Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
dafür haben wir schon nach ihm gefahndet. Aber seit vorgestern Abend steckt er richtig tief in der Scheiße.«
»Der Junge«, bemerkte Allen brüsk.
»Davis Coldare wurde in einem Motel erschossen. Eine Augenzeugin hat Oren Starks zweifelsfrei identifiziert. Er ist vom Tatort geflüchtet, hat seinen Wagen mehrere Meilen entfernt zurückgelassen und ist zu Fuß zu einem Walmart gegangen. Dort wurde er von den Überwachungskameras aufgezeichnet.« Er schilderte Allen den Schuhkauf und die Gründe dafür.
»Um wie viel Uhr war er in diesem Laden?«, hakte Allen nach.
»Gegen drei Uhr früh. Aber danach verliert sich seine Spur. Jemand muss ihn abgeholt und nach Houston zurückgefahren haben. Wahrscheinlich Ms Buckland«, antwortete Ski.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil er heute Nachmittag gegen vier Uhr Ms Malone von ihrem Telefon aus angerufen hat. Der Anruf wurde in der Nähe des Minute Maid Parks getätigt. Es waren überall Polizisten in der Gegend, aber Starks hat das Telefon danach sofort ausgeschaltet. Außerdem war das Spiel gerade zu Ende, es herrschte dichter Verkehr, und wir wissen nicht, in welche Richtung er gefahren ist. Möglich, dass er mit Sally Bucklands Wagen unterwegs war, vielleicht aber auch nicht. Die Spur ist längst kalt.« Er hielt inne. »Das ist der derzeitige Stand der Dinge.«
»Sally Buckland kann ihn jedenfalls nicht in diesem Walmart abgeholt und nach Houston gefahren haben«, erklärte Allen, »weil sie heute früh um drei Uhr längst tot war. Laut der ersten Einschätzung des Leichenbeschauers ist der Tod vor mindestens vierundzwanzig Stunden eingetreten, vielleicht sogar noch früher.«
Ski rechnete im Geiste nach. »Ich habe gestern Nachmittag noch mit ihr telefoniert.«
»Ich auch«, meinte Dodge.
»Dann muss sie kurz danach getötet worden sein«, folgerte Allen. »Nach der Autopsie können wir den Todeszeitpunkt noch etwas genauer eingrenzen, aber der Leichenbeschauer, der sie sich gerade angesehen hat, ist ein alter Hase und versteht sein Handwerk. Seiner ersten Einschätzung nach ist sie irgendwann im Lauf des gestrigen Nachmittags getötet worden.«
Dodge stieß einen unterdrückten Fluch aus. »Sie hörte sich fahrig und nervös an, außerdem hat sie Starks in Schutz genommen. Ich dachte, das liege daran, dass sie früher mal Kollegen waren, aber jetzt dämmert mir, dass sie Angst hatte.« Er tauschte einen Blick mit Ski. »Starks war offenbar bei ihr, als ich mit ihr gesprochen habe.«
Berrys Schultern sackten herab, und sie schlang sich die Arme um den Oberkörper.
»Das ist Ihre Vermutung«, bemerkte der Detective.
»Ich glaube, er liegt richtig damit«, meinte Ski. »Mein Gespräch mit ihr war auch irgendwie merkwürdig. Bisher konnte ich mir nicht erklären, inwiefern, aber jetzt wird mir einiges klar. Entweder hat sie jemand dazu gezwungen, oder aber sie hat das gesagt, wovon sie wusste, dass Starks es hören will. Sie hat versucht, sich selbst zu retten.«
»Sie wurde in die linke Schläfe geschossen«, erklärte Allen. »Und zwar aus nächster Nähe. Aber nicht hier. Sie wurde anderswo erschossen und dann hergebracht.«
»Aber wie konnte er die Leiche ins Haus schaffen, ohne dass die Alarmanlage losging?«
»Darüber wollten wir gerade reden«, meinte Allen.
Alle Augen richteten sich auf Berry.
»Oren hatte die Angewohnheit, hier auf mich zu warten, wenn ich nach der Arbeit oder nach dem Ausgehen heimkam«, erklärte Berry mit angespannter Stimme. »Ich habe immer die Alarmanlage ausgeschaltet und bin dann ins Haus gegangen. Und er stand … jedes Mal dicht neben mir. Vielleicht hat er ja die Zahlenfolge mitbekommen. Eigentlich wollte ich sie ändern, aber dann bin ich nach Merritt gezogen, deshalb gab es keinen Grund mehr dafür.«
»Er ist ein enormes Risiko eingegangen, indem er die Leiche hierhergeschafft hat«, bemerkte Ski.
»Das war es ihm offensichtlich wert«, gab Berry zurück. »Er wollte, dass ich Sally finde. Das ist Teil meiner Bestrafung.«
Einen Moment lang herrschte Stille. »Der Tatort wird uns weitere Aufschlüsse geben«, sagte Allen dann, »aber zuerst einmal müssen wir ihn finden.«
»Das haben wir bereits«, meldete sich Somerville zu Wort, dessen Bass perfekt zu seinem muskulösen Körperbau passte. »Ich habe gerade eine Nachricht aufs Handy bekommen. Die Kollegen konnten inzwischen Sally Bucklands Haus betreten und haben Blut in ihrem Bett gefunden. Viel Blut. Das ganze Kopfkissen ist voll davon. Außerdem waren
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