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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Uhr. Noch dreieinhalb Stunden. Verdammt. Langsam lief ihm die Zeit davon.
    Er wandte sich ab und ging davon. Diesmal hörte er etwas hinter seinem Rücken, ein leises Rascheln von Stoff auf Stoff. Die Schenkel des Dicken, die aneinanderrieben.
    Gooch wirbelte gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie sich Reavis auf ihn warf, die Faust erhoben. Er schlug zu und traf Gooch seitlich am Schädel. Ein Johlen ging über den Hof.
    Gooch taumelte, konnte aber dem Körper des Knackis ausweichen. Reavis war für einen Dicken ganz schön schnell. Aber es gab Grenzen, wenn man 175 Kilo wog.
    Reavis stürzte sich erneut auf Gooch. Diesmal trat Gooch zur Seite, nutzte das Gewicht des Dicken für einen geschmeidigen koshi nage. Herrgott, der Kerl wog ja eine Tonne! Reavis donnerte auf den Boden. Gooch hinterher, er setzte bei dem Dicken einen Armhebel an, drehte ihn aufs Gesicht.
    »Ich musste das tun«, flüsterte Reavis. »Das wissen Sie, oder? Ich konnte nicht durchgehen lassen, was Sie mit meinen Jungs gemacht haben. Nicht, wenn alle zugucken.«
    »Klar«, sagte Gooch. »Kein Problem.«
    Aber Gooch konnte es auch nicht durchgehen lassen. Nicht, wenn er lebend zurück zum Tor wollte. Also brach er Reavis den Arm.
    Reavis jaulte immer noch, als Gooch das Tor erreichte. Es überraschte ihn nicht, dass die Leiterin der Gefängnissicherheit persönlich auf ihn wartete. Sie schaute wütend. Hinter ihr stand eine ganze Truppe Aufseher in voller Ausrüstung.
    »Gouverneur oder nicht, Sie sind ein Idiot«, sagte sie. »Sie werden nie wieder einen Fuß in dieses Gebäude setzen.«
    Gooch ging einfach weiter.
    »Haben Sie auch nur eine Vorstellung davon, wie viel Ärger Sie verursacht haben?«, rief sie. »Was hätte passieren können? Wahrscheinlich gibt es jetzt einen Aufstand.«
    Niemals entschuldigen, niemals erklären. Das hatte Gooch beim Militär gelernt. Brachte einfach nichts.
    Hinter ihm begannen die Knackis auf dem Hof zu rufen und zu johlen. Gooch wäre jetzt ungern für die Sicherheit des Ladens verantwortlich gewesen. Aber, hey – das war nicht sein Problem. Er ging einfach weiter.

40
    Ihnen bleiben … drei … Stunden.«
    Die Stimme kam aus der Decke. Eine Stunde war vergangen, das Telefon funktionierte noch immer nicht. Oder hatte sie Gooch so wütend gemacht, dass er nicht mehr anrief? Und wenn irgendwas anderes los war, wovon sie nichts wusste, was ihn daran hinderte, anzurufen? Technische Probleme, ein Autounfall, Gooch verletzt. Oder vielleicht hatte sich die Stimme irgendwas anders überlegt und sich entschieden, keine weiteren Anrufe mehr zuzulassen.
    Wie auch immer, es war offensichtlich, dass sie nicht weiter herumsitzen und darauf warten konnte, dass Gooch der große Held war und sie rettete. Sie musste das irgendwie alleine hinbekommen.
    »Ich sage dir, was mich verwirrt«, sagte sie und drehte ihr Gesicht in die Richtung, von der sie annahm, dass der Stille Mann dort stand. »Was mich erstaunt, ist, warum du hier bist.«
    Sie redete mit dem Stillen Mann. Wie immer sagte der Stille Mann nichts.
    »Ich meine, ganz sicher sollst du mich nicht bewachen. Wenn sie eine Wache gewollt hätten, wärst du draußen.«
    Tick. Tick. Tick.
    »Was mich darauf bringt: Vielleicht bist du ein Hinweis.«
    Tick. Tick. Tick.
    »Oder vielleicht sollst du mich bloß umlegen. Ich meine, ich habe das ja schon mal gesagt, aber das Ganze könnte eine Scharade sein. Vielleicht sitzt du bloß da und schaust mir zu, bis die Zeit vorüber ist. Und dann schießt du mir die Rübe weg?«
    Tick. Tick. Tick.
    »Oder vielleicht hast du noch nicht mit mir geredet, weil ich noch nicht die richtige Frage gestellt habe, hm? Ist das wärmer?«
    Tick. Tick. Tick.
    »Oder … vielleicht sollst du mein Augenlicht sein.«
    Sie tastete auf dem Boden herum, bis sie den Packen Papier fand, den sie vor etwa einer Stunde zu Boden hatte segeln lassen. Sie griff danach, legte ihn auf den Tisch, trat dann zurück an die Wand. »Da. Lies mir das vor. Hm? Steht da was drauf?«
    Tick. Tick. Tick.
    Sie hörte Papier rascheln. Ihr Herz klopfte schneller. Der Stille Mann griff tatsächlich nach den Seiten! War es möglich …
    Tick. Tick. Tick. Tick. Tick. Tick. Tick.
    Dann hörte sie plötzlich, wunderbarerweise, eine menschliche Stimme.
    »›Betrifft: Das Vermächtnis von Ellis J. Morris, dem Dritten‹«, flüsterte der Stille Mann.
    »Oh, mein Gott!«, sagte MeChelle. Eine Welle der Erregung durchflutete sie. »Du bist mein Augenlicht! Ich kann nicht glauben,

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