Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

seine Sporttasche fallen. Da Dodges Arm ihm den Kehlkopf abdrückte, brachte er lediglich gutturale, unverständliche Laute hervor. Dodge versetzte ihm einige weitere Schläge, die Campton zu Boden gehen ließen. Er riss ihn herum, verpasste ihm mit dem Handrücken einen Schlag auf die Nase, die mit einem lauten Knacken brach, während ihm ein Schwall Blut aus den Nasenlöchern spritzte.
    Dann zerrte er ihn hoch und beförderte ihn mit dem Rücken auf die Motorhaube seines auf Hochglanz polierten Mercedes. Die Hand unter sein Kinn gelegt, damit er nicht umkippen konnte, ließ er seine Faust mit der Wucht eines Presslufthammers in die Rippen und den Magen des Millionärs krachen.
    Als er schließlich von ihm abließ und zurücktrat, glitt Campton am Kotflügel hinunter und sank auf dem Asphalt zusammen. Aus reiner Lust an der Gewalt verpasste Dodge ihm noch einen Tritt in die Rippen und in die Eier, worauf Campton einen spitzen Schrei ausstieß und das Bewusstsein verlor.
    Dodge ging in die Hocke, riss ihn an den Haaren hoch und schlug ihm so lange ins Gesicht, bis er wieder bei sich war. »Hören Sie mich?«
    »Bitte bringen Sie mich nicht um«, bettelte Campton mit nasaler Stimme, die seinem Gewinsel etwas beinahe Lächerliches verlieh.
    »Nicht heute. Aber ich will, dass Sie mir ganz genau zuhören, Sie beschissener Drecksack. Sie bilden sich ein, Sie könnten sich alles erlauben und keiner könne Ihnen ans Leder, nur weil Ihr Daddy eine Menge Kohle hat. Vielleicht war das auch bisher so. Aber eines kann ich Ihnen versichern. Wenn Sie Caroline King noch einmal wehtun, und sei es nur ein winziges bisschen, sind Sie ein toter Mann. Haben Sie mich verstanden?«
    Er löste den Griff um Camptons Haar, um ihm Gelegenheit zu geben, kaum merklich zu nicken.
    »Und Sie werden auch nicht vergessen, was ich Ihnen gerade gesagt habe, verstanden, Roger?«
    Campton schüttelte den Kopf.
    »Denn falls Sie es vergessen und morgen, übermorgen, in einem Jahr oder in zehn Jahren noch mal die Hand gegen sie erheben, werde ich Sie umbringen. Kapiert?«
    Wieder verlor Roger Campton das Bewusstsein, und diesmal ließ Dodge ihn liegen. Und er bedauerte zutiefst, dass er keine Rechtfertigung dafür fand, dem Dreckskerl hier und jetzt vollends das Licht auszublasen.
    Es dämmerte, und eine schwülwarme Dunstglocke hing über Houston. Auch der untergehenden Sonne war es nicht gelungen, die feuchte Hitze zu vertreiben. Dodge saß auf einer schattigen Steinbank im Innenhof eines Bürokomplexes. Rings um ihn herum erhoben sich vier wuchtige Glasgebäude mit jeweils sechs Stockwerken. Er wartete, ruhelos wie eine Hure in der Kirche, und fragte sich, wieso sie ihn um dieses Treffen gebeten haben könnte. Er konnte nur hoffen, dass es Gutes für ihn bedeutete.
    Fünf Minuten nach der verabredeten Zeit trat sie durch die Drehtüren von Gebäude Nummer zwei. Das Hemd klebte ihm inzwischen am Rücken, und Schweißperlen rannen über seinen Brustkasten. Als sie näher kam, erhob er sich und flehte innerlich, sein Deo möge nicht versagen. Er wünschte, er hätte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund geschoben.
    Sie trug schwarze Hosen und ein cremefarbenes ärmelloses Oberteil. Ihr Haar schimmerte wie flüssiges Kupfer in den sanften rosigen Schatten der Abenddämmerung. Sein Blick heftete sich auf ihre Arme, die unglaublich zart wirkten. Sie trug flache Sandalen, die noch betonten, wie klein sie war.
    Doch ihre Zierlichkeit stand in scharfem Kontrast zu der Entschlossenheit in ihrem Gang, und als sie nahe genug herangekommen war, dass er ihre Miene erkennen konnte, verflog seine Hoffnung schlagartig, dass ihr Treffen positiv verlaufen würde.
    Selbst ihr rotes Haar schien zu glühen, als sie vor ihm stehen blieb und ihn ohne Umschweife anherrschte: »Waren Sie das?«
    Dodge versuchte noch nicht einmal, so zu tun, als hätte er keine Ahnung, wovon sie sprach. Doch er machte auch keine Anstalten, den tätlichen Angriff und die Körperverletzung zuzugeben. Stattdessen deutete er auf die Bank.
    »Nein, danke«, sagte sie steif. »Ich stehe lieber. Und ich bestehe darauf, dass Sie mir auf der Stelle sagen, ob Sie derjenige waren, der Roger um ein Haar totgeprügelt hätte. Er wird mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben müssen und hätte sogar sterben können.«
    »Ich weiß. Jimmy Gonzales hat mir davon erzählt.«
    Sein Expartner hatte ihn am Vorabend zu erreichen versucht, doch Dodge hatte ihn erst am Morgen zurückgerufen. Gonzales hatte ihm