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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Hälfte von ihnen war sowieso in staatlicher Obhut. Es ist schwierig, Stiefeltern zu finden, wenn man nicht gucken kann. Ich selbst weiß es nicht, aber es heißt, Blinde wirken für Sehende beängstigend. Stimmt das?«
    Gooch stieß ein unklares Grunzen aus.
    »Ich bin selber hier zur Schule gegangen. Meine Mama kam mit einem behinderten Kind nicht klar, sie hat mich einfach eines Tages hier auf der Tür abgestellt und ist davongefahren.«
    »Erinnern Sie sich an die Namen der Mädchen, an denen Fergus sich vergangen hat?«, fragte Gooch.
    »Nee.« Der Hausmeister zog ein Zigarettenpäckchen heraus und drückte es vorsichtig, als wollte er herausfinden, wie viele noch drin waren. »Ich versuch, weniger zu rauchen«, sagte er.
    »Na ja, vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Verrückte Sache«, sagte der Hausmeister. »Es gab getrennte Flügel für die Jungs und die Mädchen. Beide Seiten waren nachts abgeschlossen. Niemand hat je rausgekriegt, wie Fergus hin- und zurückgekommen ist. Alle haben immer nur flüsternd darüber gesprochen. Jeder wollte wissen, wie er es angestellt hat. Das muss man ihm lassen. Er war ein verdammt gerissenes Schwein.«
    Der Hausmeister zog eine Zigarette heraus, steckte sie sich hinter das Ohr, dann stopfte er das Päckchen zurück in seine Jeanstasche und ging zurück in Richtung der Eingangstür der Schule.
    »Wir sehen uns, wenn wir uns sehen«, sagte er.
    Cody Floss schaute blöd wie immer.
    Gooch zog sein Handy heraus. »Irgendein Problem?«, sagte er zu Cody Floss.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich diese Geschichte glaube«, sagte Floss. »Ich meine – wo Fergus doch schwul ist? Warum würde er dann Mädchen vergewaltigen? Da frage ich mich doch, da frage ich mich, ob der Hausmeister uns nicht Scheiße erzählt.«
    »Oder?«
    Cody Floss zwinkerte. »Sir?«
    »Oder vielleicht gibt es eine einfachere Erklärung.« Gooch drückte auf die Kurzwahltaste für MeChelles Nummer.

23
    Ring. Ring.
    MeChelle taumelte durch das Zimmer, sie wedelte mit den Händen vor sich her. Stieß gegen den Tisch, fand das Telefon, packte es.
    »Hallo?«
    Ein Klicken, dann aus der Tiefe des elektronischen Niemandslandes: »MeChelle. Ich bin’s.«
    »Hank?«
    Wie jedes Mal spürte sie ihre Hoffnung zunehmen, kaum dass sie seine Stimme hörte. »Tut mir leid mit dem letzten Anruf. Ich war einen Moment lang außer mir.«
    »Alles in Ordnung? Was ist beim letzten Mal passiert?«
    »Ich habe versucht, die Bude abzufackeln. Hat nicht geklappt. Ich war ein bisschen … enttäuscht.«
    »Hast du noch irgendwas rausgekriegt?«
    »Nein. Aber da ist ein Typ mit mir im Zimmer. Bloß … er redet nicht mit mir.«
    »Glaubst du, dieser Typ ist derjenige, der dich da eingesperrt hat?«
    »Nein. Ich bin fast sicher. Ich glaube, der Typ ist auch gegen seinen Willen hier.«
    »Wieso das?«
    »Ich kümmere mich um die Lage hier. Du musst ermitteln, wer Kathleen Bolligrew umgebracht hat.«
    »In Ordnung.«
    »Wie läuft’s? Was hast du rausgekriegt?«
    Gooch brachte sie aufs Laufende.
    Das Telefon unterbrach sie, aber er rief gleich zurück. Das war der letzte Anruf diese Stunde, wurde ihr klar.
    »Hast du irgendwelche Vorschläge?«, fragte er. »Bringen uns die Hinweise irgendwie weiter?«
    »Nicht wirklich«, sagte sie. »Vielleicht müssen wir irgendwas anderes in Erfahrung bringen, bevor die Hinweise einen Sinn ergeben.«
    »Ja«, sagte Gooch. Plötzlich klang er müde.
    »Wir schaffen das schon«, sagte MeChelle.
    »Ich weiß. Ich weiß.« Gooch seufzte.
    Es folgte ein kurzes Schweigen.
    »Frage«, sagte MeChelle. »Du hast gesagt, jemand wäre auf dich losgegangen und hätte versucht, dich von dem Fall abzubringen?«
    »Ja.«
    »Woher weiß der Mörder, dass wir ihm auf den Fersen sind?«
    Sie bekam keine Antwort.

24
    Die Frage, die MeChelle ihm gerade gestellt hatte, beschäftigte Gooch. Ja, woher wusste der Mörder, dass Gooch und MeChelle hinter ihm her waren? Das deutete auf alle Fälle in Fergus’ Richtung. Abgesehen von Lane Priest war Fergus der Einzige, mit dem sie gesprochen hatten, bevor der Kerl mit der Skimaske ihn hinter dem Fuzzy’s angefallen hatte.
    »Wir müssen mehr über diesen Fergus-Typen rauskriegen«, sagte Gooch.
    »Ich habe seine Akte gezogen«, sagte Cody Floss. »Vielleicht steht da was drin.«
    »Teufel«, sagte Gooch. »Ich wünschte, du hättest sie jetzt hier.«
    »Habe ich«, sagte Cody. »Ich wollte sie mir ansehen, falls ich bei Chick-fil-A warten muss. Ich habe alles über Fergus. Und

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