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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wohnte. Sie würden sich wundern, wie viele Leute das nicht erkennen. An mir kommt kein Vampir unbemerkt vorbei, aber ich finde es beunruhigend, wie leicht sich andere Menschen täuschen lassen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie sich etwas vormachen möchten, oder ob es für sie wirklich so schwer ist, einen Vampir von einem Menschen zu unterscheiden. Ich weiß auch nicht, was mich mehr beunruhigen würde.
    Da wir nach Vampiren suchten, die mindestens zwei Menschen getötet hatten, schickte ich meinen Spürsinn für die Toten vor. Es war nicht derselbe, den ich bei Totenerweckungen gebrauchte. Aber das war ein Unterschied wie zwischen Blau und Türkis und schwer zu erklären.
    Zerbrowski wollte klingeln, aber ich hielt ihn zurück. »Noch nicht.«
    »Warum nicht?« Er griff an seinem zerknautschten Trench und dem Jackett vorbei an seine Dienstwaffe, die er an der Hüfte trug. »Hören Sie etwas?«
    »Keine Aufregung, er ist bloß noch nicht wach.«
    Zerbrowski sah mich fragend an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich kann Vampire spüren, wenn ich mich konzentriere oder wenn sie ihre Vampirkräfte benutzen. Er ist noch nicht wach, obwohl ich es gehofft hatte. Als Ältester von den dreien sollte er als Erster aufwachen, außer einer der anderen ist ein Meister und er nicht.«
    »Ein Meistervampir, der zwei Jahre tot ist, kann also vor einem Vampir aufwachen, der schon fünf Jahre tot, aber kein Meister ist, ja?«
    »Ja. Manche Vampire erlangen auch in fünfhundert Jahren nicht genügend Macht, um es mit einem Meister von unter fünf aufzunehmen.«
    »Das ist natürlich Pech. Ewig nur Handlanger.«
    Ich nickte. »Ja.« Plötzlich spürte ich das Erwachen von Leben hinter der Tür wie einen Schlag in der Magengrube. Früher konnte ich nur Vampire spüren, mit denen mich etwas verband, und da hatte sich das Erkennen nur als geringes Zittern bemerkbar gemacht. Offenbar war ich ein oder zwei Machtstufen aufgestiegen.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Zerbrowski.
    »Ja, geht schon. Sie können jetzt klingeln.
    Er schaute mich sonderbar an.
    »Ich war bloß zu konzentriert, als er aufgewacht ist. Mein Fehler.«
    Ich weiß nicht, ob er die Bemerkung verstand oder bloß daran gewöhnt war, dass ich unverständliches Zeug redete, jedenfalls drückte er die Klingel. Wir hörten sie durch die Wohnung schrillen. Viele Leute denken, dass ein Vampir immer ein großes Haus auf einem Hügel hat oder einen Sarg in einem Verlies. Aber die meisten Vampire, die ich kannte, wohnten genauso wie jeder andere auch, in normalen Häusern und Wohnungen. Meistervampire, die ihre Leute um sich scharten und mit ihnen zusammenwohnten wie Jean-Claude, gab es kaum noch.
    Ich bedauerte das. Nicht aus nostalgischen Gründen. Es erleichterte mir nur den Job, wenn ich einen Haufen Vampire zu töten hatte. Aber wir waren nicht hier, um jemanden zu töten. Das konnte sich natürlich noch ändern. Wir brauchten nur einen Beweis oder, je nach Richter, einen starken Verdacht. Früher hatte ich das befürwortet. Inzwischen war ich damit nicht mehr einverstanden. Meines Wissens hatte ich nie einen Vampir getötet, der das ihm zur Last gelegte Verbrechen nicht begangen hatte. Ich muss aber zugeben, dass ich das zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn nicht so sorgfältig wie heute geprüft habe. In meinen Augen waren sie damals nur wandelnde Leichen, und dafür zu sorgen, dass sie nicht weiter wandelten, war mir nicht wie Töten vorgekommen. Damals war mein Berufsleben noch konfliktfreier gewesen. Nichts lässt einen so gut schlafen wie die absolute Gewissheit, dass man recht hat und alle anderen böse sind.
    Die Tür ging auf, und der Vampir stand blinzelnd vor uns, die blonden Haare vom Schlaf zerzaust. Er hatte sich eine Jeans über seine Boxershorts gezogen oder vielleicht in beidem geschlafen. Zerknittert waren sie jedenfalls. Er sah uns mit zusammengekniffenen Augen an, und ich brauchte einen Moment um zu begreifen, dass dieses Zusammenkneifen ein Dauerzustand war. Wie bei jemandem, der sein Leben lang ohne Sonnenbrille im Freien gearbeitet hatte. Seine Augen waren hell, fast farblos. Er wirkte sonnengebräunt, obwohl er seit fünf Jahren tot war. Es konnte nicht von der Sonne sein. Künstliche Bräune war unter den kürzlich Verstorbenen gerade in Mode. Die wollten sich an diese Superblässe nicht gewöhnen. Seine Bräune war besser gelungen als bei vielen anderen. Profiarbeit, nicht selbst gemacht.
    »Jack Benchely?«, fragte

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