Blindes Grauen
Sachen Mist macht.«
»Was für Sachen?«
»Weiß ich nicht, Mann. Sie haben bloß gesagt, da würden irgendwelche Sachen stehen. Elektrozeug. Ich hatte den Eindruck, das wäre Teil eines Internetbetrugs oder so.«
Gooch dachte darüber nach. Er fragte sich, wie viel Wahrheit in dem steckte, was Reavis ihm erzählte. Ein Typ wie Reavis würde einem immer ein bisschen Wahres servieren, um einem dann eine umso größere Lüge verkaufen zu können.
»Hören Sie, Mann, was hat das mit MeChelle Deakes zu tun? Denn ich weiß gar nichts über diese MeChelle Deakes. Das möchte ich mal festhalten.«
»Wo ist das andere Haus?«, fragte Gooch.
»Das was?«
»Das andere Haus.«
Gooch meinte das, in dem MeChelle gefangen gehalten wurde.
Langes Schweigen. »Mann, ich habe keine Ahnung von irgendeinem anderen Haus.«
»Wer wollte das erledigt haben? Und was haben Sie dafür geboten?«
Reavis seufzte laut. »Jetzt kommen Sie, Mann!«
»Wenn MeChelle Deakes stirbt, sterben Sie hinter diesen Mauern. Ich sage es Ihnen nicht noch einmal.«
»Okay! Okay! Es war mein Anwalt. Neil Diamond.«
»Ihr Anwalt heißt Neil Diamond? «
»Ich schwöre, bei Gott. Nicht mein Kriminalanwalt. Neil kümmert sich um die geschäftlichen Sachen.«
»Geschäftliche Sachen?«
»Ja, Mann. Weil ich straffällig bin, kann mir keine Tittenbar gehören. Das erlaubt die Kneipenaufsicht nicht. Also muss es anders geregelt sein. Ausländischer Eigner, so ein Zimt. Außerdem geht es natürlich um Steuern. Ich darf keine Einkommensteuer zahlen. Neil kümmert sich für mich darum.«
Gooch schüttelte traurig den Kopf. Kriminelle mit Business-Anwälten. Was noch?
»Ich sage Ihnen, Mann, ich weiß nichts von einem zweiten Haus!« Reavis wirkte plötzlich verdammt nervös.
»In Ordnung«, sagte Gooch. »Vergessen Sie bloß nicht, was ich gesagt habe. Mir ist es egal, ob du hier drin krepierst.« Er tat so, als wollte er gehen.
»Moment, Moment, Moment. Warten Sie.« Der Dicke packte Gooch am Ärmel.
»Nimm deine Pfoten von meinem Ärmel, Knastbruder. Du solltest es besser wissen!«
Reavis klopfte Gooch’ Ärmel ab und trat abwiegelnd einen Schritt zurück. »Tut mir leid, Mann.«
»Sie wollten etwas sagen?«
Reavis zwinkerte. »Wollte ich?«
Gooch nickte. »Ja.«
Reavis schaute einen Augenblick gedankenverloren. Dann neigte er seinen Kopf ein wenig vorwärts. »Neil hat mir nie etwas über das Haus erzählt. Nicht, wem es gehört, nicht, wozu die Sachen gut sind, gar nichts.«
»Aber er hat Ihnen irgendetwas erzählt, oder?«
Reavis grinste. Gooch kniff die Augen zusammen.
»Es ist, was er mir nicht erzählt hat.«
»Was hat er Ihnen nicht erzählt?«
»Er hat mir nicht erzählt, wem es gehört. Neil ist eine von diesen kleinen Tratschtanten. Wenn er es wüsste, hätte er es mir erzählt. Also, was immer läuft, es ist nicht Neils Geschichte. Jemand hat ihn dafür bezahlt, mit mir zu reden. Und wie ich Neil kenne, wird er erst nachgeschlagen und versucht haben, rauszukriegen, wem es gehört. Wenn er das nicht rauskriegen konnte, dann ist es ganz schön gut vertuscht.«
Gooch war nicht sicher, ob er Reavis folgen konnte.
Reavis grinste. »Mann, ihr Bullen kennt euch wirklich überhaupt nicht in der Wirklichkeit aus. Niemand gehört irgendwas mehr direkt. Joe Blow will sich als Investition ein Haus kaufen? Dann gründet er eine GmbH. Meistens ist der Komplementär ein Anwalt. Vielleicht listet man noch eine ausländische Firma als beschränkt haftenden Gesellschafter. Der Name des echten Besitzers taucht überhaupt nicht auf.«
»Und?«
»Das zweite Haus. Ich habe keine Ahnung, worüber Sie reden. Aber Sie haben jetzt zweimal von einem zweiten Haus gesprochen. Als wäre es ein großes Geheimnis, wo das Haus ist. Wenn ich zwischen den Zeilen lese, klingt es für mich so, als hätte sich jemand MeChelle geschnappt und in einem Haus eingesperrt.« Reavis machte eine Pause und betrachtete Gooch’ Gesicht. »Stimmt doch, oder?«
Gooch sagte nichts.
»Kriegen Sie raus, wem 502 Lincoln gehört, dann wissen Sie auch, wem das Haus gehört, in dem MeChelle Deakes steckt. Dann suchen Sie einfach nur alle Häuser raus, die demjenigen gehören, streichen die mit den langfristigen Mietverträgen und schicken ein Überfallkommando in das, das übrig bleibt. Ganz einfach.« Gooch musste zugeben, dass sich gut anhörte, was Reavis da sagte.
Reavis’ Augen weiteten sich. »Stimmt doch, oder? Jemand hat sich die Alte geangelt.«
Gooch sah auf die
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