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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Mr. Plant. Und vergessen Sie nicht, Ihren Kumpel anzurufen.«
32/III
    Melrose rief seinen Kumpel an.
    Als er wieder in seiner wunderschönen Tudorsuite im Shakespeare Hotel war (mit zwei Lokalblättern und einer Regionalzeitung), ließ er sich mit dem Fulham Road Hospital verbinden. Es war beinahe halb acht, und er hatte noch nicht zu Abend gegessen, doch Wiggins tat ihm leid, wie er da an sein Krankenhausbett gefesselt war. Er fühlte sich verpflichtet, zurückzurufen. Er würde ein wenig mit Wiggins plaudern und dann ein Bad nehmen.
    Während er diverse Male weiterverbunden wurde, summte er leise vor sich hin und ging in seinem Kopf die in Frage kommenden Restaurants durch. Auf dem Weg ins Hotel hatte er an mehreren Lokalitäten haltgemacht, um die Speisekarten zu studieren. Auch die vor dem Speisesaal seines Hotels. Blinis als Vorspeise und dann entweder die Queue de boeuf oder vielleicht doch die Langoustines crème glacée und eine Flasche Châteauneuf du Pape oder einen Pouilly-Fumé. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, er war dem Hungertode nahe; vielleicht schenkte er sich das Bad.
    »Sergeant Wiggins!« Er gab sich ein wenig begeisterter, als er war. Schließlich hatte er Wiggins ja erst gestern besucht. »Wie geht's, wie steht's?« Eine Routinefrage, während der er eine der Zeitungen aufschlug und die Seiten durchblätterte. Kein Kreuzworträtsel.
    »Die Behandlung hier ist wirklich wunderbar, Mr. Plant. Ich wußte ja gar nicht, daß ein Krankenhausaufenthalt eine so erholsame Angelegenheit sein kann. Fließend heiße und kalte Schwestern«, Wiggins kicherte beinahe, »alles tanzt nach meiner Pfeife. Tee, wann immer ich welchen mag, und sogar richtig aufgebrüht. Porzellankanne und -tasse, nicht die üblichen Plastikbecher. Und die eine Schwester, Lillyw-hite heißt sie, ist so was von entgegenkommend.«
    Melrose lag der Länge nach auf seinem bequemen Doppelbett und widmete sich der nächsten Zeitung. Auch kein Kreuzworträtsel. Die Lider wurden ihm schwer, während der Sergeant die Annehmlichkeiten des Krankenhauslebens pries. Ja, in der dritten Zeitung war ein Kreuzworträtsel, aber eindeutig nicht das, an dem sich Jenny Kennington versucht hatte. Er seufzte, warf die Zeitung beiseite und hörte zu, wie Wiggins sich über die »cuisine« ausließ. Da mußte auch er wieder an Ochsenschwanzragout und Wein denken, ja, vielleicht nahm er dieses köstlich klingende geeiste Nougat zum Nachtisch. Er schloß die Augen, riß sie aber unmittelbar danach wieder auf, als Wiggins überraschend auf die liturgischen Kissen zu sprechen kam.
    »Was ist mit denen? Was für eine Spur?«
    »Diese Helen Hawes war eine von den Stickerinnen. Und soweit ich im Bilde bin, starb sie beim Anschauen der Kissen. Wenn Sie nach Exeter fahren, würde ich die mal ernsthaft unter die Lupe nehmen. Jawohl.«
    Worüber redete er da? Melrose fürchtete, er wußte es schon. »Sergeant, Sie wollen doch nicht allen Ernstes behaupten, daß auf eins der Kissen etwas Bestimmtes gestickt war?«
    »Eine irgendwie geartete Drohung. Es sind schon seltsamere Dinge geschehen.«
    So ein Quatsch! Melrose ließ die freie Hand über seinen Schädel krabbeln und drehte sich Kräusellocken, die in alle Richtungen abstanden.
    »Und die Beweismittel, die Sie dort finden, würde ich gern sehen.« Wiggins' Ton entbehrte nicht einer gewissen Herablassung.
    »Keine Ahnung, wovon Sie reden.« Melrose hielt sich den Hörer ans andere Ohr. »Ich war gestern bei Ihnen und habe Ihnen das einzige >Beweismittel< gezeigt, das ich zu Gesicht bekommen habe. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    Kam da ein gönnerhaftes Schnauben durch die Leitung? »Mr. Plant, immer wieder gehen Dinge verloren.«
    »Ganz recht. Weg sind sie!«
    »Ich dachte nur, daß Sie mir am besten alles, was Sie bisher herausgefunden haben, faxen. Ich habe ein paar Ideen.«
    »Ich habe ja überhaupt noch nichts herausgefunden.«
    »Nichts, Mr. Plant?« Wiggins sagte das überaus liebenswürdig, wies aber mehr oder weniger versteckt darauf hin, daß Melrose ohne Superintendent Jurys (und selbstredend seine, Sergeant Wiggins') tatkräftige Hilfe ruhig weiter im Sandkasten spielen konnte, so zwecklos war sein Tun.
    Melrose hielt den schmalen Hörer vom Ohr ab und schaute ihn an. Er sah aus wie ein menschliches Gesicht auf strenger Diät. Er streckte ihm die Zunge heraus. Als er ihn sich wieder ans Ohr hielt, vernahm er:
    »...mander Macalvie. Ich habe ihm schon eine Nachricht nach Exeter

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