Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Zerbrowski.
»Wer will das wissen?«
Zerbrowski zückte seine Dienstmarke und ich meine. »Sergeant Zerbrowski vom Regional Preternatural Investigation Team.«
»Federal Marshal Anita Blake.«
Jack Benchely riss die Augen auf, als bemühte er sich, richtig wach zu werden. »Scheiße, was hab ich verbockt, dass das Monsterdezernat und der Scharfrichter direkt nach Sonnenuntergang vor meiner Tür stehen?«
»Gehen wir doch rein, dann können wir uns darüber unterhalten«, sagte Zerbrowski lächelnd.
Der Vampir überlegte eine Sekunde lang. »Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
»Wir wollen Ihre Wohnung nicht durchsuchen, Mr Benchely. Wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen, das ist alles.« Zerbrowski lächelte noch immer. Es wirkte nicht einmal angestrengt.
Ich versuchte gar nicht erst zu lächeln. Mir war nicht danach.
»Was für Fragen?«
»Zum Beispiel, was Sie in einem Stripclub am anderen Flussufer zu suchen haben, obwohl Malcolm, wie ich ziemlich genau weiß, angeordnet hat, sich von solchem Scheiß fernzuhalten.« Jetzt lächelte ich, aber es war ungefähr so freundlich wie ein Zähnefletschen. Das kann manchmal freundlich gemeint sein und manchmal nicht. Halten Sie einem Hund die Hand vors Maul, dann finden Sie es heraus.
Benchely sah nicht aus, als wollte er es herausfinden. Stattdessen sah er jetzt wach aus. Wach und beinahe erschrocken. Er leckte sich über die dünnen Lippen und fragte: »Werden Sie es Malcolm sagen?«
»Hängt davon ab, wie kooperativ Sie sind«, antwortete ich.
»Marshal Blake meint, dass wir das Oberhaupt der Kirche des Ewigen Lebens nicht belästigen müssen, wenn wir von Ihnen ausreichend Auskunft erhalten.« Zerbrowski blieb weiter freundlich. Dann war mir wohl die Rolle des bösen Polizisten zugedacht. Sollte mir recht sein.
»Ich weiß, was sie meint«, sagte der Vampir. Er trat zur Seite und behielt die Hände da, wo wir sie sehen konnten. Jack Benchely hatte zu Lebzeiten einige Einträge im Strafregister gehabt. Kleinkram. Ein paar Anzeigen wegen Trunkenheit und ungebührlichen Benehmens, eine wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruch. Nichts allzu Ernstes und bei allem waren zu viele Drinks und zu wenig Verstand im Spiel gewesen.
Als wir in der Wohnung standen, schloss er die Tür hinter uns und ging zum Sofa. Von dem Sofatisch, auf dem fast so viel Müll lag wie auf Zerbrowskis Rücksitz, fischte er eine Zigarette und ein Feuerzeug hervor. Er zündete sie an, ohne zu fragen, ob es uns störte. Wie unhöflich.
Es gab keine Stühle oder Sessel, also blieben wir stehen. Auch unhöflich. Allerdings war alles so widerlich, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mich hätte hinsetzen wollen, wenn Benchely mir einen Platz angeboten hätte. Bei diesem Durcheinander erwartete man eigentlich einen schlechten Geruch in der Wohnung, den hatte sie aber nicht. Sie roch nicht schmutzig, nur wie ein voller Aschenbecher. Ich war schon in Häusern gewesen, wo alles makellos sauber war und die trotzdem nach Nikotin stanken. Als Nichtraucher riecht man sowas.
Benchely zog an seiner Zigarette, sodass die Glut aufleuchtete, und ließ Rauchfäden aus Nase und Mundwinkeln kriechen. »Was wollen Sie wissen?«
»Warum haben Sie den Sapphire Club gestern Abend so früh verlassen?«, fragte ich.
Er zuckte die Achseln. »Es war nach Elf. Das nenne ich nicht früh.«
»Okay. Warum sind Sie da gegangen?«
Er blickte auf und kniff die Augen gegen den Rauch zusammen. »Es war langweilig. Immerzu dieselben Mädchen, dieselben Nummern.« Er zuckte die Achseln. »Ich kann Ihnen sagen, die Stripshows haben mir mehr Spaß gemacht, als ich noch trinken konnte.«
»Klar«, sagte ich.
»Wann genau haben Sie das Lokal verlassen?«, fragte Zerbrowski.
Benchely nannte die Uhrzeit. Wir stellten die üblichen Fragen. Wann? Warum? Mit wem? War jemand auf dem Parkplatz, der bezeugen kann, dass Sie ohne Verweilen in diesen Wagen gestiegen sind?
»Verweilen«, wiederholte Benchely und fing an zu lachen. Er lachte so ausgelassen, dass seine Reißzähne hervorlugten. Die waren genauso gelb vom Rauchen wie die übrigen. »Ich bin nicht verweilt, Officer, ich bin gefahren.«
Ich überlegte, ob ich ihn in seiner eigenen Wohnung auffordern sollte, die Zigarette auszumachen, und ob er es dann täte. Wenn ich ihn aufforderte und er sich weigerte, würden wir schwach dastehen. Wenn ich sie ihm aus den Fingern risse und ausdrückte, wäre ich der Rüpel. Ich hielt die Luft an und hoffte, dass
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