Blinder Einsatz
Der Name der betreffenden Firma lautet Consultclick.com, als Adresse dient ein Postfach: Kings Court, Bay Street, PO Box N-2554.
Diskretes Vorgehen erforderlich. Völlige Handlungsfreiheit. ERFOLG UNABDINGBAR!
Mitch Hartwell
Generaldirektor
Hartwell Security
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Na bitte, sie suchten also wirklich ihn. So, so, Doc Fountain hatte ihm zwei Typen mit »völliger Handlungsfreiheit« auf den Hals geschickt. Da er keine weiteren relevanten Mails fand, schaltete er den Laptop aus und verließ das Zimmer. Niemand begegnete ihm auf den Gängen, nicht einmal der Etagenkellner. Über die Servicetreppe stieg er in den dritten Stock hinab, wartete dort kurz, bis ein junges Paar aus seinem Zimmer kam, fuhr mit den beiden im Aufzug ins Erdgeschoss und setzte sich wieder an die Bar. Was nun? Die Mail hatte ein mulmiges Gefühl bei ihm hinterlassen. Die Geschichte nahm eine seltsame Wendung. Doch vor Frankie nahm er sich zusammen.
»Na, hast du was rausgefunden?«
»Nein, nichts, mich suchen sie offenbar nicht.«
»Habe ich es dir nicht gleich gesagt? Wozu also die Aufregung. Mach dir nicht so viel Stress …«
Philippe verzog unbestimmt die Mundwinkel.
»Und meine Schwester?«
Philippe, in Gedanken immer noch bei der Mail, reagierte nicht.
»Phil? Meine Schwester, hast du sie gefunden?«
»Salma? Ja, klar. Es geht ihr gut. Sind die zwei Blumenkinder noch mal aufgetaucht?«
»Nein.«
»Danke. Ich muss jetzt los.«
»He, warte, willst du gar nicht meinen Diamond Lemon probieren? Schon neulich …«
»Nein, tut mir leid, ich muss arbeiten.«
Nachdenklich ging Philippe nach Hause zurück. Das war der erste Kunde, dem so viel an einem Domainnamen lag. Leute mit nichts als einer Postfachadresse nach Nassau zu schicken! Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr begann ihn die Sache zu reizen. War es nicht das, was er gesucht hatte, als er aus London weggegangen war, das Abenteuer? Der ganz große Coup? Etwas, das schon lange auf ihn wartete, das rein statistisch gesehen irgendwann einfach kommen musste? So wie die Killerwellen auf die Surfer warten – und sie manchmal in die Tiefe reißen. Dieser Domainname war offenbar mehr wert, als er gedacht hatte. Aber jetzt gab es kein Zurück – sie waren gekommen, um zu verhandeln, und er war dazu bereit.
»Noah, es gibt Neuigkeiten in dieser Geschichte mit Doc Fountain.«
»Schieß los.«
»Die haben zwei komische Typen geschickt, um mit mir zu verhandeln. 100 000 Dollar Maximum. Ich habe eine Mail auf ihrem Laptop gefunden, sie haben freie Hand, wie sie mir den Domainnamen abluchsen.«
»Auf ihrem Laptop?«
»Ich habe mich in ihrem Hotelzimmer umgesehen.«
»Ich verstehe nicht. Hast du nicht mit ihnen gesprochen?«
»Schon, aber ich habe ihnen nicht gesagt, wer ich bin. Sie haben mir verklickert, dass sie einen alten Kumpel suchen, der irgendwas mit dem Internet zu tun hat. Das kam mir spanisch vor. Außerdem sehen sie mehr wie Bodyguards aus. Also habe ich mir mal ihr Zimmer angeschaut.«
»Pass bloß auf, Philippe! Du bist nicht 007. Wenn ein Unternehmen dieser Größe was will, lässt es nicht mit sich spaßen. An deiner Stelle würde ich auf der Hut sein. Bist du sicher, dass sie nichts bemerkt haben?«
»Ja, ziemlich.«
»Hör zu. Ich habe mich noch ein wenig über Kramer Investment und Powerfood Corporation informiert. Und dabei bin ich auf ein paar Aktivitäten gestoßen, die mir seltsam vorkommen: Kapitalbeschaffung durch Strohfirmen, der Kauf von Internetseiten jeder Art über Briefkastengesellschaften, auf die Schnelle steige ich da gar nicht durch. So was kommt natürlich alle Tage vor, aber meistens versteht man rasch, was sich dahinter verbirgt, oder kennt jemanden, der ein bisschen mehr darüber weiß. Aber hier: Fehlanzeige, niemand antwortet mir, auch nicht die Leute, die mir einen Gefallen schulden. Dieser Domainname muss für ihre Marketingstrategie sehr wichtig sein. Warum, weiß ich auch nicht. Wie geht es jetzt weiter?«
»Ich habe keine Lust, mich übers Ohr hauen zu lassen. Ich werde ihnen wohl sagen, dass das keine Art ist zu verhandeln, und den Preis verdoppeln.«
»Willst du nicht mit den beiden Unterhändlern sprechen? 100 000 Dollar sind doch nicht schlecht.«
»Also ehrlich, die scheinen mir nicht besonders vertrauenerweckend. Nein, ich schicke der Firma lieber eine Mail mit einer neuen Forderung. Wo ich doch jetzt weiß, dass sie den Namen unbedingt brauchen!«
»Die werden nicht sehr
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