Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
Vom Netzwerk:
wiederholte er und sah dabei verstohlen nach links und rechts.
    Philippe hatte Frankie noch nie so ernst und abweisend erlebt. Da fiel ihm die verletzte Nase auf.
    »Ärger mit einem Gast gehabt?«, fragte Philippe, bemüht, einen heiteren Ton anzuschlagen.
    Frankie hatte keinen Grund, auf ihn sauer zu sein. Philippe schaute sich verständnislos um. Da entdeckte er erst das eine Blumenkind am anderen Ende des Tresens und dann das zweite beim Eingang. Philippe sah zu Frankie, der ihm mit Blicken bestätigte, was ihm von den beiden wohl blühte.
    Aha, jetzt wurde es also ernst.
    Die beiden Handlanger von Mitch Hartwell kamen näher. Philippe hatte Zweifel, ob sich das Spielchen vom Vormittag wiederholen ließ. Aber er konnte ja immer noch die 100 000 Dollar akzeptieren, die sie ihm auf jeden Fall zahlen sollten. Falls nicht … nein, richtig fröhlich sahen die zwei nicht aus. Die Zeit der Spielchen war wohl abgelaufen. Die Nase von Frankie bewies zur Genüge, dass sie keinen Humor hatten. Ein Satz schoss ihm durch den Kopf: »Völlige Handlungsfreiheit.« Philippe entschloss sich zur Flucht – auch das war riskant, aber genau das Richtige, wie sich herausstellte. Die Blumenkinder setzten ihm unverzüglich nach und stießen dabei die Gäste rücksichtslos aus dem Weg. Philippe umrundete die Bar und lief durch den Haupteingang ins Hotel. Er bahnte sich einen Weg hindurch zwischen den Gästen, ihrem Gepäck und dem Personal. Beinahe wäre er über eine Tasche gefallen.
    »He, Sie da, passen Sie besser auf!«
    Philippe eilte zur Servicetreppe, die er am Morgen mit Salma genommen hatte. Als er die Tür aufriss, sah er, dass seine beiden »Verhandlungspartner« ihm noch immer auf den Fersen waren. In Windeseile lief er die Treppe hinauf. In der dritten Etage stürmte er durch einen Gang und bog nach rechts ab. Glück gehabt, der Aufzug war da!
    Richard und Nicky schauten auf die Anzeige: Der Aufzug fuhr nach oben.
    »Nicky, du bleibst da und sagst mir, auf welcher Etage er anhält. Lass dein Handy einfach an. Ich nehme die Treppe.«
    Zwei Sekunden später schrie Nicky: »Er hat im sechsten angehalten!«
    »Okay, ich bin fast da.«
    »Der Aufzug steht.«
    Richard riss die Tür des sechsten Stockwerks auf. Er sah gerade noch, wie Philippe beim Zimmer 624 um die Ecke bog und wieder in der Tür zur Servicetreppe verschwand.
    »Nicky! Nicky!«
    »Was gibt’s?«
    »Er kommt wieder runter! Über die Servicetreppe!«
    Die Angst verlieh Philippe Flügel. So war er schon lange nicht mehr gerannt. Mit Nicky dicht auf den Fersen erreichte er das Erdgeschoss, durchquerte erneut die Lobby und lief zum Hafen, in Richtung Anlegestelle der Fähre. Nicky rannte hinterher, Richard folgte ihm mit geringem Abstand. Philippe hoffte darauf, ein Wassertaxi zu erwischen, das ihn über den Meeresarm ins Zentrum von Nassau bringen würde. Seine Fußsohlen schmerzten, er rannte barfuß, seine Flipflops hatte er längst verloren. Schon stiegen die Passagiere ein. Hastig kaufte Philippe ein Ticket. Richard und Nicky folgten ihm. Mit fliegendem Atem setzte sich Philippe dicht neben den Kontrolleur. Seine beiden Verfolger postierten sich zu beiden Seiten des Ausgangs und ließen ihn nicht aus den Augen. Die Botschaft war klar. Philippe nutzte die Verschnaufpause, die ihm die Überfahrt verschaffte, zum Nachdenken. Nach Hause konnte er nicht, selbst wenn er es schaffte, die beiden Typen abzuschütteln. Es war durchaus möglich, dass sie seine Adresse kannten.
    Als das Boot anlegte, verwickelte Philippe den Kontrolleur in ein Gespräch. Richard und Nicky warteten auf dem Anlegesteg. Als die neuen Fahrgäste für den Rückweg in Richtung Paradise Island einzusteigen begannen, nutzte Philippe das Gedränge und mischte sich blitzschnell unter die Passanten. Wie ein Wiesel flitzte er zwischen den vielen gemächlich dahinschlendernden Touristen hindurch und bog in die Collins Avenue ein. Mittlerweile war er ziemlich ausgelaugt, und die Füße taten ihm richtig weh. Vor einem Imbiss standen ein paar nicht angeschlossene Fahrräder herum. Rasch schwang er sich in einen Sattel. Beim Losradeln wäre er beinahe von einem Auto erfasst worden. Richard und Nicky schnappten sich ebenfalls Fahrräder. Sie holten langsam auf. Waghalsig schlängelten sie sich durch den dichten Verkehr. Da bremste Philippe unvermittelt, sodass sein Hinterreifen über den Asphalt radierte. Nicky wollte es ihm gleichtun, verlor aber das Gleichgewicht und rempelte eine schwangere Frau an, die

Weitere Kostenlose Bücher