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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ich.
    Seine Mundwinkel krümmten sich zu einem leisen Lächeln, aber seine Augen strahlten. »Ja«, sagte er, »ja, bitte.«
    Lächelnd streckte ich die Hände nach ihm aus. »Dann kommen Sie, Avery.« Und er ging die letzten paar Schritte, kniete sich vor mich, hob das Gesicht zu mir, und darin sah ich zweierlei: Eifer und rückhaltloses Vertrauen. Nicht er, sondern ich war es, die nicht so ganz helle war: Ich hatte ihn in den Bann geschlagen wie ein Meistervampir einen Menschen. In dem Augenblick, bevor ich ihn berührte, fragte ich mich, ob er bei seiner Hinrichtung verkrampft die Augen zugekniffen oder mich mit diesem vertrauensvollen Blick angesehen hätte.

66
    S eine Haut war weich, selbst die Bartstoppeln, so schwarz auf der weißen Haut, waren weicher, als sie aussahen. Als ich die Stoppeln berührte, wusste ich, dass nichts an seinem Körper rau oder drahtig war. Er war … weich.
    Er lächelte zu mir auf, verzückt, als sähe er etwas Wundersames. Da er nur mich anschaute, war es sicher nichts Wundersames. Ich war alles Mögliche, nur das nicht. Eine Bewegung ließ mich aufblicken. Es waren noch mehr Vampire von ihrem Platz aufgestanden. Einige standen zwischen den Bänken und schauten verwirrt, als wüssten sie nicht, warum sie aufgestanden waren. Eine Handvoll war bereits in den Mittelgang gelangt, aber dann ratlos stehen geblieben wie ein vergesslicher Mensch. Ein Dutzend etwa standen auch dort, schauten aber gar nicht verwirrt, sondern blickten mich an wie Avery: als wäre ich die Antwort auf ihre Gebete. Es machte mich nervös, wenn ich überhaupt bei jemandem diesen Gesichtsausdruck sah, aber bei so vielen auf einmal, die allesamt Vampire waren, alles fremde Leute … Nervös traf es eigentlich nicht, was ich empfand. Erschrocken vielleicht, ja, erschrocken traf es schon eher.
    »Sie haben sie behext«, sagte Malcolm verärgert.
    »Wie Sie es bei Menschen tun?«
    »Ich setze meine Kräfte nicht bei Menschen ein.«
    »Wollen Sie behaupten, dass Sie bei den Leuten kein schöneres Erscheinungsbild von sich erzeugen?«
    Er sah mich groß an, und seine türkisblauen Augen schauten aus einem markanten Gesicht, aber es war nicht das Gesicht, das er mir bei unseren ersten Begegnungen gezeigt hatte. »Das wäre ein Zeichen von Eitelkeit«, sagte er schließlich sehr ruhig.
    Er stritt es nicht ab, aber ich ging nicht weiter darauf ein. Was seine Eitelkeit anging, galt meine Hauptsorge der Frage, ob er seine Vampirkräfte nicht nur dafür einsetzte. Aber auch das war ein Problem für eine andere Nacht.
    Avery legte die Wange an meine Hand und machte mich auf sich aufmerksam. Ich sah ihn an, dann die Vampire im Mittelgang. Es sah fast aus, als stünden sie Schlange, und wenn ich mit Avery fertig wäre, käme der Nächste dran. Das war nicht meine Absicht gewesen und ich wusste nicht, wie ich das rückgängig machen könnte.
    Jean-Claude, dachte ich. Sein Flüstern durchlief mich, vibrierte über meine Haut und drang durch meine Hand in den Vampir zu meinen Füßen. Avery schloss die Augen und schwankte ein wenig.
    »Das war keine Hilfe, Jean-Claude«, flüsterte ich. »Ich wollte es stoppen, nicht noch schlimmer machen.«
    »Ich habe nicht das Talent, die Gedanken und Gefühle anderer zu lesen, ma petite. Es ist nicht meine Gabe, die du borgst.«
    »Wessen dann?«
    »Malcolms vermutlich. Denn er hat sie bereits an dir benutzt.«
    »Und plötzlich habe ich sie auch?«
    »Vielleicht nicht für immer, aber für jetzt. Nutze sie rasch, ma petite, sie könnte vergehen.«
    »Was ist mit dem Anziehungsproblem?«
    »Eigne dir von Avery an, was du wissen willst, dann helfe ich dir, die Anziehungsmacht zu dämpfen. Nun ziehe ich mich erst einmal zurück, damit ich das Problem nicht verschärfe.« Und wie versprochen war er fort. Früher hätte sich das Anziehungsproblem damit von selbst erledigt, aber inzwischen nicht mehr. Noch immer kniete Avery vor mir, und die anderen starrten mich an und warteten und wollten drankommen. Aber warum? Was sollte ich mit ihnen tun? Ich atmete einmal tief durch. Eins nach dem anderen, sonst überfordert man sich.
    Ich blickte in Averys hellbraune Augen und dachte: Was ist gestern Nacht in deiner Wohnung passiert? Kurz sah ich eine Frau, es war die Tote, Sally Cook, aber noch in lebendigem Zustand. Dann sah ich eine zweite Frau, konnte aber ihr Gesicht nicht klar sehen. An dieser Stelle war das Bild verschwommen.
    Avery drückte das Gesicht in meine Hand, und der Nebel lichtete sich ein

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