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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Spinnenbeine in den Tunnel. Langsam schob sie ihre Hand, dann das Handgelenk, dann den Unterarm hinein. Dabei musste sie immer dichter mit dem Gesicht an den Tunnel heran.
    Was, wenn eine Spinne ihr ins Gesicht sprang?
    Was, wenn ihr Arm zu kurz war und sie die Waffe nicht erreichte?
    Dann hatte sie verloren, denn sie spürte, wie ihre Kraft rapide nachließ. Allein diese kleinen Bewegungen reichten aus, sie erneut nah an eine Ohnmacht zu manövrieren. Trotzdem kämpfte sie weiter.
    Plötzlich spürte sie das kalte Metall an ihren Fingerspitzen!
    Ihr Gesicht befand sich ganz nah am Teppich. Franziska schloss die Augen, drückte ihre rechte Wange gegen die Teppichkante und schob ihre Hand noch ein Stück weiter vor. Umfasste den Griff der Walter PPK. Wunderbar, er fühlte sich wunderbar an. So fest es ihr möglich war, schloss sie die Finger darum und zog ihren Arm aus dem Tunnel heraus. Es schien ewig zu dauern. Als sie es endlich geschafft hatte, hörte sie über sich wieder Geräusche.
    Sie hatte die Waffe vorhin nicht entsichert, und jetzt brauchte sie mit ihren fast steifen Fingern mehrere Versuche, ehe es ihr gelang. Dann richtete sie den Lauf der Waffe nach oben gegen die Luke und drückte ab.
    Einmal, zweimal, dreimal.
    Schließlich fiel ihr Arm hinab, und in ihrem Kopf gingen die Lichter aus.

6
    Ihr Anblick ließ seinen Atem stocken.
    Nur mit ihrer Unterhose bekleidet lag sie in fötaler Stellung auf dem Fußboden. Es stank nach Exkrementen, nach Schweiß und Angst. Sie rührte sich nicht, und von der Tür her sah es so aus, als atme sie nicht einmal mehr.
    Er stürzte in den Raum, achtete darauf, nicht in ihre Ausscheidungen zu treten, und ging neben ihr in die Knie. Legte seine große Hand auf ihre Brust, konnte aber keinen Herzschlag fühlen. Erst als er zwei Finger an die Halsschlagader legte, spürte er ihren Puls. Sie lebte. Er drehte sie auf den Rücken und nahm ihren kleinen Kopf in beide Hände. Ihr sonst wunderschönes Haar war jetzt schweißnass und verfilzt.
    Sie spürte die Berührung. Flatternd öffneten sich ihre Lider. Der leere Blick ihrer unbrauchbaren Augen schien sich wie ein Brandeisen auf sein Gesicht zu pressen. Mit ihren kleinen schwachen Händen umklammerte sie seine Handgelenke.
    Er achtete auf ihre Lippen, als sie zunächst unhörbar, dann aber immer lauter Worte formulierte. Ihre Lippen waren so trocken wie der Staub im Saal. Risse hatten sich darin gebildet, die rötlich schimmerten.
    »… trinke ich aus …«
    »Was? Was sagst du? Komm zu dir!« Er schüttelte ihren Kopf.
    »Trinke die Milch … Bitte … Milch … So schrecklichen Durst.«
    Sie hatte Durst, wollte Milch trinken. Er atmete erleichtert
aus. Sie würde ihm nicht wegsterben. Das wäre fatal gewesen, denn in der jetzigen Situation hätte er sich keine Neue besorgen können.
    »Du bekommst deine Milch«, sagte er mit sanfter Stimme. Dann schob er seine Arme unter ihren Körper, hob sie von dem besudelten Boden auf und trug sie aus der Kammer. Kaum waren sie draußen auf dem Wartungsgang, da streckte sie ihre Hände aus und legte sie rechts und links an seine Wangen. Er konnte sich nicht dagegen wehren, da er sie trug und nicht fallen lassen wollte.
    »Nicht! Lass das!«, sagte er streng, schüttelte den Kopf hin und her.
    Doch ihre Hände blieben an seinem Gesicht und begannen zu lesen. Sie tasteten, berührten die geschwollene und empfindliche Bisswunde der Schlange, was ihm leichte Schmerzen bereitete. Schmerzen, die aber nichtig waren gegen das, was er in seinem Innersten empfand. Niemals zuvor hatte ihn jemand auf diese Art berührt, auch seine Mutter nicht. Seine Mutter hatte immer eine Abscheu vor seinem Gesicht empfunden, hatte nie seinen Kopf an sich gedrückt und ihn gestreichelt. Dieses Mädchen ertastete sein Gesicht mit ihren Fingern, und schlagartig wurde ihm bewusst, dass sie ihn in diesem Moment sah. Ihre Finger waren ihre Augen. Sie prägte sich seine Züge ein, um sie niemals wieder zu vergessen.
    Er hatte einen großen Fehler begangen, als er sie auf die Arme genommen hatte.
    Schweiß brach ihm aus, immer schneller und hektischer wurden seine Schritte, und als er endlich die Küche erreichte, ließ er sie einfach auf einen der Stühle fallen. Sie war aber zu schwach, kippte sofort vom Stuhl, schlug hart mit Rücken und Kopf auf den Boden und schrie erschrocken auf.

    Im gleichen Moment dröhnte ein gewaltiger Lärm durch seine geheimen Hallen.
    Wumm, wumm, wumm.
    Das Dröhnen drang in seinen Kopf,

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