Blindes Vertrauen
seinem SchoÃ, während er blicklos nach vorn durch die Windschutzscheibe starrte. Er war so erschöpft, daà er sich nicht einmal dazu aufraffen konnte, die Autotür zu öffnen.
Im Haus brannte Licht, was er tröstlich fand. Er fürchtete bei jeder Rückkehr, alle Fenster dunkel vorzufinden, die Zimmer verlassen, die Schränke und Schubladen ausgeräumt. Er lebte in ständiger Angst davor, Amanda könnte ausziehen und die Jungen mitnehmen.
Sie hatte geschworen, um ihn zu kämpfen, aber an welchem Punkt würde sie aufgeben? Wann würde sie zu der Einsicht gelangen, er sei es vielleicht nicht wert, gerettet zu werden? Jeden Morgen sah er den Widerwillen in ihrem Gesicht, wenn er, verkatert von Alkohol und SchuldbewuÃtsein, mit zitternden Händen und verschwollenen Augen am Frühstückstisch erschien.
Er liebte Amanda auch, weil er ihr noch so viel bedeutete, daà sie ihn fragte, wo er gewesen sei und was er gemacht habe, aber ihre scharfe Beobachtungsgabe weckte auch Ressentiments in ihm. Sie schien einen inneren Lügendetektor zu besitzen, der weit zuverlässiger als die Geräte irgendwelcher Strafverfolgungsbehörden arbeitete. Es wurde immer schwieriger, plausible Erklärungen zu finden.
Sein schlechtes Gewissen drängte ihn in die Defensive und machte ihn verbal aggressiv. Nach einigen häÃlichen Szenen hatte sie es aufgegeben, ihn darüber auszufragen, welche Behandlungen er auf David Merritts Geheià durchführte, vermutlich hatte sie zu bohren aufgehört, weil sie seine Lügen satt
hatte; wahrscheinlich wollte sie ihren Söhnen auch das Trauma ersparen, sich erbitterte Auseinandersetzungen anhören zu müssen.
Aus ihrem Blick sprachen Tadel und Verachtung. Er spürte, daà ihre Geduld sich abnutzte, ihre Toleranz abnahm, ihre Liebe schwand. Er muÃte täglich damit rechnen, daà sie ihn verlieÃ. Dann würde er vor Scham und Verzweiflung sterben.
Er nahm einen groÃen Schluck aus der Schnapsflasche, die auf der Heimfahrt zwischen seinen Oberschenkeln gesteckt hatte. Er hatte sich fast gewünscht, von einem Verkehrspolizisten angehalten und wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen zu werden. Er hätte sich gern als schuldig im Sinne der Anklage bekannt. Eine Haftstrafe wegen Trunkenheit am Steuer wäre besser gewesen als die lebenslängliche Strafe, zu der er bei David verurteilt war. Wenn er hinter Gittern saÃ, muÃte David sich einen anderen Arzt suchen, der sein Problem für ihn löste. George hätte diese Aufgabe nur allzugern abgegeben.
Er hatte im Oval Office gewartet, bis David von seiner hastigen Goodwill-Reise in die Karibik zurückkam, wo die Medien jeden seiner Auftritte ausführlich dokumentiert hatten. Der junge, gutaussehende, vitale Präsident Merritt war fotografiert worden, wie er Sturmschäden besichtigte und Inselbewohner tröstete, denen die Naturgewalten Haus und Familie genommen hatten.
Wenn sie nur wüÃten, hatte George gedacht, wieviel zerstörerischer der Mann ist, der diese Platitüden von sich gibt.
Obwohl ein langer Tag hinter ihm lag, schien der Flug ihn belebt zu haben. Er war sonnengebräunt und wirkte kerngesund, als er ins Oval Office gesegelt kam. »George! Was gibtâs?«
Als ob er das nicht wüÃte. »Ich muà Ihnen leider mitteilen, daà Ihre Frau wieder erkrankt ist. Ich habe sie heute morgen
auf eigene Verantwortung in eine Privatklinik verlegen lassen, in der sie beste Pflege genieÃt.«
Der Drecksack gab tatsächlich vor, diese Mitteilung mache ihn betroffen. Er fragte leicht deprimiert, ob sein Schwiegervater davon benachrichtigt worden sei.
»Ich dachte, Sie würden Senator Armbruster lieber selbst verständigen wollen.«
David bat George, sich mit Dalton Neely wegen der richtigen Formulierung einer Pressemitteilung in Verbindung zu setzen, und George versprach, sich gleich morgen früh darum zu kümmern.
Falls ihm Dr. Allans gehetzter Gesichtsausdruck und seine mangelnde Begeisterung für seine gegenwärtige Aufgabe auffielen, lieà er es sich nicht anmerken. Er war zuversichtlich, daà seine Anweisungen genauestens ausgeführt werden würden  â egal, was George von ihnen hielt.
Womit erpreÃt er Sie?
George verfluchte den Tag, an dem er David Merritt begegnet war. Was ihm damals wie eine glückliche Fügung vorgekommen war, hatte sich als die unheilvollste
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