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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Begegnung seines Lebens erwiesen. Der vielversprechende junge Assistenzarzt war dem aufstrebenden jungen Abgeordneten zufällig – oder hatte David dem Zufall etwas nachgeholfen? – beim Racquetball begegnet. Als die beiden sich die Hände schüttelten, hatte George das Gefühl, durch seinen Arm gehe ein Stromstoß. Es war, als habe er eine Injektion von Davids Charisma und Energie erhalten. Aus dieser Infusion entstand eine Freundschaft.
    Danach trafen sie sich gelegentlich zum Racquetball oder zu einem Drink oder einem kurzen Mittagessen. Die Allans, die als Jungverheiratete sparen mußten, konnten nicht großzügig einladen, aber David schien es völlig auszureichen, wenn es auf der Veranda ihres bescheidenen Apartments Hamburger zum
Abendessen gab. Als er dann heiratete, war seine junge Frau von diesen zwanglosen Abenden bei den Allans weniger begeistert. Vanessa und Amanda schlossen nicht Freundschaft wie ihre Ehemänner. George vermutete, es liege daran, daß Amanda Vanessa intellektuell hoch überlegen war. Die Persönlichkeiten und Interessen der beiden Frauen hätten kaum verschiedener sein können. Aber ihre Gleichgültigkeit im Umgang miteinander hatte die Freundschaft zwischen George und David nicht beeinträchtigt.
    Schon bald hielt George David trotz der Distanz, die sie weiterhin wahrten, für seinen besten und vertrautesten Freund. Daher war es nur natürlich, daß er hilfesuchend zu David gelaufen kam, als sein Leben am Rand einer Katastrophe zu stehen schien.
    Der in der Notfallambulanz eingelieferte Patient, ein junger Schwarzer, war bei einem Basketballspiel mit Freunden zusammengebrochen. George, der nach Alter und Aussehen des Patienten und seiner Begleiter urteilte, tippte sofort auf Drogenmißbrauch. Er fragte die Gruppe, was ihr Freund an diesem Tag eingeworfen habe.
    Â»Mann, er will mal in der Profiliga spielen«, erklärte ihm einer der Jungen. »Er nimmt keine harten Sachen.«
    George glaubte ihm nicht. Alle Symptome wiesen auf eine Barbituratüberdosis in Kombination mit Alkohol hin. Er ließ dem Jungen den Magen auspumpen und ein Brechmittel verabreichen.
    Was George nicht wußte und von der Mutter des Patienten erfuhr, als sie eintraf, war die Tatsache, daß er als Kind rheumatisches Fieber gehabt und seit damals eine geschädigte Aortenklappe hatte. Er hatte sich bei einem schnellen Spiel überanstrengt und war mit Herzversagen zusammengebrochen.
    Bevor George die notwendigen Maßnahmen treffen konnte,
um seinen Fehler zu korrigieren, begann das Brechmittel zu wirken. Der junge Mann erstickte an seinem Erbrochenen.
    Entsetzt über diesen Fehler und voll Panik flüchtete George zu David, der ihm zuhörte, während er seine Geschichte hervorstieß. »Er war desorientiert und konnte es mir nicht sagen. Hätte ich nicht voreilig die falschen Schlüsse gezogen, wäre er durchgekommen. Bei einer gründlicheren Lungenuntersuchung wäre …«
    Â»Haben die anderen Kids Ihnen erzählt, daß er ein schwaches Herz hatte?«
    Â»Seine Mutter hat gesagt, daß es keiner seiner Freunde erfahren sollte, weil sie ihn sonst für einen Weichling gehalten hätten. Gott«, schluchzte er und vergrub das Gesicht in den Händen, »die Mutter könnte das Krankenhaus und mich wegen dieses Kunstfehlers verklagen.«
    Er sah seine ärztliche Laufbahn beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Seine Zeit als Assistenzarzt wäre in wenigen Monaten zu Ende gegangen. Nun würden seine und Amandas Träume sich nie erfüllen.
    Â»Seien Sie doch nicht so streng mit sich«, forderte David ihn gelassen auf. »Was hätten Sie sonst denken sollen? Er war ein schwarzer Straßenjunge, um Himmels willen!«
    Â»Ich bin nie auf die Idee gekommen, er könnte es am Herz haben.«
    Â»Natürlich nicht.«
    Â»Aber ich hätte darauf kommen müssen«, sagte George nachdrücklich. »Ich hätte andere Möglichkeiten nicht ausschließen dürfen, nur weil die Diagnose scheinbar auf der Hand gelegen hat.«
    Â»Hören Sie«, sagte David, »wenn Sie glauben, daß ich meinen Freund wegen eines reinen Fehlers ein Leben lang leiden lasse, sind Sie auf dem Holzweg. Vertrauen Sie mir?«

    George, der von Davids Gelassenheit wie hypnotisiert war, nickte wortlos.
    Â»Hat jemand mitbekommen, daß die Mutter des Jungen Ihnen von seinem Herzfehler erzählt

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