Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
sich an die Arbeit.
Mit einem Satz schwang sie sich auf die Arbeitsplatte und setzte sich so hin, dass sie ihm zusehen konnte, während sie rhythmisch die Fersen gegen die Schranktür schlug und die kühle Flasche auf ihrer Unterlippe hin und her rollte.
Sie lachte über irgendeine Bemerkung von Dodge, als sie unvermittelt stockte. »Franklin!«, stieß sie mit erstickter Stimme hervor.
25
D er Dreckskerl war so geräuschlos wie ein Panther hereingekommen. Dodge registrierte Albright erst, als er praktisch hinter ihm stand. Allerdings musste er der Fairness halber zugeben, dass er sich einen Moment lang von Crystals ungehindert unter dem roten T-Shirt schaukelnden Brüsten hatte ablenken lassen.
Mit einem zornigen Grollen packte Albright sie bei den Haaren, zerrte sie von der Arbeitsplatte, riss ihr die Bierflasche aus der Hand und schleuderte sie an die Wand. Ein Regen aus Scherben und kaltem Bier ergoss sich über sie. Er schüttelte Crystal an den Haaren wie ein Terrier eine Ratte und beschimpfte sie als beschissene Schlampe, ehe er sie gegen den Esstisch warf. Darauf lag ein Schraubenschlüssel, den Dodge erst am Nachmittag gekauft hatte. Albright schnappte ihn sich und ließ ihn auf Dodges Schädel niedersausen.
Zumindest versuchte er es. Ohne Dodges angeborene und durch den jahrelangen Einsatz auf der Straße und hartes Polizeitraining noch zusätzlich geschulte Reflexe hätte Albright ihm höchstwahrscheinlich den Kopf zu Brei geschlagen. Stattdessen tauchte Dodge unter dem Hieb durch, sodass das Werkzeug ihn lediglich an der Schulter traf. Obwohl es höllisch schmerzte, verfehlte der Hieb seine tödliche Wirkung.
Albright warf den Schraubenschlüssel weg und stürzte sich mit bloßen Fäusten auf Dodge.
Unter normalen Umständen hätte Dodge sich gewehrt und den Kerl im Handumdrehen erledigt, doch Marvin war kein geborener Kämpfer. Es kostete Dodge gewaltige Überwindung, die Prügel einzustecken, ohne sich zur Wehr zu setzen. Doch als Albright ein Messer aufschnappen ließ, Dodge bei den Haaren packte – offenbar hatte er eine Schwäche für Haare –, seinen Kopf zurückriss und die Klinge knapp über seinem Adamsapfel gegen die Haut drückte, geriet er für einen kurzen Moment in Versuchung, es dem Kerl so richtig zu zeigen.
»Wenn ich dich noch ein einziges Mal in ihrer Nähe erwische, schlitze ich dir die Kehle auf, kapiert, Marvin?«
Dodge hatte keinen Zweifel daran, dass es dem Kerl ernst war. Am liebsten hätte er ihn in dieser Sekunde kaltgemacht und damit dem texanischen Steuerzahler eine Menge Geld erspart. Albright war ein mieses Stück Dreck, ein Arschloch, das eines Tages jemanden ermorden würde – möglicherweise dieses Mädchen, das sich aus unverständlichen Gründen weigerte, ihn zu verlassen. Aber sie hatte es nicht verdient, zu sterben, nur weil sie keine gute Menschenkenntnis besaß.
Leider hatten sie nach wie vor keine hieb- und stichfesten Beweise gegen Albright in der Hand, deshalb verdrehte er die Augen und winselte und stammelte, er hätte die Warnung verstanden.
Albright ließ los, riss ihn herum und verpasste ihm einen Schlag in die Nieren, der ihn von den Füßen fegte und durch die Hintertür nach draußen taumeln ließ. Er fiel mit dem Gesicht voran auf die Einfahrt und schlitterte mehrere Meter über den Asphalt. Seine Haut fühlte sich an, als würde sie vom Knochen gezogen werden. Schließlich rappelte er sich auf und robbte auf allen vieren zu seinem Wagen.
Es gelang ihm, nach Hause zu fahren, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Doch als er vor der Tür stand, schien jede einzelne Zelle seines Körpers vor Schmerz zu brüllen. Bei seinem Anblick schrie Caroline auf und ließ die Unterlagen, in denen sie gerade geblättert hatte, fallen. Immobilienauflistungen segelten quer durchs Wohnzimmer und trudelten auf den Fußboden. Sie sprang auf und lief so schnell zu ihm, wie ihr achter Schwangerschaftsmonat es erlaubte.
Was um alles in der Welt war passiert? Wie schwer waren seine Verletzungen? Sollte sie einen Arzt rufen? Die Fragen prasselten wie ein Kugelhagel auf ihn ein. »Ich fahre dich ins Krankenhaus«, erklärte sie, als er verneinte.
»Das ist nicht nötig. Ein paar Aspirin und ein bisschen Jodsalbe, dann bin ich morgen früh wieder auf dem Posten.«
»Bitte, lass mich einen Krankenwagen rufen«, bettelte sie und kämpfte mit den Tränen.
Er schüttelte hartnäckig den Kopf – prompt wurde ihm schwindlig. Vermutlich hatte er eine leichte
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