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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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reichlich sinnlos hielt, doch sie antwortete: »Kaum. Gelegentlich fuhr Jimmy sie irgendwohin. Zum Einkaufen. Sie hatte nämlich kein Auto. Und wenn sie viele Lebensmittel brauchte, war es mit dem Bus zu beschwerlich.«
    Macalvie zückte sein Notizbuch. »Wohin wollte Ihr Sohn eben?«
    Bei der Erinnerung an die vorhergehende Szene änderte sich ihr Gesichtsausdruck. »Ins Pub. Vermutlich ins Pelican, da trifft er seine Freunde am ehesten.«
    Macalvie notierte es sich penibel. Wie einen Erlaß oder ein Urteil, dachte Jury.
    »Aber ich glaube nicht, daß Jimmy Ihnen viel weiterhelfen kann, Superintendent.«
    »Vielleicht nicht.« Macalvies Lächeln erhellte die düstere Atmosphäre. »Trotzdem unterhalte ich mich vielleicht einmal kurz mit ihm.«
    »Aber ich verstehe nicht, was Nell mit dieser toten Frau - dem jungen Mädchen ja wohl eher, oder? - in Salisbury zu tun haben soll. Irgendwie schwer nachzuvollziehen.«
    »Wir wissen es nicht.« Dann fragte Macalvie: »Können Sie sich daran erinnern, ob Mrs. Hawes ein gewisses Coyote Village erwähnt hat?«
    Annie Landis war zuerst ein wenig verdutzt. Nach reiflichem Überlegen schüttelte sie aber den Kopf. »Nein.«
    »Es steht in ihrem Adreßbuch.« Macalvie zog das kleine ledergebundene Büchlein aus der Tasche und reichte es über den Teewagen. Annie Landis nahm es und blätterte es langsam durch. Macalvie fuhr fort: »Ich nehme an, daß Mrs. Hawes sich das in den Vereinigten Staaten gekauft hat, denn die Nummern darin sind alle aus New Mexico.«
    »Nein.«
    »Wie bitte?« Macalvie hob die Augenbrauen.
    »Das kann nicht sein.«
    »Ich glaube, doch, Mrs. Landis. Wenn Sie hinten auf der Innenseite schauen, sehen Sie noch ein Stückchen von dem Preisschild - und da steht das Dollar-zeichen drauf. Es muß in den Vereinigten Staaten gekauft worden sein.«
    Annie gab ihm das Notizbuch zurück. »Ich sage ja nicht, daß es dort nicht gekauft worden ist. Ich sage nur, daß es nicht Nells Adreßbuch ist.«
    »Vielleicht hatte sie mehr als eins.«
    »Kann sein. Aber das hier war nicht ihres. Schauen Sie es sich doch an.«
    Macalvie warf einen Blick darauf und runzelte die Stirn. »Und?«
    »Es ist aus Leder, Superintendent. Und Nell kaufte nie etwas aus Leder oder Tierhaut. Da kannte sie nichts. Sie war ja auch Vegetarierin. Ich habe sie nicht oft wütend gesehen, aber über die Ausbeutung von Tieren, da hat sie sich immer sehr aufgeregt.«
    Macalvie starrte auf das kleine Buch. »Es ist sehr klein. Vielleicht hat sie es nicht gemerkt -«
    Mit unverhohlenem Ärger sagte Annie Landis: »Hat es nicht gemerkt? Superintendent, sie hat nicht mal Lederschuhe getragen! Was nicht leicht ist, denn es kostet schon einige Mühe, Schuhe, an denen wirklich kein Leder ist, zu finden. Nicht gemerkt?« Erstaunt über so viel Uneinsichtigkeit, sah sie weg. Männer! sagte ihr Gesicht. »Vielleicht wären Sie besser beraten, wenn Sie es unterließen, die Tatsachen so zu verbiegen, daß sie zu Ihrer Theorie passen.«
    Jury fiel fast der Kiefer herunter. Er hustete, um ein lautes Lachen zu verbergen. Macalvie? Die Tatsachen verbiegen? Na ja, man hat schon Pferde kotzen sehen.
    Sie zog sich einen Ohrclip ab, rieb sich das Ohrläppchen und fuhr fort: »Wäre es nicht vernünftiger, das Offensichtliche zu akzeptieren?«
    Zum erstenmal sah Jury, daß Macalvie eine Zeugin mit offener Bewunderung anstarrte. Lächelnd fragte er: »Und was ist das Offensichtliche, Mrs. Landis?«
    »Daß es jemand anderem gehört. Und Sie können mich ruhig Annie nennen.«
    Jury wiederum bewunderte an Macalvie, daß der Mann seine Energien nie darauf verschwendete, sich zu rechtfertigen - beziehungsweise seine Theorien, Vermutungen, Fehler (die natürlich selten vorkamen). Daß Annie Landis klüger kombiniert hatte als er (so etwas kam noch seltener vor als Fehler), überraschte ihn, scherte ihn aber nicht weiter. Annie hatte nur in einem völlig unrecht, dachte Jury: Macalvie verbog nie Tatsachen, damit sie zu seiner Theorie paßten. Nie. Manchmal waren seine Theorien haarsträubend, aber wenn man sie am Ende aus einem anderen Blickwinkel betrachtete, gar nicht so absonderlich.
    Sie waren schon am Fuß der Treppe und gingen über den Kai, wo der Nebel vom Exe am Ufer und unter den Brücken entlangwallte, da kam Macalvie auf das zurück, was Annie Landis gesagt hatte. »Warum habe ich angenommen, es sei ihres?«
    Jury blieb stehen. »Das Adreßbuch? Ja wohl offenbar deshalb, weil es in ihrer Wohnung gefunden wurde. Bei den

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