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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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und sich eine Neue geholt hatte. War er doch zu unvorsichtig gewesen? Aber er hatte nichts falsch gemacht!
    Weil es wieder klingelte, machte er sich auf den Weg ans Küchenfenster, das auf die Straße vor dem Laden hinausging. Von dort konnte er sehen, wer vor der Haustür stand.

    Eine Frau. Eine alte Frau mit kurzem, dunklem Haar und einer Menge Übergewicht. Was hatte die hier zu suchen?
    Sein Gesichtsfeld wurde schon wieder schmaler, ihm wurde schwindelig. Sein Gehirn drehte sich innerhalb seines Kopfes um die eigene Achse. Immer schneller und schneller, bis er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Mit letzter Kraft schaukelte er zu einem der Stühle hinüber, wollte sich daraufsetzen, schaffte es aber nicht. Statt dessen ging er mit dem Stuhl zu Boden, schlug lang hin und stieß sich den Kopf an der Spüle. Der Schmerz war wie ein Blitz, hell und beängstigend, aber er blieb bei Bewusstsein. Es drehte sich alles, er sich im Raum, der Raum sich um ihn, die ganze Welt, zwischendrin hörte er wieder die Klingel, auch ein lautes und forsches Klopfen, aber das war weit weg, das ging ihn nicht wirklich etwas an.

45
    Wach! Plötzlich und vollkommen!
    Sie setzte sich im Bett auf, nahm den Wecker in die Hände und starrte ihn ungläubig an. Viertel nach acht! Sie hatte mehr als eine Stunde zu lange geschlafen, hatte den Wecker, der seine Aufgabe zuverlässig erledigt hatte, einfach ausgestellt und sich wieder umgedreht.
    Peinlich, aber nicht zu ändern. Gut nur, dass sie sich im Büro zu keiner bestimmten Zeit mit Paul verabredet hatte. Solange nichts Dringliches anlag, hatte Paul die Angewohnheit, um acht im Büro zu sein, genau wie sie. Das war keine zwingende Notwendigkeit, aber Routine schuf mit der Zeit auch Erwartungshaltungen.

    Franziska nahm das Handy vom Nachtschrank und wählte den Anschluss in Pauls Büro. Sie ließ es lange klingeln, doch niemand nahm ab. Das war seltsam. Eigentlich müsste er längst da sein. Wegen seines Kindes war sein morgendlicher Ablauf viel strukturierter als ihrer, und Verschlafen kam bei ihm eigentlich nicht vor. Franziska dachte kurz nach, dann wählte sie seine Privatnummer.
    Er war sofort am Apparat.
    »Ich habe schon versucht dich im Büro zu erreichen«, sagte Paul, und Franziska hörte gleich, dass etwas nicht in Ordnung war. Er klang gehetzt und nervös.
    »Tabea ist heute mit hohem Fieber aufgewacht. Wir haben jetzt einen Termin beim Kinderarzt, aber ich kann meine Frau nicht allein fahren lassen, nicht mit der Kleinen, die schreit die ganze Zeit. Ich komme später, so gegen zehn, wenn alles klappt.«
    »Mach dir keinen Stress, Paul. Kümmere dich erst mal um deine Familie, und wenn du es heute nicht mehr schaffst, dann ist das auch in Ordnung.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut. Los, leg auf, sonst steck ich mich noch an.«
    Mit einem unwilligen Seufzer strampelte Franziska die warme Decke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. Sie zog das weiße T-Shirt aus, in dem sie zu schlafen pflegte, und ging unter die Dusche. Schon allein wegen ihrer Mähne musste sie jeden Morgen duschen, anders ließ sie sich nicht bändigen. Zwei- oder dreimal war sie nachts direkt aus dem Bett zu einem Einsatz geeilt und hatte sich die doofen Sprüche ihrer Kollegen anhören müssen. Geplatzter Dackel, Wischmopp und so weiter. Seitdem trug sie bei solchen Gelegenheiten eine Baseballkappe.

    Kaum rann das warme Wasser über ihren Körper, da dachte Franziska auch schon an den gestrigen Nachmittag und Abend zurück. Es war alles in allem ein verrückter Tag gewesen, aber der Abend hatte dem Fass den Boden ausgeschlagen.
    Die Kommissarin und der Boxer?
    Mit geschlossenen Augen und nach oben gerecktem Kinn genoss sie das Gefühl des über ihre Haut fließenden warmen Wassers und die Gewissheit, gestern Abend an der Hotelzimmertür das Richtige getan zu haben. Jetzt war sie froh, dem Verlangen nicht nachgegeben zu haben. Gestern Abend, allein in ihrem Bett, hatte das noch ganz anders ausgesehen. Nach fünf Jahren ohne einen Mann hatte sie sich verflucht dafür, die Chance nicht ergriffen zu haben. Doch für eine Nacht im Hotel war Max nicht der Richtige, sie auch nicht, und es hätte vielleicht sogar das, was sich gerade zwischen ihnen entwickelte, kaputt gemacht.
    Nachdem sie fertig geduscht und sich angezogen hatte, ging Franziska in die Küche und setzte Kaffee auf. Als sie danach an die Arbeitsplatte gelehnt mit einem Handtuch ihr Haar trocken rubbelte, fiel ihr Blick auf die Liste,

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