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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die J. M. W.s anschauen konnte.«
    »Die was?« fragte Wiggins. Er hatte von der kabelverbrämten Wasserschüssel abgelassen und sein Notizbuch gezückt.
    Bea kratzte ein Fetzchen roten Nagellack von ihrem Nagel. »Turner.« Da sie Jurys und Wiggins' erstaunte Blicke dahingehend interpretierte, daß sie nicht wußten, wer Turner war, fügte sie für die Kunstbanausen, die noch nie was von diesem Künstler gehört hatten, ganz sachlich hinzu: »J. M. W. Turner. Ein Maler. Ist ja auch egal, Gabe mag die Tate. Er geht oft dahin. Er ist Maler.«
    White Ellie prustete los. »Der? Das einzige, was der je gemalt hat, war Ash.«
    »Ach, halt dich da raus, Elephant. Das war doch nur ein Witz.«
    »Hat aber Ash ums Haar ins Kittchen gebracht, jawohl. Ein Witz. Also ...« Sie ließ sich mit voller Wucht auf der sauberen Wäsche nieder und konzentrierte sich auf Jury. »Ham sich vollaufen lassen bis zum Anschlag, Ash und Gabe, und da hat Gabe seine Farbpötte geholt .«
    »Meine Farbpötte, Elephant. Meine letzten außerdem. Gabe hat sie mir aus meiner Wohnung in Bethnal Green geklaut.«
    Ellie fuhr fort: »Gabe pinselt also Ashley ein paar Tupfer drauf. Und dann meinen sie, was soll's, hat doch kein' Wert, wenn man nur ein bißchen blau is. Also zieht sich Ash aus, splitterfasernackt, und Gabe malt ihn blau an, von oben bis unten blau, bis auf ein paar Stellen, damit die Haut noch atmen kann, und dann wettet er mit ihm, daß er so nich bis zur Straßenecke rennt. Und ich sitz hier und geb Robespierre die Flasche, und was seh ich, als ich rausgucke? Da flitzt ein nacktes, blaues Etwas am Fenster vorbei, und kurz danach kommt eins der Kinder angelaufen und erzählt mir, Dad war grad vorbeigerannt und war ganz blau -«
    Die Kinder setzten den Kontrapunkt zu der Geschichte und variierten ihren Gesang.
    Ash ist blau und nackt und bloß, Ash ist immer arbeitslos.
    »He, was soll das?« schrie White Ellie. »Das is immer noch euer Vater, den ihr da verarscht. Ein bißchen mehr Respekt bitte!«
    Dad ist blau und nackt und bloß,
    Dad ist immer arbeitslos.
    Ellie ignorierte diese erneute Unterbrechung und fuhr fort: »Und stellt euch vor, bevor ich auch nur Luft holen und rausgehen kann, hat doch die Lügnerin schon die Polente angerufen. Also kreuzen die Bullen hier auf, und draußen zeigt ihnen die Lügnerin den Weg, und Gabe lacht sich halb tot.«
    »Ach, hör doch auf, Elephant. Reg dich ab!« rief Bea und zündete sich eine Zigarette an.
    Jury wandte sich an Bea. »Kann es sein, daß Gabe Mrs. Hamilton - die tote Frau - gesehen hat, als er in der >Swagger<-Ausstellung rumgelaufen ist? Und Sie waren in der Clore Gallery?«
    Sie stieß eine dicke Rauchwolke aus und sagte: »Schon möglich. Er muß aber jede Minute hiersein. Dann können Sie ihn selbst fragen.«
    »Und Sie haben sich währenddessen die Turners angeschaut?«
    »Na ja«, sagte sie, als sei die Frage idiotisch und jede Antwort darauf sowieso. »Wenn man einen Turner gesehen hat, hat man alle gesehen, stimmt's? Ich sage immer: Auf wie viele Arten kann man Licht malen?« Sie schaute Jury an, um zu sehen, wie er reagierte.
    Jury reagierte noch erstaunter. Beatrice Slocum entsprach überhaupt nicht seinen Erwartungen. Oder nicht den Erwartungen, die sie bei anderen hervorrufen wollte.
    Auf der Straße hörte man einen lautstarken Wortwechsel. Bea beugte sich über den Sofarücken und zog einen schmuddeligen Vorhang zur Seite.
    Beteiligt an dem Spektakel waren ein älterer Mann ohne Kinn, eine Frau in einem Regenmantel, die wahrscheinlich schon ihr Leben lang aussah, als sei sie im mittleren Alter, ein großer junger Mann, den Jury als Beas Freund identifizierte, und Ashley Cripps. Ash hätte Jury überall wiedererkannt. Ein Streit war im Gange. Der kinnlose Mann schrie, Ash fuchtelte mit den Armen herum, und die Frau brachte einen Stock ins Spiel, woraufhin sie dann noch älter wirkte.
    Bea hing über dem Sofarücken und schaute zu. »Ach, verdammter Mist. Schon wieder die Lügnerin. Sie ist draußen mit Fuckin' Freddie -«
    Ellie riß das Fenster hoch. »Weg von der Straße, Ashley. Mach, daß du reinkommst!«
    Erbost, daß sein Disput unterbrochen wurde, herrschte er Ellie an, sie solle ihn am Arsch lecken, er sei beschäftigt, vielen Dank, und schob dem kinnlosen Mann wieder die Faust unter die Nase.
    Wütend und empört watschelte White Ellie durch die Haustür über den Bürgersteig. Jetzt waren sie zu fünft, was Jury zu dem Entschluß veranlaßte, zu intervenieren

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