, wenn jemand die Ödipus-Anschläge als Tarnung benutzt hat? Jemand, der sich an Simon rächen wollte und die Tat dem Irren in die Schuhe schiebt, von dem die Zeitungen voll sind?«
    »Ah ja – ist ja auch ein anerkannter psychologischer Fachbegriff: ›Irrer‹.«
    »Sie wissen, was ich meine.«
    »Es würde in der Tat erklären, warum Simon McLeod nicht in mein Opferprofil passt.« Goulding drehte sich zu der vollgekritzelten Weißwandtafel um. »Und wenn wir ihn aus dem Bild herausnehmen, dann heißt das, dass wir immer noch nach diesem männlichen Weißen von Anfang bis Mitte zwanzig fahnden, der seinen Vater verloren hat. Wahrscheinlich wohnt er noch zu Hause bei seiner Mutter. Aber sie ist emotional distanziert …«
    Der Psychologe bewegte die Hände über die Tafel, ohne sie zu berühren, als ob er Vibrationen in seinem Netz zu erspüren versuchte. Eine Spinne mit Liverpool-Akzent und scheußlicher Krawatte, die darauf lauerte, dass ihre Beute sich verriet. »Er stammt von hier, das wissen wir, weil er seine Opfer immer in unbewohnte Gebäude verschleppt. Alle in Torry … Wussten Sie, dass in Torry inzwischen so viele Polen leben, dass es schon ›Klein-Warschau‹ genannt wird?«
    Goulding fuhr die Umrisse einer Reihe von roten Kästen nach, in denen jeweils eine Adresse notiert war. »Unser Mann kennt sich aus in der Gegend. Er weiß, wohin er sie bringen muss, um ihnen ungestört die Augen ausstechen zu können. All dieses Gerede von wegen ›sie nehmen uns unseren Gott weg‹ bedeutet, dass er sehr religiös ist, oder sich zumindest dafür hält …« Ein lange Pause trat ein. »Faszinierend.«
    Der Psychologe trat von der Tafel zurück und lächelte Logan an. »Tee, Kaffee? Vielleicht haben wir sogar noch irgendwo Kekse. Und dann können wir in Ruhe besprechen, wann Sie mit den regelmäßigen Sitzungen bei mir anfangen möchten.«
    »Leberversagen.« Doc Fraser stand in seinem Büro, bekleidet nur mit Unterhemd und Unterhose. Seine Haut war so weiß, dass sie fast durchscheinend wirkte – er sah aus wie eine zerschlissene Handpuppe. Sein Schädel war vollkommen kahl, was aber durch die Haarbüschel, die aus seinen Ohren sprossen, mehr als wettgemacht wurde. »Unser Freund Mr. Frankowski hat gesoffen und gesoffen und gesoffen, und dann ist er gestorben. Der Mageninhalt hat nach Whisky gestunken. Wir müssen noch die Ergebnisse des Drogenscreenings abwarten, aber ich wette mit Ihnen um fünf Pfund, dass sein Blut rund 45 Prozent Alkoholgehalt aufweist. Und er hatte eine beträchtliche Menge Schmerzmittel und Antidepressiva eingenommen.«
    Logan setzte das Teewasser auf. »Selbstmord?«
    »Möglich. Oder ein Unfall. Schwer zu sagen.« Der Rechtsmediziner unterbrach seine Ausführungen, um sich ausgiebig zu kratzen. »So oder so, ich kann’s ihm nicht verdenken, nach dem, was mit seinen Augen passiert ist …«
    Das Wasser im Kocher begann zu sprudeln, und Logan machte den Tee, während Doc Fraser wieder in seine gewohnte Kombination aus Cordhose und Strickweste stieg.
    »Sonst noch irgendetwas?«
    Der Rechtsmediziner konsultierte seine Notizen. »Verschiedene Blutergüsse im Brustbereich, an den Knien, am Rücken und an den Schienbeinen – kein Wunder, wenn er zum ersten Mal in seinem Leben blind durch die Gegend tappen musste. Im linken Lungenflügel hab ich einen kleinen Tumor gefunden … Und ich muss Sie leider enttäuschen – ich konnte nichts Näheres darüber herausfinden, wie seine Augen herausgeschnitten wurden. Wie ich schon sagte, dazu müsste ich wirklich ein frisches Opfer sehen.«
    Logan reichte ihm seinen Tee. »Wenn er jemanden umbringt, werden Sie es als Erster erfahren. Ansonsten kommen sie alle zuerst einmal ins Krankenhaus und nicht in die Rechtsmedizin.«
    Doc Fraser schniefte. »Zu dumm … Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt, wie?«
    Wirklich ein aufmunternder Gedanke.
    Die Rushhour war in vollem Gange – auf der Esplanade standen sie Stoßstange an Stoßstange, weil alles, was nach Bridge of Don

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